Coruum Vol. 2
Hände, nickte mir und Fergus zu und verließ den Raum durch eine Tür in der Rückwand, gefolgt von zwei Sicherheitsbeamten.
Der MI6-Direktor grinste mich an. »O.k., so brauchte ich es Ihnen nicht zu sagen, Donavon.«
Fergus lachte in sich hinein. »Ich komme übrigens auch mit – ist wohl klar!« Er hakte mich unter und brachte mich zu Sturgis zurück, der mir eine Flasche Mineralwasser reichte. Fergus legte seine Hand auf meinen Arm. »Am besten kommst du damit klar, Don, wenn du baldmöglichst wieder dort bist und Karens Arbeit fortsetzt!« Ich nickte ihm stumm zu, den überraschten Blick von Sturgis nur am Rande wahrnehmend.
»Wir fahren zurück?« Ich sah ihn schweigend an. Dann nickte ich matt.
»Ich gehöre jetzt wohl zum Team, oder?« Er hob seine Wasserflasche. Meine Gedanken überschlugen sich. Schließlich stieß ich mit meiner Flasche dagegen und zusammen leerten wir sie. Der Amerikaner verzog das Gesicht. »Wird Zeit, dass das hier zu Ende geht und wir was Anständiges zu trinken bekommen.«
»Wenn das hier zu Ende ist, geh’ ich ins Bett, Sturgis, das verspreche ich dir«, antwortete ich und ließ mich auf meinen Stuhl fallen.
»Du enttäuschst mich, Scotsman, ich halte das hier schließlich auch aus«, monierte er gespielt und setzte sich wieder neben mich.
Fergus schlug vorsichtig auf das Mikrofon. Die diversen Unterhaltungen erstarben und die übrigen Anwesenden setzten sich. Mit der linken Hand reichte er in den Saal.
»Doktor Schmidt, bitte!«
Während ein junger, dynamisch wirkender Mann nach vorn eilte, dabei sein Manuskript im Laufen sortierte, fuhr Fergus fort: »Ich habe Jens Schmidt vor drei Monaten vom DESY in Deutschland für mein Institut abwerben können. Er ist ein Talent auf dem Gebiet der Experimentalphysik und hat den Europäischen Röntgenlaser XFEL [12] in Hamburg mitgebaut.«
Der junge Mann kam neben Fergus zum Stehen und brachte sein blondes Haar mit einer Handbewegung wieder in Ordnung. Auffällig waren seine langen Koteletten, die mit dem Rasierer in je drei waagerechte Streifen unterteilt waren, so dass sie einem deutschen Sportartikelhersteller ähnelten, sowie seine spitzen Stiefeletten, die Sturgis’ zustimmendes Nicken ernteten.
»Jens’ Spezialgebiet sind Plasmen und die technischen Anwendungsbereiche der Röntgentechnik – und natürlich seine Verbindungen zum DESY. Ich bin froh, dass du es rechtzeitig zurück geschafft hast. Los geht’s!« Fergus setzte sich in die erste Reihe und die gesamte Aufmerksamkeit der Teilnehmer richtete sich auf den jungen Wissenschaftler.
»Danke, Fergus, guten Abend!«, begann er mit leichtem deutschen Akzent.
»Das war wirklich sehr knapp und ich bin einigen Kollegen am DESY sehr zu Dank verpflichtet, dass sie mir die erforderliche Zeit aus ihren Kontingenten so kurzfristig freigemacht haben.« Ein erstes Bild erschien auf der Leinwand: Die fein strukturierte, tiefschwarz glänzende Oberfläche des mehrgliedrigen Ringes, den ich zusammen mit dem Finger in dem Cenote gefunden hatte.
»Das war eine harte Nuss, Fergus. Abgesehen davon, dass ich keinem davon etwas erzählen durfte.« Der junge Mann hatte offensichtlich viel Spaß an seinem Vortrag. Mit Begeisterung in der Stimme wies er auf das nächste Bild. »Ich hatte also nur meine eigenen Hände, um den Ring aufzuprobieren – und was soll ich sagen, er war mir viel zu groß und auch vollkommen unbeweglich.« Ein weiteres Bild erschien, schräg von unten in den Ring hinein aufgenommen. Es fokussierte einen kreisförmigen Ausschnitt der Ringinnenseite. »Zuerst habe ich eine äußere Analyse der Oberfläche gemacht, sowohl von der Außenseite als auch von der Innenseite her. An der Außenseite gab es keinerlei Abweichungen von der polierten tiefschwarzen Struktur des Ringes. An der Innenseite gab es genau eine und die sehen Sie hier: Auf Höhe des ersten Fingergliedes befinden sich innerhalb des Ringes diese kreisförmigen Vertiefungen in einem Streifen von genau zwölf Millimetern Breite. Bei einer einhundertfachen Vergrößerung sind winzige, jetzt verschlossene Öffnungen zu erkennen, deren Bedeutung mir schleierhaft ist, ich habe zweiundneunzig dieser Öffnungen gezählt.«
»Das kann ich vielleicht erklären, Doktor«, meldete sich Professor Carlysle zu Wort. »Als ich den Finger aus dem Ring getrennt habe, waren in diesem Bereich winzige Löcher in der Haut. Ich konnte damit nichts anfangen und habe eine Verletzung vermutet, die möglicherweise durch Reibung
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