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Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Titel: Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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weißen Blutkörperchen sie vernichten können. Die Lymphknoten sind die Löwengrube Ihres Immunsystems, der letzte Ort, den ein Retrovirus als Versteck benutzen sollte, aber sie haben sich als die perfekte Zufluchtsstätte erwiesen. Es ist wirklich erstaunlich. Das HI-Virus hat es geschafft, die Proteinhülle zu kopieren, die das Immunsystem in den Lymphknoten produziert. So kann es unentdeckt unmittelbar vor der Nase des Immunsystems leben und in aller Ruhe die Abwehrzellen infizieren. Das tut es jahrelang, bis die Lymphknoten schließlich anschwellen, verfallen und die Blutbahnen mit HIV überschwemmt werden. Deswegen dauert es auch so lange von der Infizierung bis zur Erkrankung.«
    Vincenti, der lange Jahre als Wissenschaftler gearbeitet hatte, fühlte sich bei diesen Erklärungen ganz in seinem Element. Doch seine wissenschaftliche Tätigkeit war Vergangenheit. Er war jetzt Chef eines Weltunternehmens, er wusste genau, was er wollte, und hatte – wie Karyn Walde – keinerlei Skrupel, die Menschen in seinem Umfeld zu benutzen. Und nun stand sein größter Coup unmittelbar bevor.
    »Und wissen Sie, was noch verblüffender ist?«, fragte er. »Die Wandlungsfähigkeit des Virus. Wenn die Lymphknoten versagen, dringt nicht nur ein Virustyp in die Blutbahn ein, sondern es kommt zu einer unkontrollierten Vermehrung zahlloser Unterarten des Retrovirus im Blut. Ihr Immunsystem reagiert zwar programmgemäß, doch es schafft es nicht, für jede Unterart andere weiße Blutkörperchen zu generieren. Zusätzlich können alle Unterarten des Retrovirus jedes beliebige weiße Blutkörperchen anfallen. Sie sehen also, dass in diesem Kampf die Chancen sehr ungleich verteilt sind und das Ende nicht wirklich offen ist. Wofür Sie ein lebender Beweis sind.«
    »Sie sind bestimmt nicht nur gekommen, um mir Biologieunterricht zu geben.«
    »Ich bin gekommen, um zu erfahren, ob Sie leben wollen.«
    »Wenn Sie nicht gerade ein Engel oder Gott persönlich sind, können Sie mir unmöglich helfen.«
    »Sehen Sie, die Sache ist die. Niemand stirbt an HIV. Aber HIV macht Sie wehrlos gegen andere Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten, die in Ihren Blutkreislauf eindringen. Sie haben nicht mehr genug weiße Blutkörperchen, die Ihr Blut reinigen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine Infektion zu Ihrem Tod führt.«
    »Wie wär’s, wenn Sie sich verpissen und mich in Ruhe sterben lassen.«
    Karyn Walde war eine verbitterte Frau, doch das Gespräch mit ihr hatte seine Träume geweckt. Er malte sich aus, wie er sich an die Presse wenden würde, wie die Reporter an seinen Lippen hängen würden und wie er über Nacht weltberühmt würde. Er sah sich Buchverträge unterzeichnen, Filmrechte vergeben, in Fernsehsonderberichten auftreten, Vorträge halten und Preise bekommen. Gewiss würde er den Albert-Lasker-Preis bekommen. Die National Medal of Science. Vielleicht sogar den Nobelpreis. Warum eigentlich nicht?
    Doch das alles hing an der Entscheidung, die er nun gleich treffen würde.
    Er sah auf die kläglichen Überreste dieser Frau hinab. Nur in ihren Augen schien noch Leben zu sein.
    Er griff nach der Spritze, die aus dem Zugang herausragte.
    »Was ist das?«, fragte sie, als sie die klare Flüssigkeit sah.
    Er antwortete nicht.
    »Was machen Sie da?«
    Er drückte auf den Kolben und spritzte den Inhalt in ihren Arm.
    Karyn versuchte vergebens sich hochzustemmen. Mit schreckgeweiteten Augen brach sie auf dem Bett zusammen. Vincenti sah zu, wie ihre Lider schwerer und ihre Atemzüge flacher wurden. Sie erschlaffte. Ihre Augen fielen zu.
    Und öffneten sich nicht mehr.

52
Venedig
    Zovastina stand auf und starrte den Eindringling an. Er war klein und krumm gewachsen, hatte buschige Haare und Augenbrauen und sprach mit dünner brüchiger Stimme. Sein runzliges Gesicht, die eingefallenen Wangen, das struppige Haar und die von Adern überzogenen Hände verrieten sein Alter.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    »Henrik Thorvaldsen.«
    Sie kannte den Namen. Thorvaldsen war einer der wohlhabendsten europäischen Männer. Ein Däne. Aber was hatte der hier zu schaffen?
    Viktor hatte sofort seine Waffe auf den Mann gerichtet. Zovastina streckte die Hand aus und hielt ihn zurück, wobei ihr Blick sagte: Hören wir erst einmal, was er will.
    »Ich habe von Ihnen gehört.«
    »Und ich von Ihnen. Von einer Angehörigen der Sowjetbürokratie sind Sie zur Begründerin einer großen Nation geworden. Das ist eine ganz schöne Leistung.«
    Sie war nicht

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