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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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antwortete ihr, ein älterer Mann nickte lachend.
    »Meistens endet diese Aufregung ein paar schlaflose Nächte später in der ernüchternden Erkenntnis, dass es mit dem sensationell doch nicht so gemeint war.« Sie blickte Fergus an. »Wenn aber der Nobelpreisträger Fergus Young einmal im Leben eines Wissenschaftlers gegen drei Uhr in der Früh anruft und fragt, ob man Zeit hätte, sich die Probe eines sehr besonderen Menschen anzusehen, kann man relativ sicher sein, dass das bestimmt sensationell werden wird.«
    Neben ihr auf der Leinwand erschien die Doppelhelix der menschlichen DNA. »Fergus hat mich gebeten, eine Probe der DNA zu untersuchen. Es ging ihm nicht um die Identifikation eines einzelnen Menschen, sondern um eine Artbestimmung.« Sie schmunzelte vor sich hin, während sie dem Auditorium Zeit gab, darüber nachzudenken.
    »Wenn jemand mir einen menschlichen Finger gibt und mich um die Artbestimmung bittet, werfe ich denjenigen normalerweise im hohen Bogen aus meinem Büro«, fuhr sie fort, »denn es gibt nun mal nur eine Art Mensch auf diesem Planeten. – sieht man von den ausgestorbenen Arten wie dem Neandertaler oder Heidelbergensis einmal ab. Irritierend für mich war nur der außergewöhnlich gute Zustand des Fingers, den ich zur Artbestimmung erhalten habe – normalerweise bekomme ich Stücke von mehrere zehntausend Jahre altem, mumifiziertem Gewebe, wenn nicht älter.
    Dieser Finger war nach Aussage der Finder mehr als sechs Tage vom Körper und damit vom Blutfluss seines Besitzers abgetrennt gewesen, als ich ihn bekommen habe. Sein Blut war mit Ausnahme der Läsionsstelle aber nicht geronnen oder zähflüssig, seine Zellen waren nicht tot, er war nicht steif, seine Temperatur betrug genau siebenunddreißig Komma sechs Grad Celsius. Medizinisch gesprochen war er vital – er hat gelebt! «
    »Du, sprichst in der Vergangenheit, Sybil, gab es irgendwelche Veränderungen in der letzten Zeit?« Fergus hatte sich interessiert nach vorn gebeugt und sah die hoch gewachsene Biologin offen an. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie die Antwort innerlich vorformulierte.
    »Ja, Fergus«, sagte sie mit spitzbübisch verzogenen Lippen, »der Finger ist – wenn du so willst – vor drei Stunden kollabiert. Er ist gestorben.«
    Colin Rogers machte dicke Backen und blies die Luft mit vorgeschobener Unterlippe an seine Haare. Er warf Fergus einen hilflosen Blick zu, den der mit einem Augenzwinkern beantwortete.
    »Und erfüllt damit im Nachhinein eine Grundvoraussetzung für die Untersuchungen der aDNA [9] , die ich schon vorgenommen habe.«
    Sie drehte sich zur Leinwand, auf der eine kubische Apparatur zu sehen war. »Dieser Thermocycler hat mir bei der Vorbereitung der benötigten Tests mittels PCR [10] zur Einordnung der aDNA geholfen. Normalerweise wird die PCR für Vaterschaftstests, Genetische Fingerabdrücke, Geschlechtsbestimmung und in der Klon-Forschung verwendet. Ich habe ihn zur beschleunigten Produktion von im Test verwertbaren, genau definierten Gen-Sequenzen des Fingers benutzt.«
    Das Bild auf der Leinwand teilte sich und es erschien wieder die menschliche Doppelhelix und eine zweite, die als Mensch’ gekennzeichnet war.
    »Es steht zweifelsohne fest, dass diese Probe von einer anderen Art Mensch stammt – daher Mensch Strich . Die Übereinstimmung der DNA ist in den überprüften Sequenzen hoch, die verbleibenden Unterschiede sind aber signifikant.« Einige Bereiche innerhalb der Helix-Grafiken blitzten kurz auf.
    »Vergleichen wir die mtDNA [11] aus Funden des Neandertalers in Deutschland, Russland und Kroatien mit der des Mensch’, ist aber festzustellen, dass diese neue DNA weitaus besser zu unserer passt, als die des Neandertalers. Zwischen der DNA des Neandertalers und unserer gibt es in siebenundzwanzig Bereichen signifikante Unterschiede. Von diesen Bereichen konnte ich nicht alle überprüfen. Die hier rot markierten Bereiche weisen eine hohe genetische Übereinstimmung zwischen der Mensch’ und unserer eigenen DNA auf – und deuten damit eine engere Verwandtschaft an als zu den Neandertalern. Unsere Y-Chromosomen sind sehr ähnlich – jedenfalls bezogen auf die untersuchten Abschnitte von nur ein paar Millionen Basenpaaren, die ich in der begrenzten Zeit von«, sie blickte auf ihre Uhr »knapp dreißig Stunden vergleichen konnte.«
    Einige der Zuhörer hatten sich vorgebeugt. Professor Carlysle schien den Augenblick zu genießen. Ihre Augen leuchteten.
    »Wir kommen hier

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