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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Rückenmark, den sie mit zusammengekniffenen Augen anstarrte. Tatsächlich waren an den zentralen Rändern der winzigen Kontaktpunkte dunkelbraune Linien, Reste von vertrockneter Wundflüssigkeit, die mit konserviert worden waren. Sie erlaubte sich, innerlich aufzuatmen. Die KI von Mesaphodes Statue war leer. Sie hatte mit dem Rumpf-Programm gesprochen.
    »Deine Augen sind noch gut, Vater, bist du dir sicher, dass du einen neuen Körper willst?«, fragte sie ihn lächelnd. Sein Blick wich ihr unsicher aus.
    Raoula war bereits auf dem Weg zur nächsten Statue, der von Mesaphode der 5., hinter der von Aonia. Sie verzichtete diesmal darauf, die KI der Urmutter anzusprechen, da sie wie zuvor nur eine Programmhülle erwartete, und aktivierte sofort die Öffnung des Schreins.
    Ungeduldig beugte sie sich über die durchsichtig werdende Oberfläche und erstarrte, als sie erkannte, was dort drinnen lag.
    Neben den Überresten des vegetativen Nervensystems, die in der gleichen natürlichen Position drapiert waren wie zuvor, lag hier ein weiterer Gegenstand. Ihr schwindelte. Mit ihrer freien Hand stützte sie sich an der kalten Front ab, die andere knallte ihr Benedictinen-Zepter so hart auf die Oberfläche der Abdeckplatte, dass Vater Rastolon hinter ihr erschreckt zusammenfuhr.
    Quer unter dem Rückenmark lag ein Troyian-Zepter und schimmerte in einem rötlich-metallischem Material, mit einer Verdickung in der Mitte, die Raoula innerlich triumphierend als Troyian-Ring identifizierte. Mit all ihrer Konzentration versuchte sie das Troyian-Logo wahrzunehmen, dass sich in der Mitte des Zepters unter dem Ring befinden musste.
    »So etwas habe ich schon einmal gesehen«, sprach Vater Rastolon in die Stille und beendete damit die Konzentration der Benedictine, »kürzlich auf einem Bild im Archiv. Mesaphode 5. hat es in der Hand gehalten – wie eine Trophäe.«
    Das ist es immer noch , dachte Raoula.
    »Was ist das, Vater?«, fragte sie laut und beugte sich interessiert zu ihm.
    »Ich weiß es nicht. Es ist zu dem Bild im Archiv nichts Inhaltliches überliefert gewesen. Es gab nur das Bild, keine weiteren Verweise. Keine der anderen Urmütter hatte etwas Vergleichbares«, flüsterte er fasziniert.
    Gib es mir! , befahl sie ihrem Primus.
    Vater Rastolon sprang überrascht zur Seite, als der Ritter lautlos neben ihm an den Schrein trat und sein Vibro-Schwert zog. Sein Kopf richtete sich auf Raoula, die ihm zunickte.
    Die Klinge verschwamm vor den Augen des Abtes, als der Primus die Waffe aktivierte. Behutsam legte er die Spitze auf einen Punkt an der Oberfläche des Schreins. Schlagartig verging die Transparenz der Abdeckplatte und der Ritter zog die Klinge langsam zurück.
    »Mutter, der Schrein besteht aus modifiziertem Kreaton, die Molekül-Bindung seiner Struktur ist integral«, erklang die Stimme des Primus durch sein elektronisches Visier. »Er ist massiv!«
    Raoulas Blick hing nachdenklich an der schwarz schimmernden Oberfläche des Schreins. Ihr Geist versuchte ihn zu durchdringen – da war nur Leere. Verwundert trat sie einen Schritt zurück.
    Eine Projektion! , dachte sie. Der Schrein ist leer. Die Reliquien und das Troyian-Zepter müssen sich an einem anderen Ort verbergen . Sie schloss ihre Augen und wanderte in Gedanken die Statue empor.
    Vater Rastolon bemerkte das Lächeln auf den feinen Zügen der Benedictine zuerst.
    »Bring mich da hinauf!«, befahl sie dem Primus.
    Die leere Antigrav-Scheibe glitt auf sie zu und senkte sich vor ihr auf den steinernen Boden ab. Raoula betrat sie zuerst, gefolgt vom Ritter. Sie hielt sich mit einer Hand an der brusthohen Stütze fest und der Primus dirigierte die Scheibe hoch hinauf zum Kopf der Statue. Auf Höhe der glänzenden schwarzen Augen von Mesaphode schwebte die Scheibe langsam in Richtung des Hinterkopfes herum und verharrte in der Luft, als Raoula dem Primus ein lautloses Halt! gebot. Ihr Geist tastete nach den sterblichen Überresten der Urmutter, die hier oben in einer Krypta aufbewahrt wurden. Sie spürte das hartnäckige Stechen des Gedankenscanners, der ihre ID wiederholt abtastete. Niemand außer ihr, Ramone und wenigen anderen besaß die Befugnis, diesen Ort ohne Eskorte zu betreten. Raoula hoffte in diesem Moment, dass dies auch die Berechtigung zum Plündern des Grabes mit einschloss.
    Mit einem lauten Kratzen senkte sich das Haupt von Mesaphode 5. nach vorn, bis ihr zartes Kinn auf der Brust der Statue auflag. Für Vater Rastolon am Boden entstand für einen

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