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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Z-Zemothy lag darin, dass einem nicht gesagt wurde, wie etwas zu lösen war. Man bekam nur kurz das Zielbild gezeigt oder beschrieben und musste seinen Weg von der eigenen Ausgangssituation selbst dorthin entwickeln.
    »Ich habe ihnen die Prinzipien erläutert. Sie haben Holos davon gemacht, ich habe ihre Versuche kritisiert, ihnen die Schwachstellen und Fehler aufgezeigt. Was machen Eure Wissenschaftler? Sie bauen die Versuche exakt nach, ohne Fehler, mit behobenen Schwachstellen, aber auch ohne das Prinzip verstanden zu haben und es entstehen neue Fehler, neue Schwachstellen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nun Eure Sorge, dem nahenden Potentialkollaps zu begegnen, Dawn – es geht nicht! «
    »Macht Euch bereit, Hud. Die Fähre kommt in zwanzig Minuten«, sagte ich.
    Er drehte sich zu mir um, überlegte eine Erwiderung, verzichtete dann aber doch darauf, etwas zu sagen, und ging zügig zurück in das flache, lang gestreckte Haus. Mein Blick fiel auf den fehlenden Ringfinger seiner linken Hand und ein kurzes Aufflackern von Mitleid erfasste mich.
    Kamirs Plan war so einfach, dass er tatsächlich Aussicht auf Erfolg hatte. Ich erkundigte mich aus reinem Interesse nach dem Zustand des Wissenschaftlers, schließlich wollte ich wissen, wie mein Gefangener in der Zwischenzeit behandelt worden war. Hud Chitziin war am Anfang mit schweren Drogen verhört worden, doch das hatte nur sehr eingeschränkt funktioniert – die Makrobots in seinem Blut neutralisierten sämtliche Drogen innerhalb kürzester Zeit. Es war am Ende nicht mehr möglich gewesen, die Dosis zu erhöhen, ohne ihn umzubringen. Also begann man auf ihn zu hören und ließ ihn mit den Wissenschaftlern von Z-Zemothy reden – was bislang einen langsamen, aber immerhin bescheidenen Fortschritt gebracht hatte – auch wenn dieser sich fast ausschließlich auf die Verbesserung der Forschungsmethodik beschränkte.
    Diese Gespräche hatten sich immer über mehrere Tage erstreckt und fanden in unregelmäßigen Abständen in den Tor-Laboratorien auf P1 statt. Ich beschloss mich von seinem Zustand zu überzeugen und ihn zu einem solchen Treffen abzuholen. Das war unverdächtig – solange ich den formalen Weg einhielt. Momentan befand ich mich noch zu einhundert Prozent auf diesem Weg.
    Die Fähre mit dem regulären Begleitpersonal in Form zweier Z-Zemothy-Offiziere war pünktlich. Wir flogen zurück zur Basisstation und stiegen in eine der fünfzig Meter langen, ellipsoiden Transportkapseln. Es gab Personen- und Frachtkapseln. Von den vierundsechzig Ankerkabeln (jedes mit einem Durchmesser von zehn Metern, bestehend aus einhundertachtundzwanzig Millionen einzelnen Nanofasern von jeweils zweiundfünfzigtausend Kilometern Länge) wurden zwei Drittel für Frachttransporte zur Station genutzt. Zehn Kabel dienten dem Transport von Personal und die übrigen waren für wichtige Einzeltransporte wie uns reserviert.
    Wir setzten uns in das obere, transparente Aussichtsdeck der Kapsel, in dem automatische Konturenliegen in mehreren Kreisen um das zentrale Ankerkabel herum angeordnet waren und eine freie, Einhundertundachtzig-Grad-Panorama-Sicht ermöglichten. Die Kapsel, die wie eine Perle auf dem Ankerkabel saß, wurde über einen eigenen Linearbeschleuniger angetrieben und von vier Antigrav-Ringen auf konstantem Abstand zum Kabel gehalten. Ein zusätzliches Trägheitsfeld erlaubte die notwendigen Beschleunigungskräfte beim Start und bei der Ankunft. Der Weg hinab hatte knapp eineinhalb Stunden gedauert, wovon nur die letzten vierzig Kilometer in der Planetenatmosphäre reiner Bremsweg gewesen waren.
    Abdallah schlüpfte aus seinem Exor, setzte sich ein Stück entfernt von uns und machte die Augen zu. Der Hud und seine beiden Bewacher belegten die äußere Reihe der Sessel, die Wachdrohne unauffällig ein paar Meter hinter ihnen schwebend. Ich stellte mich in die Mitte der Kapsel, den Blick auf das Ankerkabel und die gelbleuchtenden Antigrav-Ringe gerichtet.
    Die Beschleunigung war enorm. Von einer zur anderen Sekunde lag die Planetenoberfläche tief unter uns. Lediglich durch das leichte Ausscheren der schwebenden Wachdrohne war überhaupt eine Bewegung innerhalb der Kapsel spürbar. Nach ein paar Minuten, weit über der Atmosphäre, überholten wir sich relativ zu uns im Schneckentempo bewegende Personenkapseln an den anderen Ankerkabeln, die mit normaler Geschwindigkeit unterwegs waren.
    An Bord der Orbitalstation würden wir den Hud von seinen Bewachern trennen

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