Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
bekannt.«
Stephanie, die Ely im Rückspiegel beobachtete, sah ihm an, dass er noch nicht alles gesagt hatte. »Was ist?«
»Wie schon gesagt, sind nur wenige ihrer Worte überliefert worden. Pata bedeutete töten. Spou hieß Auge. Oior Mann. Und dann gibt es da noch das Wort arima. « Er blätterte in seinen Unterlagen. »Bis jetzt hatte dieses Wort in meinen Augen keine besondere Bedeutung. Aber denkt an das Rätsel. Wenn du das Dachgeschoss erreichst. Ptolemaios hat an Alexanders Seite gegen die Skythen gekämpft. Er kannte sie. Arima bedeutet, grob übersetzt, ein Platz ganz oben.«
»Wie ein Dachgeschoss«, sagte Stephanie.
»Nein. Noch besser. Der Berggipfel, zu dem wir unterwegs sind und den die Griechen einst Klimax nannten, wurde von den Einheimischen immer als Arima bezeichnet. Daran erinnere ich mich noch von meinem letzten Aufenthalt dort.«
»Das kann doch kein Zufall mehr sein, oder?«, fragte Thorvaldsen.
»Alles scheint darauf hinzudeuten, dass wir dort finden, was wir suchen.«
»Und was genau suchen wir?«, fragte Stephanie.
»Die Skythen bestatteten ihre Könige unter Grabhügeln, doch ich habe gelesen, dass einige ihrer wichtigsten Führer in Grabstätten in den Bergen beerdigt wurden. Diese Berge lagen am äußersten Rand von Alexanders Reich. An seiner östlichen Grenze. Weit weg von zu Hause. Hier würde niemand ihn stören.«
»Vielleicht hat er die Stelle ja deswegen ausgewählt?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht. Ich finde die ganze Sache ziemlich seltsam.«
Das ging ihr genauso.
Zovastina schlug die Augen auf. Sie lag auf dem Boden und erinnerte sich sofort an Cassiopeia Vitts Angriff. Sie schüttelte ihre Benommenheit ab und merkte, dass ihre Handgelenke gebunden waren.
Dann begriff sie. Sie war an die Bäume gefesselt, wie zuvor Vitt. Sie schüttelte den Kopf. Es war demütigend.
Sie stand auf und sah sich auf der Lichtung um.
Die Ziegen, Malone, Vitt und Viktor waren verschwunden. Einer der Wächter lag tot auf dem Boden. Aber der andere lebte noch und hatte sich, aus einer Schulterwunde blutend, sitzend gegen einen Baum gelehnt.
»Kannst du dich bewegen?«, fragte sie.
Der Mann nickte, litt aber eindeutig unter starken Schmerzen. Alle Mitglieder ihrer Heiligen Schar waren zähe, disziplinierte Kerle. Dafür hatte sie gesorgt. Ihre moderne Inkarnation der Heiligen Schar war mindestens so furchtlos wie das Original zu Alexanders Zeiten.
Der Wächter rappelte sich mühsam auf, die rechte Hand fest auf den linken Arm gepresst.
»Das Messer«, sagte sie. »Dort, auf dem Boden.«
Kein Schmerzenslaut kam dem Mann über die Lippen. Sie versuchte vergebens, sich an seinen Namen zu erinnern. Viktor hatte alle Mitglieder der Heiligen Schar eingestellt, und sie hatte es bewusst vermieden, irgendwelche Gefühle der Verbundenheit für diese zu entwickeln. Sie waren Objekte. Werkzeuge, die sie benutzte. Nicht mehr.
Der Mann taumelte auf das Messer zu, und es gelang ihm, es vom Boden aufzuheben.
Er näherte sich den Stricken, verlor aber das Gleichgewicht und fiel auf die Knie.
»Du kannst das schaffen«, sagte sie. »Kämpfe gegen den Schmerz an, und tu deine Pflicht.«
Der Wächter schien all seine Kraft zu sammeln. Schweiß tropfte ihm von der Stirn, und Blut sickerte aus seiner Wunde. Es war wirklich erstaunlich, dass er keinen Schock hatte. Der stämmige Kerl schien extrem fit zu sein.
Er hob das Messer, holte ein paar Mal tief Luft und zerschnitt dann die Fessel um ihr rechtes Handgelenk. Sie hielt seinen zitternden Arm, als er ihr das Messer reichte, und befreite sich von dem anderen Strick.
»Das hast du gut gemacht«, sagte sie.
Ihr Lob entlockte ihm ein Lächeln. Er keuchte, noch immer auf Knien.
»Leg dich hin, und ruh dich aus«, sagte sie.
Sie hörte, wie er sich ausstreckte, während sie den Waldboden absuchte. Neben der Leiche des anderen Wächters fand sie eine Pistole.
Sie kehrte zu dem verwundeten Wächter zurück.
Er hatte sie verletzlich gesehen, als sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit verletzlich gefühlt hatte.
Der Mann lag auf dem Rücken und hielt noch immer seine Schulter umfasst.
Sie stellte sich über ihn. Seine dunklen Augen schauten sie an, und sie sah an seinem Blick, dass er Bescheid wusste.
Sein Mut ließ sie lächeln.
Dann zielte sie auf seinen Kopf und schoss.
76
Malone sah auf das raue Gelände hinab, diese Landschaft aus kargen Flächen, Wiesen, Hügeln und Bäumen. Viktor lenkte den Hubschrauber, einen Hind, der ein paar
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