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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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aufstellte, während sein Gesicht erstarrte wie unter eineminneren Stromstoß, und diese absolute Konzentration war auch ihr nicht unbekannt. Intensive Arbeit hob einen über sich heraus. Max liebte die Kraft der nackten Zahlen, liebte es, wenn sich das luftige Gespinst der Mathematik zur eisernen Faust zwingender Logik zusammenballte. Hinter den knappen Gleichungen lagen die kalten Weiten voller Gase und Sterne, lag tote Materie, von tödlicher Strahlung zum Sieden gebracht, dem Willen der Gravitation und dem brutalen Zugriff der Raumzeit unterworfen, ein gnadenloses Vakuum, in dem die Sterne wie Streichhölzer aufflammten und wieder verglühten.
    Neben dem elastischen Netzwerk der Gleichungen wirkten die Bilder, die der Mensch sich von der Welt machte, primitiv und ungenau. Wer einmal durch das Gestrüpp der Mathematik gespäht und die Wunder gesehen hatte, die sich dahinter verbargen, der löste sich von der normalen Welt und ihren Zwängen und durfte einen kurzen Blick in die Unendlichkeit tun, während alle anderen in Unwissenheit verharrten.
    »Hier können wir verfolgen, daß die Geschichte des Universums nichts anderes ist als der langsame Sieg der Schwerkraft über alle anderen Kräfte.« Wenn er erklärte, sah sie es ganz deutlich: die nuklearen Feuer, die sich durch die starke Kernbindung brannten, die Rhapsodien aus Licht und filigranem Plasma, die die elektromagnetischen Kräfte einfach zersangen – zuletzt mußten sie sich doch alle dem dumpfen, unerbittlichen Hammer der Schwerkraft beugen.
    Und dann kam es über sie wie eine Vorahnung, und sie verstand, warum sie im Begriff war, sich eine ganze Schar von Feinden zu machen.

 
    5 Alicia ließ sich viel Zeit.
    Um 18.15 Uhr war alles bereit. Es dämmerte schon,als sie ihren gebrauchten Kleinwagen vors Observatorium fuhr, um die letzten Kleinigkeiten einzuladen. Den Wagen hatte sie tags zuvor auf eine Zeitungsanzeige hin für hundert Dollar mehr gekauft, als er eigentlich wert war. Nun war er fast voll, doch da entdeckte sie in einer Viertelmeile Entfernung auf der Ringstraße um den Campus eine Flotte von auffallend großen Transportfahrzeugen. Der Konvoi hielt unten an der Kreuzung an und bog in die Straße ein, die den Berg herauf führte. Nun gab es keinen Zweifel mehr: sie waren auf dem Weg hierher. Natürlich; schneidig und gründlich, wie man nun einmal war, brachte man sich frühzeitig in Position.
    Die drei Transporter mit den zugehörigen Begleitfahrzeugen schleppten sich mühsam den Gabrielino Drive herauf. Für Alicia drohte eine Welt zusammenzubrechen. Los jetzt. Aber mit dem Wagen war sie so unübersehbar wie eine Kakerlake auf einer Leinenserviette, und sie mußte direkt an ihnen vorbei.
    »Gute Nacht«, rief sie dem Wachmann zu. »Ich gehe jetzt zum Campus zurück.«
    »Jawohl, Ma’am.«
    »Sie lassen niemanden ein, ganz gleich, was für einen Ausweis er vorzeigt.«
    »Äh … ja.«
    Eine ungewöhnliche Anordnung, die durch ihre nervöse, zittrige Stimme sicher nicht einleuchtender wurde. Der Mann runzelte die Stirn, aber für Erklärungen war keine Zeit, und mehr als ein paar Minuten Vorsprung würde sie ohnehin nicht herausholen. Kein FBI-Agent ließ sich von einem privaten Wachmann lange aufhalten.
    Rasch schritt sie in die Dunkelheit hinein. Der Wachmann war eine Schlafmütze. Als sie nach zwanzig Metern auf der Kiesstraße zurückschaute, starrte er immer noch verträumt in die Ferne. Sie fiel in einen leichten Trab, bog von der Straße ab und strebte über den trockenen Rasen der Rückseite des Observatoriumshügels zu.
    Wenn sie dort hinunterlief, war sie von den dröhnenden Lastwagen weit weg. Weiter kam sie nicht mit ihren Überlegungen, denn plötzlich klang das Motorengeräusch ganz nahe, sie geriet in Panik und rannte. Sicher würden sie Verstärkung holen, sobald sie merkten, daß der Cosm verschwunden war und sie mit ihm.
    Wenn sie doch nur wirklich bei ihm wäre! Sie könnte mit dem Pathfinder, den sie in Laguna Beach geparkt hatte, jetzt schon unterwegs sein. Aber nein, sie hatte noch Akten und andere Unterlagen mitnehmen wollen, also war sie mit dem Kleinwagen noch einmal zum Campus zurückgefahren. Was man in zwei Autos unterbringen konnte, die beide gebraucht gekauft und deshalb nicht so leicht mit ihr in Verbindung zu bringen waren, hätte eigentlich reichen müssen; aber sie hatte der Versuchung, noch ein paar Dinge mehr hineinzupressen, nicht widerstehen können.
    Nachdem Zak glücklich den Campus verlassen hatte

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