Cotton Malone 05 - Der Korse
Einzige, die die Lage des Schatzes kennt.«
»Sagen Sie ihr, sie soll den Mund halten und sich nicht rühren«, befahl Lyon, die Waffe auf Caroline gerichtet.
Ashby richtete den Blick auf seine Geliebte. Er hob die Hand, um sie aufzuhalten. »Bitte, Caroline, bleib stehen.«
Sie schien zu spüren, wie dringlich diese Aufforderung war, und erstarrte.
»Schatzsuche hin oder her«, erklärte Lyon. »Wenn Sie noch einen einzigen Laut von sich gibt, ist sie tot.«
Thorvaldsen beobachtete, wie Caroline Dodd das Schicksal herausforderte. Er hatte das Geräusch ebenfalls gehört; es war von dem Portal gekommen, durch das er eingetreten war. Das lag nun etwa fünfzehn Meter entfernt hinter einigen Grab malen.
Jemand war hereingekommen. Und hatte sich bemerkbar gemacht.
Sam drehte sich nach dem Geräusch um, das hinter ihm von der Tür her gekommen war. Vor der Außenwand näherte sich eine schwarze Gestalt einer Treppe, die zu einer erhöhten Ebene hinter dem Hauptaltar führte.
Größe und Form des Schattens sagten ihm, wer das war.
Meagan!
Ashby bemerkte, dass das Rauschen von Wind und Regen draußen lauter geworden war, als hätte jemand die Tür, durch die sie eingebrochen waren, weiter geöffnet.
»Da draußen tobt ein Sturm«, sagte er zu Lyon.
»Sie halten ebenfalls die Klappe.«
Endlich war Lyon aus der Fassung gebracht. Ashby hätte gerne gelächelt, konnte sich aber ohne große Probleme beherrschen.
Lyons bernsteingelbe Augen waren so wachsam wie die eines Dobermanns; er spähte in die trübe Lichthöhle hinein, die sie umgab, und drehte sich mit angelegter Waffe langsam um sich selbst.
Ashby sah es zur gleichen Zeit wie Lyon.
Eine Bewegung in dreißig Meter Entfernung auf der Treppe rechts vom Altar, die zur Kanzel und zum Chorumgang führte.
Dort war jemand.
Lyon schoss. Zweimal. Es klang, als wäre ein Ballon geplatzt, da er einen Schalldämpfer verwendete.
Dann flog ein Stuhl durch die Luft und traf Lyon.
Und noch einer.
71
Malone behielt die Frau im Auge, die sich aus der Kirchenbank drängte. Der Mann, mit dem sie sich gestritten hatte, rutschte hinterher und eilte ihr nach. Beide gingen vom Altar weg zum Hauptausgang. Der Mann trug einen dünnen Nylonmantel, der vorn geöffnet war, und Malone bemerkte nichts Verdächtiges.
Wieder ließ er die Augen über die Menge wandern.
Er entdeckte Langnase, der sich mit dem Rucksack in eine der vorderen, halb gefüllten Kirchenbänke schob, sich bekreuzigte und zum Beten niederkniete.
Dann sah er Olive, der sich noch immer im gegenüberliegenden Querschiff befand und nahe dem Altar aus dem Schatten trat. Der Mann schob sich durch die vordersten Kirchgänger und blieb vor einem Samtseil stehen, das ihn am Weitergehen hinderte.
Das gefiel Malone ganz und gar nicht.
Er schob die Hand unter die Jacke und griff nach seiner Waffe.
Sam musste hilflos zusehen, wie Lyon auf Meagan schoss. Er hörte Kugeln von Stein abprallen und hoffte inständig, es möge bedeuten, dass die Schüsse ihr Ziel verfehlt hatten.
Etwas krachte und schepperte laut.
Und dann noch einmal.
Ashby sah, wie die beiden Klappstühle gegen Lyon prallten, der von dem Angriff überrumpelt war, das Gleichgewicht verlor und taumelte. Caroline hatte beide Stühle auf Lyon geschleudert, als dieser von der unbekannten Person abgelenkt gewesen war, die die Kirche betreten hatte.
Dann war sie ins dämmrige Dunkel entkommen.
Lyon fasste sich und merkte, dass Caroline verschwunden war.
Er richtete die Waffe auf Ashby.
»Wie Sie bereits sagten, ist Miss Dodd diejenige, die über die Lage des Schatzes Bescheid weiß«, erklärte Lyon. »Sie dagegen brauche ich nicht.«
Das war ein Punkt, den Caroline wohl nicht bedacht hatte.
»Holen! Sie! Sie! Zurück!«
»Caroline«, rief Ashby. »Du musst zurückkommen.« Er hatte noch nie erlebt, dass eine Waffe mit so bedrohlicher Endgültigkeit auf ihn gerichtet war. Ein wirklich schreckliches Gefühl.
Eines, das ihm gar nicht gefiel.
»Jetzt sofort. Bitte.«
Thorvaldsen sah, wie Caroline Dodd die Stühle auf Lyon schleuderte und dann in die Dunkelheit des Querschiffs verschwand. Gewiss arbeitete sie sich jetzt unter der Deckung der Grabmale, der Säulen und der Dunkelheit auf ihn zu. Einen anderen Weg gab es nicht, da das andere Querschiff zu dicht bei Lyon lag und auch weit heller erleuchtet war.
Seine Augen waren an die Dunkelheit gewöhnt, und so rührte er sich nicht. Er hielt ein Auge auf Lyon und Ashby gerichtet, beobachtete aber
Weitere Kostenlose Bücher