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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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ihre Bilder per Funk direkt auf zwei Laptopdisplays übertragen. Captain Johns und Marquez würden dazu ihre Erläuterungen geben.
    »Das ist ein wirklich faszinierendes Stück Technik, Doktor MacAllon.«
    Der Professor drehte den mattgoldenen, leicht sichelförmigen Schlüssel entzückt in seiner Hand.
    »Warten Sie, bis wir ihn benutzen.« Karen lächelte ihn zuversichtlich an. Ihr, braunen Augen zwinkerten spitzbübisch. Die Niedergeschlagenheit der letzten Wochen war seit der Entdeckung des Archivs wie weggeblasen. Professor Warren hatte ihr seinen Respekt gezollt, und Karen damit fachlich weit über Marquez eingeordnet. Damit hatte er die zentnerschwere Last von den Schultern genommen, die Karen dort seit dem Eintreffen des Professors und ihrer Entbindung von der Ausgrabungsleitung durch Marquez gefühlt hatte.
    Warrens feines Haar glänzte in den schwachen Sonnenstrahlen, Schweißperlen standen auf seiner Stirn, als er mich durch seine dicken Brillengläser anblickte.
    »Nehmen Sie ihn, Doktor. Und lassen Sie uns endlich anfangen.« Er gab mir das kunstvolle Artefakt zurück, schob sich die Brille auf der Nase zurecht und nickte den zwei Soldaten mit ihren teuren digitalen Kameraausrüstungen zu, damit sie sich bereitmachten, uns zur Stele zu begleiten.
    Wir gingen langsam die im Westen der Grube angelegte Betonrampe hinunter. Sie hatte den schweren Baumaschinen den Zugang zur Grube ermöglicht, und dem Abtransport des Schuttes und Gerölls zur Freilegung der großen Fläche über der unterirdischen Anlage gedient.
    Die Stele ragte mit ihren gut sechs Metern Höhe vor uns auf und ließ die Aluminium-Treppenkonstruktion mit der kleinen Plattform am oberen Ende sehr zerbrechlich wirken. Ihre Oberfläche glänzte nach den Jahrhunderten unter Felsen und in der Feuchtigkeit des Bodens immer noch so, als wäre sie jeden Morgen seit ihrer Errichtung stundenlang poliert worden und spiegelte die über sie hinwegziehenden, dunklen Wolkenformationen im grau-schwarzen Stelenmaterial.
    Ihre gesamte Form war exakt symmetrisch, nur für die präzisen Augen des Laser-Vermessungsgerätes hatte sie eine Schwankung im Tausendstel-Promille-Bereich offenbart. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Stele nicht von den Maya hergestellt worden war – sofern dieser Beweis noch notwendig gewesen wäre.
    Die Doppelspalten der Maya-Hieroglyphen zeichneten sich im Sonnenlicht bereits gestochen scharf ab.
    Neonrotes Band umschloss fast die gesamte freigelegte Fläche und sollte nach Raymonds Einschätzung die äußere Begrenzungslinie des unterirdischen Komplexes darstellen.
    Karen, Professor Warren und ich stiegen die Stufen der Treppe zur Plattform hinauf. Die beiden Soldaten folgten uns und brachten ihre Digicams mit teuren optischen Hochleistungsobjektiven in Richtung Fähnchen in Position. Damit war die kleine Plattform bereits überfüllt. Sinistra kam ein paar Stufen mit hinauf, zog es aber vor, auf das Treppengeländer gestützt stehen zu bleiben.
    Ich strich mit der Hand über die Stele. Sie fühlte sich unverändert warm an, war angenehm zu berühren und ohne Reibung. Die drei bekannten Symbole, das Auge mit den zwei Pupillen, der Vulkan und die Schleife mit den drei kopfstehenden Ausrufezeichen, waren über unseren Köpfen übereinander in das Material der Stele eingraviert. Unter den drei Symbolen befand sich auf Brusthöhe die uns aus dem Eingang zum Hieroglyphenraum bekannte Vertiefung für den Schlüssel, der Öffnungsmechanismus zum unterirdischen Komplex, wie Fergus mir noch heute morgen am Telefon versichert hatte.
    Er hatte in der Nacht zusammen mit Mary die aktuelle Kombination des Schlüssels für den heutigen Tag berechnet und mir übermittelt. Es war ein Bestandteil unserer Abmachung mit Professor Warren, dass das Institut offiziell in alle Ergebnisse der Ausgrabung eingeweiht wurde.
    Ich sah Professor Warren und Karen an. Sie zog die Augenbrauen hoch und grinste verschmitzt zurück.
    »Na los, Don! Worauf wartest du noch? Gehen wir rein.«
    Ich lachte. Der Schlüssel lag schwer in meiner linken Hand. Ich schloss sie und betätigte die Kontakte. Wie immer ließen sie sich widerstandsfrei eindrücken. Ich musste die Hand nicht erst wieder öffnen, um das intensive blaue Licht zu sehen. Es strahlte zwischen meinen Fingern hindurch. Ich drehte mich zur Stele und drücke den Schlüssel mit einer fließenden Bewegung in die Fassung unter den drei Symbolen, die ihn mit einem leisen Klicken aufnahm.
    Mir blieb kein, Zeit, mich

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