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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Apartment in die Nase. Wenn sie nach links schaute, hatte sie einen weiten, von tiefroter, gottlob geruchloser Bougainvillea umkränzten Blick über den Broadway und den Pacific Coast Highway auf die weißen Wogenkämme. Ihre Stimmung hob sich, und sie fing gerade an, sich von dem Rätsel im Labor zu lösen, als sie bemerkte, daß ihre Eingangstür einen Spalt weit offenstand.
    Argwöhnisch trat sie ein. Im Wohnzimmer roch es durchdringend nach Flieder. »Sofort rauskommen, oder ich schieße.«
    »Du meine Güte, was bist du nur für ein Macho.«
    »Jill, das war ein neues Schloß.«
    »Etwa dreißig Sekunden mit einer stumpfen Nagelfeile.«
    »Dein neues Parfüm ist überwältigend.« Alicia trat durch einen offenen Bogen in einen spärlich möblierten Raum, der von einer Sitzgarnitur aus Rattan mit grauen Tweedpolstern beherrscht wurde. Jill lag auf der Couch und las Natural History . Sie hatte ihre Sandalen ausgezogen und die Füße hochgelegt, das blaue Seidenhemd steckte in weißen Seglerhosen, und das blonde Haar umrahmte ihren Kopf wie ein Heiligenschein.
    Jill grinste. »Das ist nur ein erster Test. Ein Typ in der Arbeit fand es jedenfalls gut.«
    Jill hatte schon zu Universitätszeiten mit Begeisterung Schlösser geknackt, das Talent dazu hatte sie wohl auf der High School entdeckt. »Gehört das jetzt zur Ausbildung für angehende Enthüllungsjournalisten?« Alicia warf ihre Mappe in eine Ecke, und Jill sprang auf und umarmte ihre alte Freundin.
    »Könnte doch sein, daß ich dem Weißen Haus zugewiesen werde und von sonderbaren Vorgängen im Watergate Hotel höre. Mein Spezialwerkzeug habe ich jedenfalls immer bei mir.«
    Alicia lächelte matt und ließ sich in einen ungepolsterten Schaukelstuhl aus Mahagoni sinken – gut gegen Rückenschmerzen. »Mädchen, ich bin fix und fertig, ich fühle mich wie ein geprügelter Hund.«
    »He, wir wollten doch dein Experiment feiern, weißt du nicht mehr?«
    »Das ist geplatzt.«
    »So richtig mit ‘nem Knall?«
    »Mit ‘nem Riesenknall.«
    Jill blinzelte. »Dann war das auf dem Anrufbeantworter doch kein Witz?«
    »Nicht jeder hat dein sonniges Gemüt.«
    »Der Versuch ist also wirklich geplatzt? Wieso?«
    Alicia fing an zu erzählen, doch bevor sie noch eine Minute geredet hatte, bekam Jill wieder diesen altvertrauten, leeren Blick, also schloß sie die Geschichte mit einem kurzen Hinweis auf die Kugel ab und schaukelte eine Weile schweigend vor sich hin. Jill hatte großen Respekt vor ihrer Arbeit, ohne sich eingehender dafür zu interessieren. Vielleicht war genau das der Grund, dachte Alicia, warum sie so gut miteinander auskamen.
    Jill war sichtlich erleichtert. »Äh … die Einzelheiten kannst du mir bei der Vorspeise erzählen. Bist du so weit?«
    »Du lieber Himmel, nein. Ich mache erst mal eine Flasche auf. Rot oder weiß?«
    »Lieber weiß. Wahrscheinlich verschütte ich ihn sowieso.«
    Alicia fischte einen Sauvignon Blanc aus ihrem winzigen Kühlschrank. Die ganze Küche war winzig, aber das kam ihren Wünschen nur entgegen. Hier konnte kein Mensch von ihr verlangen, daß sie fünfgängige Festmähler auftischte. Sie ging ins Wohnzimmer zurück, schenkte ein und ließ sich wieder in den Schaukelstuhl fallen.
    Jill beobachtete sie eine Weile und sagte dann: »Das ist wirklich der vorteilhafteste Platz für dich. Du solltest immer da sitzen, wenn du einen Kerl zu Besuch hast.«
    »Der Stuhl ist gut für meinen Rücken.«
    »Nein, ganz im Ernst, er bringt deine Haut ausgezeichnet zur Geltung.«
    »Ein Teint wie Mahagoni? Dabei war es immer mein Ehrgeiz, als ›high yella‹ zu gelten, wie mein Dad zu sagen pflegt.«
    »Gelb? Wie kann ein Schwarzer gelb sein?«
    »Du brauchst nur ein bißchen Weiß darunterzumischen, das ja eigentlich Rosa ist.«
    »Igitt. Fang bloß nicht an, in Öl zu malen.«
    »Ich bin bestimmt die einzige in dieser Stadt, die das nicht tut.«
    Jill spielte unbewußt mit ihren Fingern, und Alicia wußte, daß sie an eine Zigarette dachte. Damit war sie in guter Gesellschaft. Sie hatten vor drei Monaten gemeinsam aufgehört, aber es verging noch immer keine Stunde, ohne daß auch sie selbst das Verlangen überfiel. Jill runzelte kurz die Stirn, dann lächelte sie: »Dreimal darfst du raten.«
    »Neuer Kerl?«
    »Sieht man das so deutlich?«
    »Hör mal, wir kämpfen seit zehn Jahren Seite an Seite im Krieg der Geschlechter. Du warst doch mit diesem Computertypen zusammen …«
    » Der? Der hatte doch seinen Tankstutzen mit einem alten

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