Cosa Mia
wünsche mir nichts
anderes.“ Ich seufzte und trank den Rest des Milchshakes aus. Constanza nickte
wieder versonnen.
„Ich glaube, ich verstehe dich besser als du denkst. Du
kannst mich übrigens auch duzen. Ich bin dir nicht böse, aber es ist schade und
ich wollte es versuchen.“
„Das weiß ich sehr zu schätzen.“
„Aber da gibt es trotzdem noch eine Sache, die mich sehr
besorgt.“
„Hmm?“ So schaute ich sie fragend an.
„Du solltest deinen Eltern bescheid sagen, oder deine Mutter
wenigstens informieren. Kannst du dir nicht
vorstellen, was los sein wird, wenn sie bemerken, dass du
schon wieder verschwunden und weg bist? Glaubst du, sie würden nicht die
Polizei einschalten und sich mächtig Sorgen machen?“
Wahrscheinlich würden sie das, aber sie würden auch alles
tun, um mich hierzubehalten, es gäbe Streit, Stress, Ärger und Kampf und das
war das Wenigste, wozu ich jetzt den Nerv hätte, eröffnete ich Constanza, aber
vielleicht würde ich von unterwegs ein paar Mal anrufen und sie beruhigen. Oder
ihnen zumindest wieder Lügen auftischen, dachte ich zerknirscht.
„Und wohin möchtest du eigentlich, hast du dir ein Ziel
gesetzt?“, fragte sie wieder vorsichtig. Ich wusste nicht ob ich darauf
antworten wollte, denn eigentlich wollte ich niemanden verraten, dass mir
Venedig per Zufall eingefallen ist. Außerdem könnte sie es meinen Eltern
erzählen oder sonst wem, ihr könnten Argumente einfallen, um mich von dieser
Stadt abzubringen und mich überhaupt abzubringen, aber ich war für logische
Argumente und Vernunftsgeplänkel nicht ansprechbar und wollte auch dafür nicht
ansprechbar sein!
Lasst mich doch einfach nur meine schmerzhaften Wege ziehen,
Herrgott, wo es doch kein Halten mehr gibt, dachte ich entnervt. Mir schnürte
es die Kehle zu, ich brauch etwas Neues, ich brauche Abstand und das was ich
nicht brauche, ergänzte ich in Gedanken, sind noch mehrere Stunden
abmarschbereit in dieser Stadt hier zu bleiben. Ich ließ meinen Blick zum
Horizont streifen, irgendwo dahinten wollte ich schon sein!
„Wirst du es mir sagen?“ Sie tastete sich langsam vor, erriet
wohl meine Unentschlossenheit. Plötzlich wurde ich wütend auf sie, unterdrückte
dieses Gefühl aber, denn sie hatte es nicht verdient. „Ich werde nach Norden
gehen, auf alle Fälle nördlicher als Florenz und ich muss heut noch los.“ Ich
sah eine schwarze Limousine den Berg hochkommen und kurz schlug mir das Herz
bis zum Hals, dann fiel mir aber wieder ein, dass keiner mehr da war.
Die Villa zum Verkauf!
Zum Verkauf ! Ich begriff es nicht. Sogar an diesem schönen Platz, an
diesen Wänden, an dem Garten und der Terrasse lag ihm nichts? Er hatte mich und
das Haus verlassen, wie eine abgelegte Geliebte! Keinen Zweifel.
Aber das lag schon fast hinter mir, auch wenn der Schmerz
blieb. Zum Teufel damit! Gebt mir den weiten Horizont und nehmt dafür - mein
Herz.
Constanza fing an, in ihrer Tasche zu kramen und holte ein
hübsches, kleines Handy hervor. Demonstrativ legte sie es genau vor mich.
„Nimm es, ich schenke es dir. Es hat keinen Vertrag, aber es
ist ein wenig Geld drauf, falls du mal in Schwierigkeiten bist, ich habe immer
ein Ersatzding von dieser Sorte dabei, manchmal mehrere, es macht mir wirklich
nichts aus.“
„Constanza, das kann ich doch wirklich nicht annehmen.“
Klingt komisch, ist aber so, ich hatte bis zu diesem
Zeitpunkt noch nie ein Mobiltelefon besessen, warum auch? Alle, die ich kannte,
traf ich sowieso immer irgendwo in der Stadt. Auf Reisen wäre so ein Ding
allerdings nützlich.
„Ich sagte, du sollst es nehmen, das ist ein Befehl.“ Sie
lächelte, aber war so gnadenlos, dass ich nur ein „Ok. Und vielen Dank!“
herausbrachte.
Sie kramte wieder ein wenig herum, dann klatschte sie mir
lachend ein kleines Heftchen auf den Tisch.
„Die Bedienungsanleitung! Sicher ist sicher!“ Ich zog
grinsend die Augenbraue hoch, wie um zu sagen ‘lächerlich, ich kann’s auch so’.
Und wieder einmal hatte sie mich zum Lächeln gebracht.
„Ich weiß, dass du weg willst. Ich könnte dich doch
wenigstens bis Florenz mitnehmen. Der dortige Bahnhof ist der Umschlagplatz in
alle Regionen und nördlichen Regionen, die es gibt. Ich muss ohnehin zurück.
Und so musst du nicht in Florenz bleiben. Das einzige, was du am Bahnhof
siehst, ist die hübsche Kirche Santa Maria, du kannst dann gleich den nächsten
Zug nehmen, wenn du magst, es fährt oft einer. Anders als in den kleinen
Städten hier in
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