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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Ich bin Ihretwegen hier. Sie sind eine ausgezeichnete Experimentalphysikerin. Das sagt jeder. Ich unterwerfe mich Ihrem Urteil.«
    Sie hatte sich schon gewundert, daß Zak so anstandslos mitspielte. An seiner Stelle hätte sie sich inzwischen mit Fragen gelöchert. Obwohl sie in der Wissenschaftlergemeinde beide Außenseiter waren, hätten sie vom Wesen her nicht verschiedener sein können – na schön.
    »Immerhin«, sagte Zak, als sich das Schweigen in die Länge zog, »steht es uns doch zu, in irgendeiner Form für den Verlust des Core-Element entschädigt zu werden.«
    »Im Sinne eines kosmischen Gleichgewichts? Ja, ich empfinde das genauso.« Sie sahen sich in stummem Einvernehmen an und lächelten. Dann schaute Alicia mit einem tiefen Seufzer abermals in die spiegelnde Kugel. Zweimal das gleiche fragende Stirnrunzeln. »Ob die Oberfläche wohl hart ist?«
    »Na klar doch.«
    »Prüfen wir’s nach.«
    Sie holten eine Bohrmaschine aus dem Werkraum und setzten sie auf einen Ständer. Zak suchte auf dem Regal einen Diamantbohrer und schraubte ihn ein. Alicia stand neben ihm, während er die rotierende Spitze auf die Kugel zubewegte. Als sie Kontakt bekam, passierte nichts. Ein schrilles Kreischen wie von gemartertem Metall, aber die Spitze kam keinen Millimeter voran.
    »Du meine Güte«, sagte Zak und zog den Bohrer zurück.
    »Wow!« Angemessener konnte Alicia nicht ausdrücken, was sie empfand.
    »Gegen Bohrer dieser Sorte haben die härtesten Stahllegierungen keine Chance. Aber hier kriege ich ihn einfach nicht rein.«
    An der Kugel war nichts zu sehen. »Vielleicht können wir ein Stück abschlagen?«
    Auch das gelang nicht. Zak schnaubte mißmutig. »Was ist das bloß für eine superharte Materie?«
    »Vielleicht ist es gar keine Materie?«
    »Wie?«
    »Nur so eine Idee.«
    Gereizt stieß Zak mit dem Finger gegen die Kugel. »Sie fühlt sich jedenfalls fest an. Ich glaube eher, wir machen irgend etwas falsch.«
    Mag sein, dachte sie, aber in einem anderen Sinn, als du glaubst.
    Als sie ihr deformiertes Spiegelbild ansah, überlief sie zum ersten Mal ein leiser Schauder, denn plötzlich war ihr so, als grinse es höhnisch zurück.

 
    2 Laguna Beach war eine Stadt, in der sich ein Bienenstock aus winzigen, an einen schwindelerregend steilen Hang über dem Pacific Coast Highway geklebten Apartments ›Die Villa‹ nennen konnte, ohne damit schallendes Gelächter hervorzurufen. Vom nur hundert Meter entfernten Hauptstrand zog bereits der Abendnebel herüber, als Alicia ihren blauen Miata in den letzten freien Dauerparkplatz am Lower Cliff Drive quetschte. Sie hatte ein Drei-Zimmer-Apartment gemietet, das größte in der ›Villa‹, weil sie es vorzog, im Zentrum zu wohnen. Die meisten Leute, die sich aus dem heillos verstädterten Orange County hierher flüchteten, verkrochen sich in den schmalen Canyons an Straßen, die so steil waren, daß man sie allenfalls noch auf allen vieren bewältigen konnte.
    Sie wollte gerade soviel vom Pulsschlag der Großstadt spüren, um an ihre Studienzeit in Nordkalifornien erinnert zu werden, ohne in der Edelslumatmosphäre der Volksrepublik Berkeley leben zu müssen. Wer vom Gehalt eines Assistenzprofessors zehren mußte, begnügte sich meist mit einer Dienstwohnung auf dem Campus, doch Alicia bekam bei dieser Vorstellung eine Gänsehaut. Weiter landeinwärts wären zwar die Mieten niedriger gewesen, aber da hausten die weißhaarigen Senioren in den knallbunten Freizeitklamotten, die Männer mit den gespensterbleichen Beinen, den Sandalen und den scheinbar unvermeidlichen, schwarzen Socken, und die Frauen mit den pastellfarbenen Schirmblenden und den übergroßen Sonnenbrillen.
    Alicia stieg vorsichtig die steilen, von fröhlich blauweiß gefliesten Wänden eingefaßten Treppen hinunter und ließ sich von den Blumen willkommenheißen. Der Duft der Jasminspaliere an den Eingängen mischte sich mit der feuchten Seeluft. Ein Kolibri umschwirrte mehrere Körbe mit Fuchsien. Als er sie bemerkte, hielt er kurz inne und war dann blitzschnell verschwunden. Auf der nächsten Ebene beherrschte die klebrige Süße der Petunien die Atmosphäre. Hier lagen die kleinsten Apartments, von denen es in der ›Villa‹ scherzhaft hieß,sie seien für die New Yorker reserviert, damit die sich gleich heimisch fühlten. Alicia wäre allein schon vor den Petunien geflüchtet. Doch nur ein paar Schritte weiter stieg ihr das vertraute, säuerliche Aroma der goldgelben Ringelblumen vor ihrem

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