Coruum Vol. 1
letzten Minuten zur Gewissheit verdichtet hatte.
Doch die Übersetzung riss ab. An ihre Stelle trat erneut die graue Kugel, die von den drei Fremden im Raum fasziniert betrachtet wurde.
Torkrage fluchte leise und drehte sich zu Ruf Astroon um.
»Sorg dafür, das niemand die Aufzeichnung dieser Projektion erhalten kann.«
Er ging langsam an den Rand des inneren Saales und setzte sich auf die unterste der drei Stufenreihen, den Blick nicht von dem Holodisplay mit den Übersetzungsdaten lassend, als könne noch ein weiteres großes Geheimnis einfach gelüftet werden. Doch es gab kein größeres Geheimnis mehr. Er verfluchte erneut den Datenfilter, der den bildlichen Beweis seines Verdachtes vor ihm und damit vor den 7K geheimhielt.
Nach der Nachricht über einem großen Schritt in Richtung der Entschlüsselung des Tektor Artefaktes am Morgen traf er nun irgendwo auf einem unbedeutenden Planeten im galaktischen Spalt zwischen den 7K und den Nebelwelten auf Informationen, die Hinweise auf das geheimnisvolle Verschwinden eines der einflussreichsten Könige von Treerose/Restront und zugleich auf einen unvorstellbaren Bund der Zivilisationen des Roten Nebels enthielt – was war das für ein Tag? Er glaubte nicht an so weitreichende Zufälle.
Torkrage erhob sich wieder. »Kümmere dich persönlich darum, herauszufinden, Ruf, warum wir keine Ursprungsinformationen mehr besitzen und wer für die Entfernung dieser Informationen verantwortlich ist. Zeichne mir ein vollständiges Bild von Harkcrows Tätigkeiten in den letzten zehn Jahren vor seinem Verschwinden. Ich muss hinter die Absichten von Harkcrow Treerose kommen und erfahren, worin seine Pläne bestanden haben und ob er sie vollenden konnte oder bei dem Versuch verschwand.«
Ruf Astroon setzte zu einer Antwort an, wurde vom König jedoch unterbrochen. »Und schicke mir den Bericht von Hud Oxmedin!«
Ruf zog eine Augenbraue hoch und begegnete dem Blick seines Königs.
»Es tut mit leid, Ruf, ich kann dir dazu im Moment nicht mehr sagen. Nur soviel, dass ich möchte, dass du dich persönlich darum kümmerst, persönlich! «
8 Donavon
Guatemala, Ausgrabungsareal Coruum
29. September – 1. Oktober 2014
30.397/1/4 Standard
Vereinzelte Strahlen der aufgehenden Sonne bohrten sich mühsam durch die dichten, träge über dem Ausgrabungsgelände dahinschwebenden Nebelschwaden.
Die dunklen Baumriesen des Regenwaldes standen einer unbezwingbaren Mauer gleich, auf ihren mächtigen Brettwurzeln und hielten die Feuchtigkeit der nächtlichen Regenfälle in ihrem üppigen Grün fest.
In der von den Bulldozern ausgehobenen Grube um das Areal der Stele herum, spiegelten sich vereinzelte Sonnenstrahlen in großen, schlammig-weißen Pfützen.
Obwohl es erst kurz vor acht Uhr morgens war, befand sich die Temperatur bereits nahe der fünfundzwanzig Grad bei einer Luftfeuchtigkeit um die einhundert Prozent. Die absolute Windstille und die ersten blutsaugenden Insekten ließen in mir ein intensives Gefühl der Sehnsucht nach dem klaren Wetter in Grampian aufkommen.
Nach Sinistras Aussage näherte sich die Regenzeit im guatemaltekischen Hochland Mitte Oktober bereits ihrem Ende. Hier im Tiefland Peténs würden sich die heftigen Regenfälle nach der leichten Abschwächung im September noch bis Ende Dezember fortsetzen – unterstützt von tropischen Hurrikans.
Ich blickte auf und kniff die Augen gegen die gleißende Helligkeit der Stratosphärenbewölkung zusammen. Im Nordosten konnte ich bereits die dunkle Front neuer Regenwolken heranrollen sehen, welche die vielfach verstärkte Batterie der ununterbrochen arbeitenden Lenzpumpen endgültig zu ertränken drohte.
Die mittlerweile auf eine Fläche von der halben Größe eines Fußballfeldes erweiterte Grube würde ohne die Arbeit der Wasserpumpen innerhalb weniger Tage zu einem rechteckigen, gut fünfzehn Meter tiefen Badesee vollaufen. Im Moment erstreckte sie sich, von den großen Pfützen einmal abgesehen, halbwegs trocken in Ost-West Richtung zu unseren Füßen.
Auf unserer (westlichen) Seite der Grube stand der Monolith der Stele im trüben Sonnenlicht glänzend, wie ein vorzeitlicher Altar. Die Arbeiter hatten ihn mit einem Aluminiumgerüst und einer kleinen Plattform versehen, die es uns ermöglichte, die in drei Meter Höhe positionierte Fassung für den goldenen Schlüssel auf der östlichen Seite der Stele zu erreichen.
Der vermutete Eingang zum unterirdischen Komplex sollte sich ebenso von der Stele aus
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