Coruum Vol. 1
alles glauben?«
Sinistra schlenderte an den Wänden entlang als könne sie sich nicht entscheiden, welche Szene sie als Nächste abspielen solle. »Wenigstens darüber brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, Karen. Das hier ist ein gigantisches Archiv. Wir können die Maya Geschichte dieser Region in Teilen vollkommen neu und detaillierter erzählen, als irgend jemand das überhaupt für möglich gehalten hat.«
»Natürlich hast du Recht, Sinistra, aber die Maya meine ich doch gar nicht!« Karen sah sie wütend an. »Ich rede von diesem Raumschiff und dieser sonderbaren Kreatur hinter dem Besucher, ich rede von diesem Raum! Das ist doch alles reine Science Fiction!«
Niemand sagte etwas in die Stille hinein. Wir hingen eine Zeitlang unseren Gedanken nach und verarbeiteten die frischen Eindrücke. Tatsächlich waren die Erkenntnisse, die ich allein aus der Tatsache des Vorhandenseins der Stele und dieses Raumes hier ziehen konnte, fantastisch – aber nichtsdestoweniger real. Der Schlüssel war real, ein Artefakt, so kostbar, und mit keiner Technik auf dem Erdball herzustellen. Das Feld am Eingang des Raumes war unbestreitbar real, so unbekannt, dass wir wahrscheinlich einen Namen dafür würden erfinden müssen.
Das alles verlieh den Aufzeichnungen in meinen Augen einen großen Vertrauensvorsprung.
»Wir werden den Professor informieren«, sagte ich. »Ich denke, unser Vorsprung ist jetzt so groß, dass wir keine Angst mehr haben müssen, dass er ihn jemals einholt.«
Karen nickte matt. Schweißperlen liefen ihre schlanke Nase hinab. Es war mittlerweile recht warm in den Neoprenanzügen geworden.
»Dann ist ja alles in Ordnung. Gehen wir schlafen.« Ich zwinkerte den beiden zu und betätigte die Kontakte des Schlüssels.
Die Wandöffnung erschien an der gleichen Stelle wie vorhin, der Schlüssel war nicht mehr zu sehen, ich hoffte ihn auf der anderen Seite der Wand wiederzufinden. Ich winkte Sinistra und Karen, den Raum zu verlassen und folgte ihnen dann.
Beim Hinausgehen dachte ich kurz an die Zeit. – Wir hatten sie vergessen. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war.
Ich wollte gerade meine Uhr unter dem Ärmel des Neoprenanzuges hervorholen – vergaß es aber – als ich Captain Johns in einem mattschwarzen Taucheranzug der Seals im Wasser des Gangs hocken sah. Die kurzläufigen M21 seiner Marines waren schussbereit auf uns gerichtet. Ich hatte den Eindruck, niemand freute sich so richtig, uns wiederzusehen.
7 Torkrage Treerose
Roter Nebel, Sieben Königreiche, Restront, Winterresidenz des Königs
30.397/1/1 SGC
29. September 2014
Torkrage Treerose verspürte ein leichtes Hungergefühl. Er saß bereits seit dem frühen Morgen an seinem Schreibtisch im alten Königsaal der Winterresidenz von Quotaan, den er nur benutzte, wenn er bereit war, wenigstens einen ganzen Tag in die Erledigung der Aufgaben zu investieren, die ihm aus seiner Funktion als König des Reiches von Treerose/Restront zufielen.
Die winterlichen Sonnenstrahlen schienen schräg durch die nach Süden liegenden, raumhohen Fenster des Saals und erreichten gerade seine Fußspitzen in den feinen schwarzen Lederstiefeln. Sie tauchten die farbigen Einlegearbeiten des Sandsteinbodens in ein sattes, bernsteinfarbenes Licht. Die Intarsien aus Metallen, Edelsteinen und unterschiedlichsten Hölzern waren wenigstens fünfzehntausend Jahre alt und zeigten die zum damaligen Königreich gehörenden Welten und Systeme auf künstlerische Art. Seine Vorgänger hatten sie nie ergänzt, sondern sich auf den Erhalt dieses einzigartigen Kunstwerkes beschränkt, und er war ihnen sehr dankbar dafür.
Torkrage Treerose war der 441. König auf Restront, dem ältesten der Sieben Königreiche.
Er schob seinen feinen, goldenen Stirnreif nach oben in die dichten schwarzen Haare, die in seinem Nacken zu einem kurzen Zopf gebunden waren. Sein auf den ersten Blick schlicht wirkender, schwarzer Anzug war aus Zeta-Nanofasern hergestellt und praktisch unzerstörbar. Er wirkte wie eine zweite Haut, enganliegend, an den Gelenken aufwendig mit feinen Linien verziert und ohne jedes Abzeichen. Abgesehen vom Material, war das Gewand der Restront-Könige seit Urzeiten nur geringen Modeschwankungen ausgesetzt gewesen.
Ein paar Sonnenstrahlen wurden von den Intarsien im Boden reflektiert, ließen den tiefschwarzen Ohrring in seinem linken Ohr aufblitzen. Er legte ein Dokument zur Seite, lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ den Blick durch den alten
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