Coruum Vol. 1
Königssaal wandern.
Der Saal war kreisrund mit einem Durchmesser von gut dreißig Metern. Ein äußerer Gang umrundete ihn, vom inneren, tiefer liegenden Bereich, durch drei konzentrische Stufen und 52 grazil wirkende Säulen getrennt.
Jede Säule aus dem für ihren Heimatplaneten typischen Rohstoff gefertigt, stand für ein dem Königreich zugehöriges System zum Zeitpunkt der Erbauung des Saales. Gemeinsam trugen sie eine mächtige Kuppel, die wie ein Planetarium die von Restront aus sichtbaren Sternformationen darstellte. Zusammen mit den überaus wertvollen Einlegearbeiten des Bodens symbolisierte der Saal den schon zum damaligen Zeitpunkt bedeutenden Einfluss der Könige von Treerose/Restront.
Torkrage murmelte seine Essensbestellung vor sich hin, wo sie von der Raumüberwachung aufgenommen und weitergeleitet wurde, und nahm das nächste Dokument in die Hand.
Es handelte sich um das Original der förmlichen Beitrittserklärung einer Welt namens Sherophe in sein Königreich, datiert 30.396/8/3, notiert im Gilden-Standard Kalender (SGC). Er blickte auf die Datumsanzeige des Schreibtisches. Das war vor 38 Tagen gewesen, knapp einem Monat. Damit war Sherophe die 795. Welt im Königreich von Restront/Treerose und die 9.103 Welt in den Sieben Königreichen.
»Und was bewegt eine freie Welt, sich in die reglementierte Gemeinschaft der 7K zu begeben?« , dachte er.
Er las leise die Koordinaten von der Urkunde ab und vor seinem Schreibtisch erschien unverzüglich ein Holodisplay des betreffenden Raumabschnitts. Sherophe lag ziemlich am Rand der 7K in einem galaktischen Spalt an der Grenze zur Region der Nebelwelten. Es war bereits die vierte Welt in diesem Sektor und im gerade abgelaufenen Jahr, die vom unabhängigen Status der Selbständigkeit unter den schützenden Mantel der 7K schlüpfte. Ein schmallippiges Lächeln spielte um den Mund Königs.
Torkrage hatte bis vor kurzem noch gehofft, zum Ende seiner Regentschaft wenigstens 800 Welten an seinen Nachfolger übergeben zu können. Die Vorstellung basierte auf dem Durchschnittswert, dass alle dreiundzwanzig Jahre eine neue Welt in das Königreich eintrat, und damit wäre es noch eine Herausforderung gewesen. Das Beitrittsgesuch der vier neuen Welten allein in einem Jahr ließ ihn über eine höhere Marke nachdenken. Er war erst achtundsiebzig Jahre alt. Damit hatte er die rechnerische Hälfte seiner Lebensspanne gerade überschritten, Zeit blieb noch genug … ja, er würde sich das Ziel nach hinten verlegen.
Überraschend kam die Zufluchtssuche der freien Welten im Nebel für ihn nicht. Es war seit Jahren deutlich, das die Region der Nebelwelten eine wirtschaftliche Phase der Depression durchschritt und dringend auf der Suche nach mehr Steuerzahlern und neuen Märkten für ihre Produkte war. Die Werbungsversuche der Kirche hatten in den letzten Jahren unter den freien Welten in der Region an Intensität und Nachdruck stark zugenommen. Es war verständlich, dass einige dieser Welten es vorzogen – wenn sie sich schon für die Aufgabe ihrer liebgewordenen Unabhängigkeit entscheiden mussten – sie an den zu verkaufen, der ihnen auch nach Unterzeichnung der Beitrittsurkunde noch ein Höchstmaß an Selbständigkeit garantierte, sofern ihnen dieser Entscheidungsspielraum von den Kirchenrittern noch zugestanden wurde.
Somit war mit Sherophe wohl nicht unbedingt ein besonders reicher Planet zu seinem Königreich hinzugekommen, aber immerhin ein sehr interessanter Stützpunkt als Basis für weitere Erkundungen in den Ausläufern der Nebelwelten.
Torkrage spürte eine Bewegung in seinem Rücken. Eine leichte Vibration am Ringfinger der linken Hand signalisierte ihm das Näherkommen seines Adjutanten Hightenent Ruf Astroon. Er drückte seinen Prägestift auf die Urkunde, der zusätzlich ein unsichtbar kleiner Mikrochip aufgeklebt wurde, und warf sie in ein kleines Fach des Schreibtisches, aus dem die Urkunde augenblicklich Richtung Archiv verschwand.
Ruf Astroon stellte ein Tablett an ein freies Ende von Torkrages Schreibtisch, welcher der geschwungenen Form des königlichen Stirnreifs nachempfunden war.
»Siir!«, grüßte er und deutete eine förmliche Verbeugung an.
Astroon war als persönlicher Adjutant des Königs gleichzeitig stellvertretender Kommandeur der Alstor-Truppen, die seit Beginn des Königshauses Treerose/Restront für den persönlichen Schutz des Königs garantierten. Seit dem Bestehen der Organisation waren sie formal eine Teileinheit der
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