Cosmopolis
wurden verblüffend lebensecht, als sie aus dem visuellen Rauschen des Mittagspausenschwarms auf der Straße hervortraten.
Torval bedrängte den Mann.
Er sagte: »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Entschuldigung, ja.«
»Es gibt ein Zeitlimit.«
»Dr. Ingram.«
Torval hatte inzwischen den Arm des Mannes auf dessen Rücken hochgerissen. Er drückte ihn gegen die Seite des Autos. Eric beugte sich zum Fenster und ließ es herunter. Essensgerüche vermischten sich in der Luft, Koriander und Zwiebelsuppe, der Mief von bratenden Rinderfrikadellen. Die Helfer bildeten einen lockeren Kordon, beide blickten nach außen.
Zwei Frauen kamen aus Yodo of Japan heraus und gingen gleich wieder hinein.
Eric schaute den Mann an. Er wollte, dass Torval ihn erschoss oder ihm zumindest die Waffe an den Kopf hielt.
Er sagte: »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Dr. Ingram.«
»Wo ist Dr. Nevius?«
»Plötzlich abgerufen worden. Privatangelegenheit.«
»Sprechen Sie langsam und deutlich.«
»Plötzlich abgerufen worden. Ich weiß nicht. Familienkrise.
Ich bin der Praxiskollege.«
Eric dachte darüber nach.
»Ich habe Ihnen einmal die Ohren ausgespült.«
Eric sah Torval an und nickte kurz.
Dann ließ er das Fenster wieder hoch.
Er saß mit entblößtem Oberkörper da. Ingram öffnete den Tornister, in dem sich ein Set tatkräftiger Instrumente befand. Er hielt das Stethoskop an Erics Brust. Ihm fiel ein, also Eric, warum sein Unterhemd fehlte. Er hatte es in Didi Fanchers Schlafzimmer auf dem Boden liegen lassen. Er sah an Ingram vorbei, während der Arzt Erics Herzklappen beim Öffnen und Schließen zuhörte. Das Auto bewegte sich weiter westwärts. Er wusste nicht, warum Stethoskope immer noch in Gebrauch waren. Das waren doch überholte Handwerkszeuge aus grauer Vorzeit, so niedlich wie blutsaugende Würmer.
Jane Melman sagte: »Sie machen das wie.«
»Wie. Jeden Tag.«
»Egal.«
»Wo immer ich bin. Genau. Egal.«
Sie kippte ihren Kopf rückwärts und pflanzte sich eine Flasche Quellwasser mitten ins Gesicht.
Ingram machte ein Echokardiogramm. Eric lag auf dem Rücken, sah den Monitor verdreht und war nicht sicher, ob er eine computerisierte Darstellung seines Herzens sah oder ein Bild des Organs selbst. Es pochte kraftvoll auf dem Schirm. Das Bild war nur dreißig Zentimeter entfernt, aber das Herz nahm einen anderen Kontext an, in Distanz und Unermesslichkeit, eine zuckende Blutpflaume, als entstünde gerade eine neue Galaxie. Was für ein Mysterium ließ sich in diesem funktionalen Muskel erahnen. Er spürte die Leidenschaft des Körpers, seinen Anpassungsdrang über alle Erdzeitalter hinweg, die Poesie und Chemie seiner Ursprünge im Staub alter, explodierender Sterne. Wie sehr ihn sein eigenes Herz zum Zwerg machte. Da war es, und es verschlug ihm vor Ehrfurcht die Sprache, sein Leben unter seinem Brustbein zu erblicken, in Bildeinheiten, die außerhalb von ihm hämmerten.
Er sagte nichts zu Ingram. Er wollte nicht mit dem Praxiskollegen reden. Mit Nevius redete er ab und zu. Nevius hatte Kontur. Er war weißhaarig, groß und kraftvoll, eine Spur Mitteleuropa in der Stimme. Ingram gab nur gemurmelte Instruktionen von sich. Tief einatmen. Nach links drehen. Es fiel ihm schwer, etwas zu sagen, das er nicht schon gesagt hatte, alle Worte waren schon tausend Mal zu derselben öden Sequenz angeordnet worden.
Melman sagte: »Sie machen also was. Dieselbe Routine jeden Tag.«
»Unterschiedlich, kommt drauf an.«
»Also kommt er hübsch zu Ihnen ins Haus, am Wochenende.«
»Wir sterben, Jane, am Wochenende. Menschen. Das kommt vor.«
»Stimmt. Daran hatte ich nicht gedacht.«
»Wir sterben, weil Wochenende ist.«
Er lag noch auf dem Rücken. Sie saß da, seinen Scheitel im Blick, und sprach zu einem Punkt leicht darüber.
»Ich dachte, wir bewegen uns vorwärts. Tun wir gar nicht mehr.«
»Der Präsident ist in der Stadt.«
»Stimmt. Hatte ich vergessen. Ich dachte, ich hätte ihn gesehen, als ich aus dem Park lief. Da fuhr eine Limousinenparade die Fifth Avenue runter, mit Motorradeskorte. Ich dachte, so viele Limos für den Präsidenten, das leuchtet mir ein. Aber es war die Beerdigung von jemand Berühmtem.«
»Wir sterben jeden Tag«, teilte er ihr mit.
Er saß jetzt auf dem Tisch, und Ingram suchte nach geschwollenen Lymphknoten unter den Achseln. Eric zeigte auf einen Pfropf aus Talg und Zelltrümmern auf seinem Unterbauch, einen etwas finsteren Mitesser.
»Was machen wir hiermit?«
»Soll sich ruhig
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