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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Gewandes.
    »Wie fühlst du dich, mein Engel?«, fragte sie die KI des Animoiden, dem am Morgen die vollständige Gehirnmuster-ID ihrer Lieblingsnovizin Syrania übertragen worden war.
    Stark, Mutter, und – fremd!
    Ramone nickte lächelnd. »Nicht lange, Liebes, und ich werde dir folgen«, sagte sie, das synthetische, weiche Rückenfell des Animoiden streichelnd » – komm!«
    Die Urmutter erhob sich und sah den hinter ihr wartenden Kirchenritter an.
    »Primus, überbringe den Helfern meinen Respekt für die gute Arbeit an der Paladina.«
    Der Ritter senkte zum Zeichen des Gehorsams den Kopf. Hinter seinem elektronischen Visier blickten seine Augen voller Abscheu auf das kybernetische Raubtier, dessen einziger Bezug zur Menschlichkeit in seinem Gehirnmuster lag, für das eine weitere wunderschöne junge Novizin in der Nacht zuvor hatte sterben müssen.
    Die Urmutter ging durch die leeren Labore zu einer runden Tür in der Form der doppelten Sphären, die sich bei ihrem Näherkommen automatisch öffneten und ineinander schoben, so dass an beiden Seiten hohe Durchgänge in den dahinter liegenden Raum entstanden. Sie wählte den linken Durchgang, wohl wissend, dass das verborgene Schutzfeld des rechten Durchgangs jeden Eindringling auf der Stelle töten würde. Die Paladina folgte ihr in wenigen Metern Abstand, misstrauisch mit ihren Sensoren die Öffnungen abtastend.
    In dem kreisrunden Raum, den die Urmutter und ihre Paladina betraten, befand sich nur ein einziger Gegenstand. Der Mysalikboden und die schwarzen Wände waren nicht beleuchtet. Wie ein funkelnder Edelstein auf samtenem Tuch, stand der unbekleidete Körper einer fünfundzwanzigjährigen Frau auf einem flachen, rot schimmernden Podest in der Form der beiden Sphären. Ramone umrundete ihr Abbild mehrmals ehrfürchtig, ihre künstlichen Augen untersuchten die Oberfläche des Gynoids eingehend.
    Als sie schließlich neben ihrer auf den Hinterläufen hockenden Paladina vor dem Abbild stehen blieb, hatte sich auf ihrem Gesicht eine ekstasegleiche Begeisterung breitgemacht. Sie hatte keinerlei Abweichungen oder Unebenheiten an dem Gynoiden entdecken können. Sie tat einen Schritt auf ihr Abbild zu. Ihre Hand strich zärtlich über die warme, nahezu unzerstörbare Haut des Körpers. Menschen gleiche Haut über einem vollkommen dynamischen Kohlenstoff-Skelett mit bisher in den Nebelwelten unerreichten Eigenschaften. Ihr Abbild hatte die Augen geschlossen. Die Sphären auf den Augenlidern waren messerscharf. Dieser Gynoid war das Ziel ihrer nächsten und letzten Reinkarnation.
    »Das ist die siebenundachtzigste Version, Mutter, sie scheint nahezu perfekt.«
    Ramone nahm die Information des Primus ohne Kommentar zur Kenntnis. Für sie war das die Perfektion. Noch zwei Monate, dann würde ihr Geist – zum zehnten Reinkarnations-Zyklus – diesen Gynoid-Körper übernehmen. Sie würde äußerlich für immer ihre Jugend erhalten und nach mehr als eintausendzweihundert Jahren das letzte menschliche Gewebe von sich abstreifen, allwissend, allmächtig und unsterblich werden – die erste wahre Urmutter – und die einzige, die im Roten Nebel jemals wirklich herrschen würde!

 
13 Zentrum
Roter Nebel, Zentrum, Ul’Charque, Forschungssystem von Z-Zemothy
30397/1/24 SGC
27. Oktober 2014
     
     
Kamir
     
    Die Phesaphee nahm Kurs vom Sprungpunkt auf die Orbitalstation von Ul’Charque II. Kamir ging auf der Brücke langsamen Schrittes um das zentrale Navigationsholodisplay herum. Die beiden schweren Jagddrohnen, einige zehntausend Kilometer hinter dem Heck seiner Yacht, die ihm seit dem Eintritt ins System wie ein Schatten folgten, ignorierte er vollkommen, ebenso die kurzen rhythmischen Störungen des Holodisplays.
    Sen Es’Rafin, der Landsucher der Phesaphee, warf ihm einen fragenden Blick zu. »Sie scannen das Schiff, Händler.«
    Kamir machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. »Sollen sie, Sen. Das Wichtige, das wir an Bord haben, ist in meinem Kopf«, antwortete er und verzog die Mundwinkel zu einem sarkastischen Lächeln.
    Die Systemkontrolle in Ul’Charque war über sein Kommen informiert gewesen. Das Oberkommando der Unsichtbaren Flotte und das Gildenhauptquartier hatten ihn parallel beim Sektoren-Kommandanten angemeldet. Kamir grinste tiefer in sich hinein, während er sich durch die in seinen Kinnbart eingeflochtenen Perlenriemchen strich. Natürlich war hier alles auf höchster diplomatischer Alarmstufe. Niemand hatte den Grund seines Besuches

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