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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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ihrer Unterseite dunkelgraue Fäden dichten Regens auf die schwülwarme Stadt entließen.
    Sie ging zur steinernen Balustrade und sah hinab auf eine weite Gartenlandschaft, die an einer zerklüfteten Steilküste endete. Leise drang Syncc Marwiins Stimme an ihr Ohr, der zusammen mit der Ersten Händlerin um eine Ecke der Terrasse auf sie zukam und ihr ein Zeichen gab, zu bleiben.
    »Lasst uns eben besprechen, was wir als nächstes tun, liebe Freundin«, sagte er.
    Ker Es’Maram kam wie auf das Stichwort aus der nächsten Tür und schritt an die Seite von Karbedi mas Boroudy.
    »Wir werden einen begrenzten Krieg führen müssen«, begann er und sprach im wesentlichen Sinistra und die lokale Repräsentantin an. »Wir benötigen Kontakt zu den Sole-Sourcern, um zu erfahren, wie weit sie vorangeschritten sind. Das ist nicht ohne Gefahr für uns – aber sehr wichtig. Dazu brauchen wir die Zepter und Troyians.« Er sah kurz zur Ersten Händlerin hinüber. »Ich habe Karbedi mas Boroudy gefragt, ob sie der nächste Troyian des Zentrums werden wolle – sie hat das verneint, aber einen Kandidaten nominiert. Sicherlich wird Torkrage Treerose nächster Troyian der Königreiche werden müssen.« Marwiin sah zur Ersten Händlerin. »Wir benötigen die Kooperation des Troyians der Nebelwelten. Das wird sehr schwierig werden. Ramone ist gut informiert und verfolgt eigene Ziele. Wir dürfen sie nicht unterschätzen. Trotzdem haben wir keine Wahl, wir werden ihre Kooperation notfalls erzwingen müssen.« Der alte Mann legte seine faltigen Hände zusammen. »Wir müssen davon ausgehen, dass unser Bestreben nach einem Kontaktversuch zu den Sole-Sourcern scheitert, wir keinerlei Informationen erhalten, die Potentialkatastrophe eintritt und den Roten Nebel auslöscht.«
    Das Schweigen war vollkommen. »Wir müssen unsererseits Archen bauen, bemannte, die den Überlebenden einer solchen Katastrophe helfen, hinterher schneller Fuß zu fassen, als es das letzte Mal geschah. Dazu müssen die Wissenschaftler der Gilde und der Pretaia zusammenarbeiten.«
    Syncc Marwiins Blick holte sich die wortlose Zustimmung der Ersten Händlerin. Als er Sinistras fragende Augen sah, fuhr er fort: »Ihr, liebe Freundin, werdet mich zurück nach Ruthpark begleiten. Euer letzter Fund, die Arche der Sole-Sourcer des Ersten Imperiums, kann uns möglicherweise eine weitere Option liefern. Sie werden dort alle ihre Erkenntnisse zum Zeitpunkt ihres Exodus dokumentiert haben – sie wussten damals noch nicht, wie sich ihr Schicksal weiter entwickeln würde. Wenn wir daran kommen, ist ein direkter Kontakt mit ihnen vielleicht überflüssig.«

 
5 Nebelwelten
Roter Nebel, Triumphane, Sitz der Benedictine
30397/1/38 SGC
16. November 2014
     
     
Raoula
     
    Sie hatte sich in den letzten fünfzig Jahren nicht gestattet, diesen Teil ihrer Erinnerung hervorzuholen. Es gab kein materielles Andenken an die schönste Zeit ihres Lebens – außer diesem.
    Raoula hielt ihre zierliche rechte Hand fest geschlossen, umklammerte den kleinen Stein mit aller Kraft. Vor ihrem inneren Auge entstand das Bild von Damon in der Blüte seiner Jahre – am Tag des Abschieds. Sie hatte ihm den Kryo-Behälter mit zwei ihrer Eizellen überreicht und er hatte ihr ein kleines Kästchen geschenkt. Die brennende Wärme des Papits erfüllte ihre Hand. Es war das einzige Zeichen ihres gemeinsamen Pakts gegen die Urmutter gewesen. Blaues Papit, pulverisiert, in kleinsten Mengen eingenommen, lagerte sich in der Großhirnrinde ab und wirkte wie ein natürlicher Schutzschild gegen die telepathischen Fähigkeiten der höchsten Kirchen-Repräsentanten. Raoula hatte es nie benutzt – es hätte auch sie selbst in ihrer Wahrnehmung von anderen Gedankenströmen beeinträchtigt.
    Ihr tränenverhangener Blick aus den mandelförmigen, braunen Augen streifte durch ihr in rotes Licht getauchtes Audienzgemach. Sämtliche Fenster und Türen zu den umlaufenden Balkonen waren verschlossen, die blutroten Vorhänge zugezogen, das Sonnenlicht nahezu ausgeschlossen. Niemand durfte die Benedictine in ihrem augenblicklichen Zustand sehen.
    Ramone hatte es herausgefunden. Die Hinrichtung ihres Geliebten als Zweifler durch ihre eigene Hand war ein unmissverständliches Zeichen der Urmutter, dass sie Bescheid wusste – und Raoulas Kinder als zukünftiges Pfand betrachtete. Dass sie selbst noch am Leben war, zeugte von Ramones Respekt und Wertschätzung ihr gegenüber. Ihre Art, den Kirchengeheimdienst in neue, effiziente

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