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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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oder Druck beim gewaltsamen Abtrennen des Fingers von der Hand hervorgerufen wurde. Mit Ihrem Hinweis, Doktor Schmidt, und der Information aus Doktor Masseys Vortrag bezüglich der fortgeschrittenen Bio-Konnektoren, halte ich es auch für möglich, dass dieser Ring über ähnliche Konnektoren mit dem Nervensystem des Fingers verbunden gewesen sein könnte.«
    Der junge Physiker nickte zustimmend. »Das wäre eine Erklärung, Professor. Wobei ich mir auch mit dieser Zusatzinformation nicht erklären kann, wozu der Ring gedient haben könnte.«
    Nun, ich wusste, wozu der Ring dem Mann in dem Cenote gedient hatte. Ein bedenkliches Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Na ja, es muss ja alles gut gegangen sein, beruhigte ich mich sofort wieder, sonst stünde er jetzt nicht vor uns und würde den Vortrag halten. Ich beschloss, erst einmal weiter zuzuhören, bevor ich verraten würde, um was es sich bei dem Ring dort handelte.
    Ein neues Bild war erschienen, diesmal eine computergenerierte, dreidimensionale Grafik des Fingerrings mit fünf rot hervorgehobenen Kreisen.
    »Jeder dieser Kreise markiert eine Stelle der Oberfläche, die ich mit dem XFEL näher untersucht habe, um Hinweise auf die Art des Materials und vielleicht seines Inneren zu bekommen.« Der erste Kreis blinkte kurz auf und eine Nahaufnahme des betreffenden Oberflächensegments war zu sehen. Die ebene, polierte Oberfläche erschien in der Grafik stark zerklüftet, wie eine Reihe von senkrechten Kühlrippen eines elektrischen Bauteils. »Jede dieser Vertiefungen ist nicht mehr als einen Millimeter tief – allerdings haben sie zueinander auch nur einen hundertstel Millimeter Abstand. Es hat also seine Berechtigung, dass sie hier in der Grafik sehr beeindruckend wirken. Sie sind so dicht, dass wir sie nicht erfühlen können. Gehen wir noch ein wenig weiter in die Vergrößerung, sehen wir, dass selbst diese Wände im Mikrometerbereich weitere Einkerbungen aufweisen. Ich habe diese Oberflächenstruktur an mehreren Stellen an der Ringaußenseite gefunden, nicht an der Innenseite. Der Ring verfügt also über eine weitaus größere Oberfläche als auf den ersten Blick vermutet.«
    Er hob seine Hand und ich atmete innerlich auf, als ich den schwarzen Ring erkannte, den er auf seiner Handfläche hielt. »Das Material des Rings weist eine außergewöhnliche Härte auf. Es konnte auf mechanische Weise von keinem anderen Material geritzt werden – nicht einmal von Industriediamanten oder den experimentellen Teflon-Kohlenstoff-Legierungen der Kollegen der Materialforschung.«
    Das nächste Bild zeigte eine schematische Skizze des Lasers. »Sie sehen hier den Aufbau des XFEL-Forschungszentrums bei Hamburg. Das ist der gut zwei Kilometer lange, unterirdische Beschleunigertunnel, in dem die Elektronen zu einer Energie zwischen zehn und zwanzig Milliarden Elektronenvolt beschleunigt werden, bevor sie in einem dieser Tunnelfächer auf Magnetfeldanordnungen verteilt werden, die die Elektronen anregen, die benötigten Röntgenlaserblitze abzugeben, die dann in den Versuchen verwendet werden.
    Der eigentliche Versuch erfolgt in zwei dicht aufeinander folgenden Schritten: Der erste Röntgenlaserblitz löst Elektronen aus der Oberfläche, während der zweite Blitz sie für ein Foto beleuchtet. Ich musste ein paar Stunden fein justieren, um die genau benötigte Energie für den Laser und den korrekten Zeitabstand für das Foto zu bekommen.«
    Jens Schmidt hielt den Ring immer noch erhoben. Jetzt zeigte er ihn uns frontal, während sein reger Erzählfluss zum ersten Mal ins Stocken geriet. »Dieses Material ist einzigartig, meine Herren, Professor Carlysle. Mit der stärksten Ladung ist es mir nicht gelungen, die Materialstruktur zu knacken. – Im Gegenteil, ab einer Ladung größer als fünfzehn Milliarden Elektronenvolt waren keine Aufnahmen mehr möglich. Es schien, als würde sich der Ring in ein Schutzfeld hüllen, das den Strahl abgelenkt hat.«
    Er sah ratlos in die Runde der Teilnehmer. »Es tut mir leid, Fergus, aber außer der Tatsache, dass dieses Material unbekannt ist, habe ich kein greifbares Ergebnis.«
    Ich entspannte mich innerlich, im Geiste die Schlagzeilen vor Augen, wäre es dem gedankenlosen Physiker gelungen, den Ring zu zerstören. Erneut war ich fasziniert von der Technologie der Besucher, welche von einem hohen Sicherheitsdenken zeugte.
    »Ich bin eigentlich sehr froh, dass es Ihnen nicht gelungen ist, diese Materialstruktur zu knacken,

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