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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wünschte sich die alten Net-Systeme mit den Standbildern zurück, die alle fünf Sekunden erneuert wurden. Aber er konnte sie schließlich auch sehen, vielleicht verriet ihm ihr Gesichtsausdruck noch mehr. Herrje, am Ende war sogar der Magnet hinter ihr im Bild.
    »Um sicherzustellen, daß bei Ihrem nächsten Uranversuch nicht wieder das gleiche passiert.«
    »Natürlich.« Sie hatte vollkommen vergessen, daß sie in einem halben Jahr wieder für einen Versuch vorgemerkt war. Ob sie das Core-Element wohl rechtzeitig fertigstellen konnten?
    »Ich darf Ihren Bericht also per E-Mail erwarten?«
    »Das kann noch eine Weile dauern. Wir stehen hier kurz vor den Abschlußprüfungen …«
    »Ich hätte ihn gern möglichst bald.«
    »Okay. Ich tu, was ich kann.«
    Sie redeten noch ein wenig um den heißen Brei herum, dann legte Alcott endlich auf. Alicia wollte Zak erst gegenübertreten, wenn sie sich wieder beruhigt hatte. Also behielt sie den Hörer in der Hand und lauschte auf das Freizeichen, während sie das Gespräch mit geschlossenen Augen noch einmal an sich vorüberziehen ließ. Im Grunde ein ganz alltäglicher Vorgang, ein Bürokrat, der sich mit einem Panzer aus Papier vor eventuellen Vorwürfen zu schützen suchte. Warum also klopfte ihr das Herz bis zum Hals?
    Endlich stand sie auf und half Zak bei den restlichen Anschlüssen.
    »Was machen wir zuerst?«
    Sie schaltete ein paar Lichtquellen ein. »Wir untersuchen das Spektrum des reflektierten Lichts.«
    »Eisen? Wir könnten nach Eisenlinien suchen.«
    »Klar.« Sie schnurrte prompt zwei Frequenzen im sichtbaren Bereich herunter, obwohl sie nicht glaubte, daß das Ding aus Eisen bestand. Aber irgendwo mußte man schließlich anfangen.
    Eine halbe Stunde später stand fest, daß keine Eisenlinien vorhanden waren. In der folgenden Stunde fanden sie nur Linien der Elemente, die im Spektrum der Lampen enthalten waren. Als Zak wissen wollte, wasdas zu bedeuten habe, schlüpfte sie in die Rolle des ›Geheimnisvollen Professors‹, wie sie es bei anderen oft genug beobachtet hatte, murmelte vielsagend »Hmmm« und begann mit dem Versuchsaufbau für die Dunkelbeobachtungen.
    Es ging schon gegen Mittag, aber sie deckten den Magneten und die Photosensoren doch noch ab und löschten alle Lichter. Dann durchsuchten sie das Spektrum auf dem Bildschirm gründlich nach Emissionen der Kugel. Die üblichen Fehlerquellen waren rasch gefunden und entschärft. Durch eine Tür drang Licht ein und wurde auf einen der Photodetektoren reflektiert. Sie dichteten den Spalt ab.
    Dann war es lange still. Endlich sagte Zak: »Wir kriegen Photonen …«
    »Wie viele?« Sie kontrollierte noch einmal, ob die Hülle auch dicht war und der Bereich zwischen den Magnetpolen kein Falschlicht bekam.
    »Ganz, ganz wenige. Kaum zu erfassen.«
    Sie sah sich das Spektroskopbild an. »Ich sehe keine Linie.«
    »Es ist auch keine da.«
    »Keine Spektrallinien? Das kann nicht sein.«
    »Es ist aber so.«
    »Dann kann mit dem Versuchsaufbau irgend etwas nicht stimmen«, erklärte sie.
    Sie gingen alles noch einmal durch. Die Anschlüsse waren gut sichtbar, und sie war überzeugt, daß sie irgendwo ein lockeres Kabel oder einen blockierten Signaleingang finden würden. Aber sie fanden nichts. Auch eine nochmalige Kontrolle blieb ohne Ergebnis. Endlich seufzte sie und sagte: »Okay, mag sein, daß das Spektrum stimmt. Aber wie ist es zu erklären?«
    Zak sah sie hilflos an. »Ich weiß es nicht.«
    Das Licht verteilte sich über das gesamte Spektrum. Atome geben präzise Frequenzen ab, die den Sprüngen der Elektronen zwischen den gequantelten Energieniveaus entsprechen. Bei Festkörpern erschienen die Linien dank der interatomaren Wechselwirkungen leicht verbreitert, aber ein Bild wie dieses war damit nicht zu erklären. Man sah nur einen gleichmäßigen matten Schimmer, der keinerlei Konzentrationen aufwies.
    »Das ist verrückt«, sagte Alicia.
    »Vielleicht kristallisieren sich Linien heraus, wenn wir die Emissionen über längere Zeit akkumulieren lassen?« überlegte Zak.
    Wenn man einfach alles Licht sammelte – wenn man, fotografisch gesprochen, den Kameraverschluß eine Weile offenließe – müßten sich die Störungen gegenseitig aufheben, so daß die Dauerstrahlung sichtbar würde.
    »Nicht schlecht«, sagte Alicia lächelnd. Zak war ein sehr qualifizierter Schüler, er hatte eine rasche Auffassungsgabe, dachte immer einen Schritt voraus und war sehr anpassungsfähig. Ein Naturtalent.

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