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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wie in unserem. So konnte ich aus den von Ihnen gemessenen Schwarzkörpertemperaturen den Zeitverlauf auf der anderen Seite ableiten. Und den habe ich einfach auf der x-Achse abgetragen.«
    Sie folgte der Achse von links nach rechts. »Das ist unsere erste Messung: 5,2?«
    »Die Beschriftung stimmt nicht ganz; diese Achse zeigt den Logarithmus der Zeit auf der anderen Seite, ausgedrückt in Jahren.«
    »Als wir zum ersten Mal das Spektrum abnahmen, war das andere Universum demnach …«
    »Sie müssen die Skala logarithmisch lesen. Das Universum auf der anderen Seite war demnach 10 5,2 Jahre alt.«
    »Aber das sind mehr als hunderttausend Jahre!«
    Er breitete die Hände aus. »Das kommt eben heraus.«
    »Absurd.« Die ganze Relativitätstheorie strotzte nur so von Zeitverzerrungen und dergleichen, aber das …
    »Die Daten führen genau zu diesem Ergebnis, Alicia. Glauben Sie mir.«
    »Unmöglich.«
    »Der alte Sam Treiman in Princeton pflegte zu sagen: ›Unmögliches geschieht in der Regel nicht.‹ Das ›in derRegel‹ sollte man nie vergessen. Man muß immer auf Überraschungen gefaßt sein.«
    »Ist das nicht ein Widerspruch?«
    »Schon möglich.« Seine Ungeduld war deutlich zu spüren.
    Sie mußte lachen. »Okay, zeigen Sie mir noch ein paar Unmöglichkeiten.«
    »Das Schlimmste haben sie schon überstanden.« Er wandte sich wieder dem Graphen zu. Die Werte drängten sich alle links unten zusammen. Die Gerade zeigte die Beziehung zwischen der Laborzeit und dem Logarithmus der kosm-internen Zeit am anderen Ende des Verbindungstunnels. »Sehen Sie, hier, etwa vierhunderttausend Jahre nach Entstehung des Cosm, beginnt die Rekombination zu Wasserstoff – bei uns nach etwas mehr als drei.«
    »Aha …« Sie durfte ihn nicht noch einmal auslachen; er wirkte ziemlich angeschlagen. »Sehr interessant.«
    Derart nichtssagende Komplimente ließ sie sonst nur einfließen, wenn sie in Gegenwart ihres Vaters einen seiner Artikel las. Das war immerhin ein Fortschritt. Als Dad ihr einst voller Stolz seine erste Essaysammlung zeigte, hatte sie – sie war noch ein Teenager – das Buch nur flüchtig durchgeblättert und »Hübsches Papier« gemurmelt.
    »Ich habe alle Ihre Werte eingetragen, um die Steigung der Geraden zu bestimmen. Ich kann Ihnen auch eine Gleichung aufstellen«, sagte Max.
    Dann schrieb er fein säuberlich an die Tafel:
     
    COSM-ZEIT = 64 800 JAHRE [Exp (UNSERE ZEIT/2 WOCHEN) -1]
     
    Auch hierzu hatte er sich einen Graphen ausdrucken lassen und ihn wie gewohnt mit der Hand beschriftet. Diesmal war es eine glatte, ansteigende Exponentialkurve.
     

     
    In der dritten und vierten Woche LABORZEIT hatte er vier Punkte eingetragen, BRAD war eigens markiert. Oben standen einige Fragen, GALAXIEN? STERNE?. Diesmal zeigte die y-Achse die Cosm-Zeit in Jahren, meistens mit l0 6 , also einer Million multipliziert.
    Er strahlte sie so lange an, bis ihr endlich die Erleuchtung kam. »Dann … dann wäre der Cosm in den ersten zwei Wochen um … du meine Güte, um über hunderttausend Jahre gealtert.«
    »Genau! Und jetzt kommt der Reifungsprozeß erst richtig in die Gänge. Die Uhren im Cosm laufen ständig schneller. Alle zwei Wochen unserer Zeit um den Faktor e. Auch die Sterne werden sich dort immer schneller bilden.«
    » Falls überhaupt Sterne entstehen. Woher wissen wir denn, daß dieses Universum sich genauso verhält wie das unsere?«
    »Wir wissen es nicht«, erklärte er lachend. »Aber wir können es herausfinden.«
    »Wie?«
    »Suchen Sie nach einer verstärkten Emission von sichtbarem Licht, wenn die bisher aufgefangene UV-Strahlung schwächer wird.«
    »Das sichtbare Licht käme vermutlich von den Sternen, falls es sie gibt«, sagte sie.
    »Richtig!«
    »Hm.« Sie mußte etwas Zeit gewinnen. Es war im allgemeinen nicht ratsam, einem Theoretiker ohne weiteres zuzustimmen; mit skeptischer, fast schon verächtlicher Zurückhaltung fuhr man immer noch am besten. »Diese exponentielle Skalierung, die Sie ermittelt haben, ergibt sich aus Ihrer Theorie? Die Rechnung würde ich gerne sehen.«
    Er stürzte sich mit Feuereifer in seine Beweisführung, aber sie merkte schon sehr bald, daß sie ihr nicht zusagte. Er ging von Symmetrieprinzipien im dreiundzwanzigdimensionalen Raum aus, die dafür sorgten, daß alle Dimensionen bis auf fünf zu winzigen Raumzeit-Regionen zerfielen, die zu klein waren, um jemals meßbar zu sein. Als sie ihn fragte, wie das physikalisch möglich sei, zeigte er ihr weitere

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