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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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früh abholen.«
    »Was? So bald schon?«
    »Die haben einen Bezirksrichter in der Tasche, der normalerweise Abstimmungsinitiativen des Staates blockiert, wenn sie dem FBI nicht in den Kram passen. Dieser zahme Richter hat heute eine Verfügung ausgestellt, die den Cosm ohne Wenn und Aber der Regierung zuspricht. Die Polizei kann jederzeit in Ihr Labor gehen und ihn mitnehmen.«
    »Den morgigen Tag brauche ich noch. Wir könnten uns in meinem Büro treffen – neunzehn Uhr?«
    »Ich werde mein möglichstes tun.«
    »Kein Fernsehen, keine Reporter.«
    »Das ist so vereinbart.«
    »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Sie bekommen einen Scheck von mir …«
    »Vergessen Sie’s. Tun Sie mir nur einen Gefallen. Rufen Sie Ihren Vater an. Er sitzt mir schon seit Tagen jede Stunde im Nacken. Man kann die Uhr danach stellen.«
    »Wird gemacht.«
     
    »Es ist vielleicht besser, wenn du heute abend nicht dabei bist«, sagte Alicia zu Max.
    Er brauste auf. »Rein rechtlich gesehen stecke ich genauso tief drin wie du.«
    »Nein, du hast eine weiße Weste. Ich habe den Cosm an mich genommen, und es ist mein Labor.«
    »Aber ich …«
    »Bernie hat daran keinen Zweifel gelassen.«
    »Verdammt, laß mich ausreden!«
    Im fahlen Schein des Cosm sah sie den gereizten Zug um seinen Mund. »Na schön.«
    »Ich will dabei sein, weil ich auf deiner Seite stehe.«
    Wohlige Wärme durchflutete sie. »Ich … ich weiß. Aber es ist trotzdem besser, du wartest zu Hause auf mich.«
    Jetzt preßte er eigensinnig die Lippen zusammen. »Warum?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich will nicht, daß du lügen mußt.«
    » Verdammt , ich hasse es, wenn du meinst, alle Fäden in der Hand haben zu müssen.«
    »Göttinnen sind nun einmal so.«
    Seine Lippen entspannten sich, ein Mundwinkel zuckte, der Punkt ging an sie. »Als einsame Märtyrerin gefällst du mir gar nicht.«
    »Ich mir eigentlich auch nicht.« Seufzend schmiegte sie sich an ihn. Ein paar Minuten vergingen. Normalerweise suchte sie jede Pause rasch zu überbrücken, aber diesmal schwieg sie.
    »Ich habe sowieso am Caltech zu tun.« Max starrte finster auf die Bilder, die in rascher Folge über die Cosm-Oberfläche flimmerten. »Dann fahre ich eben heute nachmittag. Was soll eigentlich die ganze Umräumerei, die du mit Zak veranstaltest?«
    »Das sind die Sterbesakramente.«
    »Und wieso habe ich das Gefühl, daß du mir nicht alles sagst?«
    Sie lächelte. »Wenn die Sache schiefgeht, möchte ich dich nicht mit hineinziehen. Sieh zu, daß du heute nacht ein paar Stunden Schlaf bekommst.«
    Er sah sie lange an. »Ich dachte, zwischen uns gibt es keine Geheimnisse.«
    »Soweit es uns persönlich betrifft, nein.«
    Er lächelte grimmig. »Es ist also kein schlüpfriges Geheimnis?«
    »In ein paar Stunden weißt du mehr.«
    Er schob besorgt die Lippen vor, doch dann zuckte er die Achseln. »Eine Fundamentalistenkoalition hat dich als Ausgeburt der Hölle bezeichnet.«
    »Aus dieser Ecke kommen wahrscheinlich auch meine Entführer.«
    »Hatte Sturges neue Erkenntnisse?«
    »Nein, aber das habe ich im Gefühl.«
    »Es macht mich immer noch wütend, daß sie die Typen nicht erwischen.« Er legte ihr auf eine so selbstverständliche Art den Arm um die Schultern, daß ihr ganz heiß wurde. Schweigend beobachteten sie das Treiben auf der Cosm-Oberfläche, den perlmuttschillernden Sternenschleier der elliptischen Galaxis. Das andere Ende bewegte sich jetzt durch eine Konstellation aus grellen Sonnen. Die lanzenförmigen Fontänen aus dem galaktischen Zentrum waren verblaßt. Nun wanderte die Perspektive so schnell, daß es auch mit bloßem Auge zu sehen war, an einem Zweig aus älteren Sternen entlang, die wie rubinrote Feuerräder ihren verschlungenen Bahnen folgten. Die leuchtende Nabe des galaktischen Zentrums erhob sich im Vordergrund wie ein Lichtberg und wurde stündlich größer.
    Alicia spürte Max’ Arm auf der Schulter und gab sich ganz dem Schauspiel hin. Das genügte, um sie die Last des Kommenden für eine Weile vergessen zu lassen.
    Dann begann Max zu sprechen, nicht von Liebe, sondern von Physik, doch die Wirkung war die gleiche. Seine Worte zeigten, wie er zu dieser Kette von sich überstürzenden Ereignissen stand. Er brachte es fertig, ihr zu vermitteln, wie ein Theoretiker fühlte , und das hatte sie bisher nie nachvollziehen können. Sie hatte ihn beobachtet, wenn er mit gestochener Schrift im zarten Spitzenmuster der Tensor-Notation seine Berechnungen

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