Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
vom oberen Rand des Stadions herunterströmten, unterteilten die ringförmigen Stufen in gleichgroße Segmente und mündeten in den inneren See, der die zentrale Insel mit der Säule umschloss.
    Vier Segmente der inneren Stufe – ein Halbkreis – waren vom leuchtenden Rot der Ritter erfüllt, während von den Segmenten der folgenden Stufen ausschließlich das blendende Weiß der Knappen reflektiert wurde. Die Spitzen der vierundsechzig Banner wirbelten schwerfällig um die Köpfe der Ritter, während die Plattform die letzten Meter zum oberen Ring der zentralen Säule zurücklegte und ohne wahrnehmbare Erschütterung auf ihm aufsetzte.
    Die Lehensritter des äußeren Rings verließen zügig die Plattform, steckten ihre Banner in vorhandene Vertiefungen im Ringboden und knieten drei Schritte entfernt vor diesen nieder. Mit einem leisen Surren fuhren die Lanzen, sich um ihre eigene Achse drehend, an der Spitze von Stativen in die Höhe. Die Banner entrollten sich hoch über dem Kopf der Urmutter zu ihrer vollen Größe, zeigten die Symbole der einzelnen Lehensritter und begannen träge in der an der Spitze der Stative ausströmenden Luft zu flattern.
    Komm zu mir, Liebes, befahl Ramones Stimme schmeichlerisch in Raoulas Gedanken. Die Urmutter drehte sich ein wenig zu Raoulas Seite und machte mit dem rechten Arm eine einladende Geste. Raoula nahm ihr Zepter in die rechte Hand, ging zwei Schritte, um an Ramones Seite zu kommen, und schloss ihre Finger um die dargebotene zarte Hand der Urmutter.
    »Sieh –«, Ramone hob ihre linke Hand mit dem Zepter der Urmutter – einer größeren Version des Benedictinen-Zepters in einer ausladenden Kreisbewegung über die auf ein Knie gefallenen Knappen und Ritter im Stadion.
    »Ich möchte, dass du heute das Ritual leitest, Liebes.«
    Der Blick Ramones traf ihren und Raoula sah in die künstlichen roten Augen der Urmutter, sah die filigrane Form ihrer Pupillen, den Sphären der Kirche nachempfunden. Die Make-up-Striche unter den Augen und über den Lippen der Urmutter waren heute wesentlich filigraner und farbenfroher als am Tag zuvor am Strand. Raoulas Blick streifte die hohe Haube auf dem Kopf Ramones – eine aus zwei Halbzylindern zusammengesetzte, zerbrechlich wirkende Kopfbedeckung, die in der Mitte der vorderen Nahtstelle das Symbol der gegenläufigen Sicheln über den beiden Sphären zeigte.
    »Diese Ehre Mutter – ich …«, begann sie stockend und ging vor ihr in die Knie.
    »Es ist an der Zeit für dich, Liebes – wie ich gestern Abend in unserem Gespräch sagte«, Ramone hielt Raoulas Hand fest und fixierte ihren Blick. »Es gibt noch so viel zu lernen und die Ereignisse stehen unmittelbar bevor – ich brauche dich zu meiner vollen Unterstützung!« Mit einem leichten Druck signalisierte sie ihr, sich wieder zu erheben.
    »Erhebe dich, Liebes. Beginne mit dem Ritual der Promotion – festige den Glauben der Zweifler und statuiere das Exempel!«
    Ramone drehte sich auf der Plattform herum und Raoula folgte ihrer Bewegung mit den Augen. Beide sahen nun zurück über das Stadion hinauf zum Palast der Urmutter. In respektvollem Abstand wartete der Primus des Rituals, ein Ritter der Inneren Sphäre in vollem Ornat, auf den Befehl der Urmutter, mit der Promotion zu beginnen.
    Sag es ihm, Liebes, spürte sie Ramones Worte in ihren Gedanken.
    Raoula ließ die Hand der Urmutter los und machte einen Schritt auf den Primus zu. Er war wenigstens zwei Köpfe größer als sie und fiel vor ihr auf ein Knie, damit sie nicht den Kopf heben musste. Die Benedictine sah ihn an – die Stelle seines Visiers, hinter dem sich die Augen befinden mussten.
    »Beginnt mit der Promotion, Ritter. Bringt mir die Zweifler!«
    Das Echo ihrer vielfach verstärkten Stimme im Stadion war noch nicht verhallt, als sie drei schwarze Punkte aus der Richtung des Palastes auf die Plattform zufliegen sah. Schnell wuchsen die Punkte beim Näher kommen zu strukturierten Flächen. Raoula wusste, was ihr bevorstand, und errichtete einen soliden mentalen Schutzblock, der es ihr ermöglichen würde, die von der Urmutter eingeforderte Pflicht leichter zu erfüllen.
    Die Antigrav-Scheiben schwebten über die Plattform und verharrten in einem leichten Bogen nur wenige Zentimeter über der schwarzen Oberfläche. Sie bestanden aus dem gleichen schwarzen Material wie die Plattform selbst, waren kunstvoll durchbrochen und gaben unterschiedliche kirchliche Motive aus der Geschichte der Nebelwelten wieder. Auf jeder der

Weitere Kostenlose Bücher