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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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gedankenverloren. »Warum ist die Erde 4,5 Milliarden Jahre alt? Weil man so lange gebraucht hat, um das herauszufinden.«
    »Die Masse und alles andere verändern sich ständig, wie kann dann Ihre erste Zeitverschiebungskurve noch gültig sein?«
    Er holte sich seinen Laptop und brachte die Kurve mit den von Zak ermittelten Temperaturwerten der Hintergrundstrahlung, dem immer weiter abkühlenden Rest jener Strahlung, die Brad getötet hatte, auf den neuesten Stand. Dann druckte er sie aus und trug Achsen und Bezeichnungen handschriftlich ein. Diesmal waren die ersten Wochen auf der x-Achse eng zusammengedrängt. Geblieben war nur die gnadenlos steile Kurve, die den Cosm-Zeitrahmen mit ständig wachsender Beschleunigung in die Zukunft verlängerte. Brad und die Rekombinationsphase waren weit nach untengerückt, bis dahin, wo die Kurve die x-Achse traf. QUASARE zeigte an, wann die Galaxienkerne hell aufgeflammt waren, um dann rasch wieder zu erlöschen. JETZT war die Gegenwart, an diesem Punkt war der Cosm um ca. 4,5 Milliarden Jahre gealtert. Der Graph war zu einer steilen Exponentialkurve mit den Koordinaten Laborzeit gegen Cosm-Zeit geworden.
     

     
    »Hmmm. Die erste Jahrmilliarde im Cosm …«
    »Dauerte für uns etwa zwanzig Wochen. Inzwischen wird der Cosm in einer Woche um eine Milliarde Jahre älter. Seine Uhren laufen uns davon.«
    »Ist das ganz sicher?«
    Sein trockenes Lachen kam überraschend. »Natürlich nicht. Aber es gibt keine andere Möglichkeit, die Zeitgeschwindigkeit zu schätzen. Ereignisse wie die Entstehung von Galaxien werden im allgemeinen dann angesetzt, wenn die Astronomen glauben , daß sie eingetreten sein könnten . Wir können also nicht zuverlässig sagen, welches kosmologische Modell auf ihr Universum paßt.«
    » Ihr Universum?«
    »Sollte es noch nicht bewohnt sein, dann dauert es vielleicht nur noch wenige Wochen bis dahin. Vorausgesetzt …« – er deutete mit dem Finger auf die Farbwirbel – »es handelt sich um ein Universum, das nach unseren Gesetzen gebaut ist.«
    »Und woher wissen wir das?«
    »Wir wissen es nicht. Und wir werden es auch nie erfahren.«
    Alicia spürte überrascht, wie erleichtert sie war. »Zak und ich sammeln ununterbrochen Daten. Wir füllen meilenweise Speicherplatz, ganze Kanister …«
    »Sie leisten hervorragende Arbeit. Generationen von Kosmologen und Astronomen werden jedes Pünktchen, jedes Spektrum, jede Aufnahme, jede Dopplerverschiebung studieren. Soviel zum Thema …«
    Sie spürte sein Lächeln, obwohl sie es im Dunkeln natürlich nicht sehen konnte. Dann schwiegen sie lange, während das Feuerwerk der Urgewalten in der Kugel immer weiter explodierte.
    Als Max endlich sprach, war in seiner Stimme ein zurückhaltend analytischer Ton, als habe auch er einen endlosen Moment erlebt, in dem Worte machtlos waren, und sehne sich nun zurück in die tröstliche Welt der menschlichen Sprache, der wissenschaftlichen Methodik.
    »Alicia, wir sind selbst in unserer Kosmologie mit den Fragen noch lange nicht am Ende. Daß es uns überhaupt gibt, verdanken wir einer ganzen Kette von Zufällen, die haargenau zusammentreffen mußten. Wenn das Gleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie, die beide irgendwie den Urknall überstanden hatten, nicht um ein Teilchen in einer Milliarde gestört gewesen wäre, dann würde hier nur Licht umherflitzen und nichts sonst. Und wenn die Kerne nicht sehr viel mehr Masse hätten als die Elektronen, von denen sie umkreist und zu Atomen gemacht werden, dann gäbe es keine stabilen Strukturen. Wusch! Das gleiche gälte, wenn die Ladung der Elektronen der Ladung der Protonen nicht ganz genau entspräche. Und das ist alles noch Kernphysik! Dazu kommt: wenn die Expansion des Universums und die gravitationelle Anziehung der darin befindlichen Materie nicht so eng beieinanderlägen, daß die lokale Schwerkraft trotz der anhaltenden Expansion alles zusammenhalten kann …«
    Sie mußte lachen. »Jetzt sind Sie aber in Fahrt.«
    Ein spöttisches Kichern drang aus dem Dunkel. »Nun ja, die Argumente reichen bis zu so prosaischen Erscheinungen wie dem Eis, das auf dem Wasser schwimmt und ihm im Gegensatz zu allen anderen, normalen Flüssigkeiten eine Schutzschicht gibt. Unter dem Eis können die Lebewesen in den Seen den Winter überdauern. Selbst das könnte eine Grundvoraussetzung dafür gewesen sein, daß sich das Leben in diesem Universum halten konnte.«
    »Ich verstehe …« Einfach reden lassen.
    »Exaktes Zusammentreffen,

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