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Cosmic Trigger (Band 2)

Cosmic Trigger (Band 2)

Titel: Cosmic Trigger (Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Wilson
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die Farbe. Sie zeigt sich auf Instrumenten – z. B.
dem Thermometer – ebenso wie in unserem Auge/Gehirn-System, aber sie existiert
nur auf bestimmten Ebenen. Spezifisch existiert sie auf der molekularen Ebene
und darüber, da das, was wir Temperatur nennen, die Rate der Bewegung der
Moleküle ist. Wenn also eine Schreibtischoberfläche an einem heißen Tag 100°
Fahrenheit hat, macht es keinen Sinn zu sagen, dass die Atome in der Oberfläche
auch 100° Fahrenheit haben. Atome haben genau so wenig Temperatur wie Farbe. Nur die Cluster von Atomen, Moleküle genannt, haben Temperatur und nur in Bezug
auf ihre Bewegung.
    Je mehr meine technische Ausbildung
voranschritt, umso mehr erkannte ich, dass das, was real ist, nicht das ist,
was wir sehen, und dass das, was wir sehen, überhaupt nicht real ist. Was
“real“ ist, das ist offensichtlich farblos, temperaturlos, abstrakt und nur in
surrealistischer Mathematik ausdrückbar, wie die Quadratwurzel von minus 1. Ich
fand das immer schwerer zu glauben, doch (wie ich immer wieder betone)
experimentelle und erfahrene Beweise unterstützen dies.
    Aber Integral- und
Differentialrechnung stellte mich vor noch schlimmere Probleme. Die Form einer
einfachen Funktion sieht, normal geschrieben, so aus:
     
    dx/dt
     
    Das bedeutet den Grad an Veränderung
einer Variable (x) – das können Gallonen an Wasser sein, die aus einem
undichten Fass laufen, oder die Meilen eines Flugzeuges etc. – als eine
Funktion der Veränderungsrate oder Dauer oder Zeit (t). Das Problem ist, dass
es eine Abkürzung ist. Sie wurde von Newton und Leibniz abgeleitet,
einschließlich eines zusätzlichen Terms, bekannt als Infinitesimal. Der
Infinitesimal wird immer ausgelassen (nachdem das ursprüngliche Theorem
verstanden wurde), weil “es so klein ist, dass wir es ignorieren können“.
    Wenn wir es nicht ignorieren, wenn wir
impertinent genug sind, danach zu fragen, finden wir uns in einer ekelhaften
metaphysischen Misere wieder. Das Infinitesimal ist kleiner als jede Zahl, die
man schreiben kann. Wenn man natürlich dem Nenner (dem unteren Teil des
Bruches) Nullen hinzufügt, bekommt man immer kleinere Zahlen... aber du kommst
nie zum Infinitesimal. Das Infinitesimal ist nicht nur kleiner als 1/1.000.000.000,
sondern kleiner als
     
    1/1.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000...
     
    Und wenn ich den Rest dieses Buches
mit einem Nenner füllen würde, der aus so vielen Nullen besteht, wie man auf
diesen Seiten unterbringen kann, dann ist der Infinitesimal immer noch
kleiner...
    In anderen Worten, egal wie klein die
Nummer, über die du schreiben oder an die du denken kannst, der Infinitesimal
ist immer noch kleiner. Er ist wie “der Geist der gegangenen Masse“, um Bischof
Berkeley zu zitieren.
    Nun kann man offensichtlich solch
einen Spuk genauso wenig in dem existenziellen oder erfahrbaren
Raum-Zeit-Kontinuum finden, wie man die Quadratwurzel von -1 finden kann, den
Jabberwock oder den Heiligen Geist. Wo kann man das Infinitesimal (und die
imaginären Zahlen, wenn wir schon dabei sind) finden? Im Land der reinen
Gesetze der Physik, die – obwohl unsichtbar, farblos, gewichtslos, masselos,
temperaturlos und nicht greifbar – das erfahrbare Raum-Zeit-Kontinuum (d. h.
eine Welt, die wir sehen und riechen und fühlen und schmecken können)
“kontrollieren“, “bestimmen“ oder zumindest ihm zugrunde liegen.
    So ist die wissenschaftliche
“Realität“ nichts, was wir sehen oder sonst irgendwie erfahren können. Es ist
etwas, auf das wir von den mathematischen Systemen schließen, die für mich so
gespenstisch aussehen wie alles andere in der platonischen Metaphysik – oder
der Kabbala. Doch die meisten Wissenschaftler, die Mathemagie jeden Tag
benutzen, sind den Implikationen gegenüber blind und übernehmen den
“Materialismus“, der zu sagen scheint, dass die erfahr-fühlbare Welt
schließlich doch ist.
    Als ich das erkannte, war es für mich
offensichtlich, dass die Mehrheit der Wissenschaftler, so wie Katholiken und
Trotzkisten, alles ignorieren können, an das sie nicht denken wollen, sogar,
wenn es ihnen ins Gesicht starrt oder sie in den Hintern beißt. Die
Wissenschaftler, die diese Themen nicht ignorieren, werden im Allgemeinen als
verdächtige Personen betrachtet; wenn sie ihre Gedanken veröffentlichen, ist
die übliche Reaktion ihrer Kollegen in etwa wie: “Interessantes philosophisches
Buch, das Sie da geschrieben haben, aber wann schreiben Sie mal wieder

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