Cotton Malone 05 - Der Korse
Mittelgang ging.
» Wenn alle meine Freunde von einer Brücke sprängen« , sagte Norstrum, »würde ich nicht mit ihnen zusammen springen. Ich wäre unten und würde versuchen, sie aufzufangen. «
Sam versuchte, Norstrums Worte zu begreifen.
»Wahre Freunde stehen und fallen miteinander. «
»Sind wir wahre Freunde?« , fragte Sam.
»Natürlich. «
»Aber Sie sagen mir doch immer, dass einmal eine Zeit kommen wird, wo ich hier weggehen muss. «
»Ja. Das kann sein. Aber selbst wenn Freunde durch große Entfernungen getrennt sind, sind sie doch im Herzen vereint. Vergiss nicht, Sam, jeder gute Freund war einmal ein Fremder. «
Meagan Morrison war ihm noch vor zwei Tagen eine Fremde gewesen. Jetzt brachte sie sich in Gefahr. Für ihn? Oder für Thorvaldsen? Es spielte keine Rolle.
Sie würden gemeinsam stehen oder fallen.
Er beschloss, die einzige Waffe zu verwenden, die ihm zur Verfügung stand. Dieselbe Waffe, für die auch Caroline Dodd sich entschieden hatte. Und so zog er seinen nassen Mantel aus, packte einen der Holzstühle und schleuderte ihn gegen Peter Lyon.
Thorvaldsen sah, wie der Stuhl durch das Hauptschiff auf Lyon zuflog. Wer war denn noch hier? Meagan befand sich hinter dem Altar im oberen Chorumgang. Dodd kauerte nur einen Meter von ihm entfernt und war außer sich vor Angst, und Ashby saß in der Nähe des einen Querschiffs.
Lyon sah den Stuhl durch die Luft fliegen und schaffte es, ihm auszuweichen, bevor er auf den Boden krachte. Dann zielte er und schoss in Richtung des Chors und des Bischofsthrons.
Sam verließ sein Versteck im selben Moment, in dem Lyon dem Stuhl auswich. Er huschte gebückt zwischen den Säulen und Grabstätten hindurch nach links, dorthin, wo Ashby saß.
Wieder fiel ein Schuss.
Die Kugel prallte ein paar Zentimeter neben Sams rechter Schulter vom Stein ab, was bedeutete, dass Lyon ihn entdeckt hatte.
Noch ein Schuss.
Erneut prallte er vom Stein ab, und Sam spürte einen Stich in der linken Schulter. Ein schrecklicher Schmerz schoss ihm durch den Arm, er verlor das Gleichgewicht und taumelte zu Boden. Er rollte sich ab und begutachtete den Schaden. Sein rechter Ärmel war aufgerissen.
Eine Blutrose erblühte, und ein scharfer Schmerz bohrte hinter seinen Augen. Er untersuchte die Wunde und stellte fest, dass er nicht richtig getroffen worden war, sondern nur einen Streifschuss erhalten hatte – der allerdings höllisch wehtat.
Er drückte die rechte Hand auf die blutende Wunde und stand auf.
Thorvaldsen versuchte zu erkennen, auf wen Lyon schoss. Jemand hatte noch einen Stuhl geworfen. Dann entdeckte er einen schwarzen Schatten, der auf der anderen Seite des Monuments, hinter dem er versteckt war, vorbeihuschte.
Dodd sah die Gestalt ebenfalls, geriet in Panik und rannte mehrere Grabmale weit weg.
Thorvaldsen erhaschte einen flüchtigen Blick auf das Gesicht des vorbeihuschenden Unbekannten.
Sam.
Er hörte noch zwei Schüsse und dann den Aufprall, mit dem jemand zu Boden stürzte.
Nein. Bitte, Gott. Nicht schon wieder.
Er zielte auf Lyon und schoss.
Ashby sprang in Deckung. Im Kirchenschiff war ein Chaos von Pistolenfeuer aus allen Richtungen ausgebrochen. Er sah, wie Lyon sich auf den Boden warf und die Stühle als Deckung benutzte.
Wo war Caroline?
Warum war sie nicht zurückgekommen?
Thorvaldsen konnte nicht zulassen, dass Sam etwas zustieß. Schlimm genug, dass Meagan nun in die Sache verwickelt war. Caroline Dodd war verschwunden, sicherlich in Richtung des offenen Portals, wo noch immer Sturm und Regen tobten. Es würde nur einen Moment dauern, bis Lyon sich sammelte und reagierte, und so hastete Thorvaldsen in die Richtung, in die Sam gelaufen war.
Malone hielt die Arme schützend über den Kopf, als die Explosion durch das Kirchenschiff donnerte und Wände und Fenster erschütterte. Aber sein Wurf in die Krypta war erfolgreich gewesen; die Hauptwucht der Explosion blieb unten, allerdings stiegen Rauch und Staubwolken von der Treppe auf.
Er blickte sich um.
Alle wirkten unverletzt.
Dann ergriff Panik die Menge, und die Menschen stürmten zum Ausgang. Der Priester und die beiden Ministranten verschwanden in den Chor.
Er stand vor dem Hauptaltar und beobachtete das Chaos. Ihm war klar, dass der Attentäter wahrscheinlich entkommen war. Doch als die Menschenmenge sich verlief, sah er hinten im Mittelgang Stephanie stehen, die ihre Pistole Langnase in die Rippen stieß.
Im Hauptportal tauchten drei Pariser Polizisten auf. Einer sah
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