Cottage mit Aussicht
fragte sich, warum Rob die Pflanze, die es beinahe zur Gänze verdeckte, nicht zurückgeschnitten hatte. Als er mit den Socken wiederkam, fragte sie ihn danach.
»Es geht nicht nur darum, den Strauch zu beschneiden«, erklärte er. »Er ist in das Mauerwerk hineingewachsen. Es steht auf meiner To-do-Liste.«
»In einem alten Haus gibt es immer so viel zu tun, nicht wahr?«, bemerkte Anna, während sie ein Paar dicker Wollsocken überstreifte, die wie geschaffen dafür waren, damit über kalte Böden zu tappen. »Aber ich werde ein altes Haus immer einem neuen vorziehen, wenn ich auch nur die geringste Wahl hätte.«
»Würden Sie sich gern umsehen?«, bot Rob an.
Anna nickte heftig. Sie hatte darauf gebrannt, ihn darum zu bitten, hatte aber nicht zu neugierig erscheinen wollen.
»Nun, dies ist, wie man leicht sieht, die Küche«, sagte er. »Ich werde die Fliesen behalten. Sie sind kalt, und wenn man etwas fallen lässt, zerbricht es, aber sie sind ein Teil des Hauses.«
»Würde es nicht außerdem gegen Ihre eigenen Regeln verstoßen, wenn Sie sie auswechseln würden?«, hakte sie nach.
Rob schüttelte den Kopf. »Dieses Haus steht nicht unter Denkmalschutz. Das ist eigentlich nicht richtig, doch so ist es nun einmal. Das ist einer der Gründe, warum ich es gekauft habe.« Er bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Es ist furchtbar nervenaufreibend, ein Haus zu renovieren, das unter Denkmalschutz steht.«
»Wem sagen Sie das!«
»Natürlich habe ich die Absicht, alles im ursprünglichen Stil zu erhalten und so geschmackvoll wie möglich zu renovieren. Aber der Umstand, dass das Haus nicht unter Denkmalschutz steht, gibt mir ein wenig mehr Freiheit.«
Anna seufzte. Sie hatte sich mit den Auflagen, die ihr eigenes Haus betrafen, abgefunden. »Hm, kommen Sie, sehen wir uns den Rest an.«
»Ich werde nur die Suppe von der Platte nehmen. Wir wollen doch nicht, dass sie verkocht.«
Das Haus verfügte über eine großzügige Diele, die Anna bereits gesehen hatte. In einer Ecke stand ein sehr altes Sofa, auf dem jetzt ein Hund saß. Drei Türen zweigten von der Diele ab.
Die erste führte in ein kleines Wohnzimmer. Das Sonnenlicht bahnte sich einen Weg durch die Kletterpflanze und die Schiebefenster. »Morgens hat man hier Sonne. Eigentlich wäre der Raum eine ideale Küche. Bis zum Abend kommt nicht mehr viel Sonne herein.«
Anna sah sich sehnsüchtig um - was für ein Projekt das wäre! »Selbst ohne die Auflagen des Denkmalschutzes würden sie sicher keine Küche daraus machen wollen«, sagte sie. »Dieser Raum würde ein entzückendes kleines Frühstückszimmer abgeben.«
»Nur dass Sie wahrscheinlich keine Lust hätten, mit Ihren Eiern und Ihrem Schinken durch den Flur zu gehen, nicht wahr?« Er war zum Fenster hinübergeschlendert.
»Wenn man Gäste hätte oder eine Frühstückspension betreiben würde, wäre dies der ideale Platz zum Frühstücken. Man könnte drei oder vier Tische hier aufstellen, und die Leute hätten einen Blick in den Garten, während Sie sich abmühen würden, Eier zu braten, ohne das Eigelb zu zerreißen.«
Er drehte sich um und lachte. »Sie haben noch nie eine Frühstückspension betrieben, nicht wahr?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich habe in den Ferien mal in einer Pension ausgeholfen. Es hat Spaß gemacht.« Sie grinste ein wenig kläglich. »Ich glaube, diese Frühstückspension war einer der Gründe, warum ich Innenarchitektin werden wollte. Das Essen war großartig und wirklich gut und mit wunderbaren Zutaten zubereitet, aber die Einrichtung war zum Fürchten. Wo geht es jetzt hin?«
»Dies ist das offizielle Wohnzimmer«, erklärte er und öffnete eine Tür auf der anderen Seite des Flurs. »Noch mehr Kletterpflanzen - ich glaube, diesmal ist es Jasmin -, doch es wird später einmal absolut zauberhaft aussehen.«
Anna nahm die großzügigen Proportionen des Raums in sich auf, die Aussicht nach zwei Seiten hin, den gemauerten Kamin, die Zierleisten. »Oh ja! Und schauen Sie sich diesen Boden an. Das ist der ursprüngliche Boden, meinen Sie nicht auch?«, fragte sie aufgeregt.
»Das halte ich für kaum möglich. Parkett ist erst später aufgekommen, aber es ist trotzdem schön. Natürlich ist es an manchen Stellen in einem sehr schlechten Zustand, doch das lässt sich reparieren.«
Anna sah ihn von der Seite an. »Wäre es nicht billiger, einfach alles rauszureißen und durch einen neuen Laminatboden zu ersetzen?«, neckte sie ihn.
Er runzelte die
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