Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
ab und griff nach seinem Handy.
Stephanie musste mit ansehen, wie der auf dem Boden kniende Mann unkontrolliert schluchzte, während Zovastina bis drei zählte.
»Bitte, bei Gott«, sagte er. »Töten Sie mich nicht.«
Zovastina hielt das Gewehr weiter auf ihn gerichtet und forderte ihn auf: »Sagen Sie mir, was ich wissen möchte.«
»Vincenti hatte recht. Es stimmt, was er im Labor gesagt hat. Sie leben in dem Berg da hinten, den Pfad hinauf. In einem grünen Wasserbecken. Er hat dort Strom und Licht. Er hat sie vor langer Zeit gefunden.« Das Geständnis kam so überstürzt, dass die Worte ineinanderflossen. »Er hat mir alles gesagt. Ich habe ihm geholfen, sie zu verändern. Ich weiß, wie sie funktionieren.«
»Was meinen Sie mit sie?« , fragte Zovastina ruhig.
»Bakterien. Archaea. Eine einzigartige Lebensform.«
Stephanie bemerkte den Anflug von Hoffnung in seiner Stimme, als spekuliere er darauf, eine neue Verbündete in ihr zu finden.
»Sie fressen Viren. Sie vernichten sie, aber uns schaden sie nicht. Deswegen haben wir all diese klinischen Versuche durchgeführt. Um zu sehen, was sie mit ihren Viren anstellen.«
Zovastina schien über seine Worte nachzudenken. Stephanie, die Vincentis Namen vernommen hatte, fragte sich, ob das Haus vielleicht ihm gehörte.
»Lyndsey«, sagte Zovastina, »Sie reden Unsinn. Ich habe keine Zeit …«
»Vincenti hat Sie über das Gegenmittel belogen.«
Das interessierte sie.
»Sie dachten, es gäbe ein Gegenmittel für jede Zoonose.« Lyndsey schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Es gibt nur ein einziges Mittel.« Er zeigte zur Rückseite des Hauses. »Dort hinten. Die Bakterien in dem grünen Becken. Die sind das Gegenmittel gegen alle Viren, die wir gefunden haben. Er hat Sie belogen. Hat Sie glauben lassen, dass man viele Gegenmittel bräuchte. Aber das stimmt nicht. Es gibt nur dieses eine.«
Zovastina presste Lyndsey den Gewehrlauf fester ins Gesicht. »Wenn Vincenti mich belogen hat, haben Sie es auch getan.«
Stephanies Handy klingelte in ihrer Tasche.
Zovastina sah auf. »Mr. Malone. Endlich.« Das Gewehr schwenkte in Stephanies Richtung. »Gehen Sie ran.«
Stephanie zögerte.
Zovastina zielte auf Thorvaldsen. »Er hat keinerlei Nutzen für mich, außer dem, Sie dazu zu zwingen, dieses Gespräch anzunehmen.«
Stephanie klappte das Handy auf. Zovastina trat näher und lauschte.
»Wo seid ihr?«, fragte Malone.
Zovastina schüttelte den Kopf.
»Noch nicht da«, antwortete Stephanie.
»Wie lange braucht ihr noch?«
»Noch eine halbe Stunde. Es ist weiter, als ich dachte.«
Zovastina nickte bei dieser Lüge zustimmend.
»Wir sind da«, sagte Malone. »Wir sehen unter uns eins der größten Häuser, die ich je gesehen habe, und das ausgerechnet hier am Arsch der Welt. Aber es sieht ziemlich verlassen aus. Es gibt eine etwa eine Meile lange geteerte Zufahrtsstraße, die von der Schnellstraße direkt zum Haus führt. Wir schweben ein paar Meilen hinter dem Haus in der Luft. Hat Ely vielleicht noch irgendwelche Informationen für uns? Ein Pfad führt den Berg hinauf in eine Felsspalte. Sollten wir uns das einmal ansehen?«
»Ich frage ihn mal.«
Zovastina nickte wieder.
»Er sagt, das ist eine gute Idee.«
»Dann schauen wir uns dort um. Ruf mich an, wenn ihr da seid.«
Stephanie beendete das Gespräch, und Zovastina nahm ihr das Handy ab. »Jetzt werden wir sehen, wie viel Cotton Malone und Cassiopeia Vitt wirklich wissen.«
83
Cassiopeia fand drei Pistolen im Waffenschrank. Sie kannte das Fabrikat. Makarow. Die waren ein wenig klobiger als die zur militärischen Standardausrüstung gehörende Beretta, aber alles in allem eine recht gute Waffe.
Der Helikopter verlor an Höhe, und sie näherten sich rasch dem Boden. Malone hatte per Handy mit Stephanie gesprochen. Die drei waren anscheinend noch nicht da. Sie wollte Ely nun unbedingt sehen. Sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Sie hatte um ihn getrauert, aber die Trauer hatte sie nicht völlig überwältigt, weil sie an seinem Tod gezweifelt und immer noch Hoffnung gehabt hatte. Das war jetzt vorbei. Es war richtig gewesen, die Suche nach den Elefantenmedaillons fortzusetzen. Richtig gewesen, Irina Zovastina ins Visier zu nehmen. Und richtig gewesen, den Mann in Venedig zu töten. Auch wenn sie sich in Viktor geirrt hatte, empfand sie wegen des Todes seines Partners keine Reue. Zovastina – und nicht sie – hatte diesen Kampf begonnen.
Der Hubschrauber landete, und die Turbine
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