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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Core-Element habe sich ausgezeichnet bewährt und ihnen allen Ehre gemacht, es sei ohne weiteres angesprungen und klaglos gelaufen, man habe eine Unmenge von Daten gespeichert, mit denen man sich beschäftigen könne, bis …
    Nun wurde es schwierig. Sie führte den Schaden auf eine Explosion im Vakuumsystem zurück und schloß mit der Bemerkung: »Die Angelegenheit wird noch untersucht.« Normalerweise verwendete sie das Passiv nur ungern, aber hier brauchte sie eine Form, die das Geschehen beschrieb, ohne den Protagonisten zu benennen. Die Studenten nahmen wahrscheinlich an, daß sie nicht sich selbst meinte, sondern Brookhaven, doch sie ließ es dabei bewenden.
    »Wir packen die Kisten vollends aus, dann machen wir für heute Schluß. Alles andere, vor allem die Entscheidung, was noch zu retten ist und wieviel neu gemacht werden muß – das hat Zeit bis morgen.«
    Alle nickten leicht benommen. Alicia krempelte demonstrativ die Ärmel hoch, zog mehrere zerstörte Platinen aus der Kiste und begann sie nach ihrer Funktion zu ordnen. Bald hatte sich das Team halbwegs gefangen und griff mit zu. Man schaffte Platz, faltete die weißen Schaumgummimatten vorsichtig auseinander, und auf dem einen oder anderen Gesicht erschien sogar ein Lächeln.
    Zeit für den krönenden Abschluß. »Und hier …« – sie hielt den Karton mit den Schaltelementen in die Höhe – »haben wir die ersten Ersatzteile. Wir sind wieder auf dem Weg nach oben.«
    Für ihren Geschmack klang das ziemlich lahm und viel zu gekünstelt, aber die Gesichter hellten sich auf.
    Den Rest mußte sie wohl Brad überlassen. Er sagte nicht viel, aber sie bemerkte, daß er wie zufällig von einem Helfer zum anderen ging und Stimmung machte. Er war ihr bester Diplomand, ein stiller, ehrgeiziger Junge, der gut mit Menschen umgehen konnte. Besser als sie selbst. Deshalb war die Wahl natürlich auch auf ihn gefallen, als es darum ging, wer neben Zak mit ihr nach Brookhaven fahren sollte.
    Nach zwei Stunden legten sie eine Pause ein, und sie ging mit Zak in die abgeteilte Nische, wo die große Kiste stand. Der Holzrahmen war schnell abgenommen. Der graue U-Magnet war in Schaumgummimatten und Blisterfolie verpackt. Vorsichtig schälten sie die Hüllen ab. Die Kugel war noch da.
    »Alles gut überstanden«, sagte Zak.
    Alicia steckte den Kopf zwischen die Magnetpole und betrachtete ihr verzerrtes Gesicht in der Kugeloberfläche. Das schillernde Fleckenmuster über den Spiegelbildern war … verschwunden.
    »Zak, finden Sie, daß sie noch genauso aussieht wie vorher?«
    Sein Kopf erschien von der anderen Seite. »Hm, so ziemlich.«
    »Ich hatte eine … äh … gewisse Kohärenz beobachtet.«
    »Ich erinnere mich. Vielleicht war die Beleuchtung im Labor von Brookhaven anders als hier?«
    Sie schürzte die Lippen. »Da ist auch wieder dieser Geruch.«
    Zak schnupperte. »Ozon. Im Vorbereitungsraum in Brookhaven hat es genauso gerochen.«
    »Kommt offenbar von der Kugel selbst.« Sie trat zurück, und der Geruch wurde schwächer. »Sie ist die Quelle, kein Zweifel.«
    »Komisch. Braucht man nicht eine ganze Menge Energie, um Ozon zu erzeugen?«
    »Sicher, und ich weiß nicht, ob ein fester Körper dazu überhaupt imstande ist.«
    »Ozon entsteht im Umkreis von Transformatoren und Stromleitungen.«
    »Elektrostatik?« Sie runzelte die Stirn. »Wenn das Ding stark aufgeladen ist …«
    »Wie soll es sich denn aufgeladen haben?«
    »Wer weiß?« Sie holte ein Stück isoliertes Kabel, zog Arbeitshandschuhe an und hielt es an die Kugel. »Wenn sie sich jetzt entlädt …«
    Aber nichts geschah. »Schön, ein elektrischer Effekt ist es also nicht.« Sie rümpfte die Nase. War der Geruch stärker als in Brookhaven?
    Zak runzelte die Stirn. »Wie kann eine Metallblase …?«
    Höchste Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. »Zak, Sie haben sich bisher ziemlich rausgehalten.«
    Ein Ausdruck des Unbehagens huschte über sein sonst so beherrschtes Gesicht. Dann zuckte er die Achseln. »Ich dachte mir, Sie werden schon wissen, was Sie tun.«
    »Ich habe das Ding mitgenommen, weil ich glaube, daß es wichtig, sehr wichtig sein könnte. Vielleicht ist eine neue Physik im Entstehen begriffen, und das ist ein dicker, fetter Anhaltspunkt dafür. Ich weiß, was ich getan habe, ist verboten – und die Schuld liegt ganz allein bei mir. Aber ich … konnte nicht anders.«
    Zak nickte. »Ich habe die Postdocstelle an der UCI nicht deshalb angenommen, weil meine Eltern in der Nähe wohnen.

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