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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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T-Shirt zurecht. «Ja, dein Unterricht ist nämlich der beste.»
    «Danke, das freut mich», antworte ich und bedaure, dass meine Mutter das Kompliment nicht hören konnte. Vielleicht würde sie ihre Meinung über mein
Hobby
dann endlich ändern.
    «Keine Übertreibung», untermauert Ellen ihr Kompliment.«Ich hab einige Studios ausprobiert, auch in Mitte und im Hansaviertel   –» Sie bricht ab, um Suzy daran zu hindern, mit ihren kleinen Patschehändchen Mamas blonde Haare einzeln auszureißen.
    «Konkurrenz belebt das Geschäft», behaupte ich großmütig, dabei brenne ich auf Einzelheiten.
    «Dein philosophischer Satz am Ende der Stunde, zum Beispiel, hat mir besonders gut gefallen», fährt Ellen fort. «Er hat so etwas Aufbauendes. Und dass hier nur Frauen trainieren, finde ich auch sehr gut. Bei dir ist es irgendwie so   … na ja, so alternativ.» Unsicher blickt sie mich an. «Hoffentlich empfindest du das nicht als abwertend, Nelly?»
    «Nein, nein, ich fühle mich geschmeichelt», versichere ich lächelnd. «Ich will mich ja auch von anderen Studios unterscheiden.»
    Suzy gibt unwillige Quieklaute von sich, als würde ihr unsere Unterhaltung schon viel zu lange dauern.
    «Gleich gibt’s was zu essen, meine Süße», flüstert Ellen ihr ins Ohr und wendet sich dann wieder an mich. «So, jetzt muss ich aber los, sonst fängt die Kleine noch an zu schreien.»
    «Aha, verstehe», erkläre ich, weil ich keine Ahnung habe, was ich darauf antworten soll.
    Ellen schultert ihren Rucksack und wendet sich zum Gehen.
    War es das also? Wollte sie nur von der Konkurrenz berichten und mir ihren Nachwuchs vorführen?
    Konsterniert betrachte ich das Mutterglück. Ganz allerliebst – wirklich. Aber will Ellen sich nicht endlich als neues Mitglied anmelden? Das würde mich vollends entzücken.
    Ich beschließe, die souveräne Geschäftsfrau zu geben, diees nicht nötig hat, auf Kundenfang zu gehen, und reiche ihr mit einer lässigen Geste einen Stundenplan über die Theke.
    «Falls dich mal wieder die Trainingslust überkommt.»
    Kopfschüttelnd nimmt sie den Rucksack wieder ab und kramt ihre Geldbörse hervor. «Über unserem kleinen Schwätzchen hätte ich jetzt beinahe vergessen, dass ich wegen eines Zehner-Tickets hier bin. Und sobald ich die Unterbringung der Kinder organisiert habe und weiß, wie oft ich trainieren kann, unterschreibe ich einen Mitgliedsvertrag.»
    Innerlich breche ich in Freudenjubel aus. Ellens Besuch bringt einhundert Euro Cash ein!
    Ich bin doch eine gute Geschäftsfrau. Noch dreißig solcher Tickets, und die ausstehende Miete ist drin!
    Auch die drei folgenden Yogastunden sind einigermaßen normal besucht, und mittags scheint sogar wieder die Sonne.
    Alles wird gut, denke ich erleichtert, als ich mich zur Mittagspause faul in den Liegestuhl in den Hinterhof lege.
    Ich überlege gerade, wie ich die Nachmietersuche angehen soll, als eine attraktive, in Schwarz gekleidete Frau den Hof betritt. Ihr glänzendes, platinblondes Haar fällt glatt über die Schultern und schwingt bei jeder Bewegung sanft mit. Sie ist sehr schlank und trägt eine enge knielange Hose und eine extravagante Schluppenbluse mit kleinen Puffärmeln. Darunter ahnt man eine üppige Oberweite in Spitzendessous.
    Push-up-Alarm, nennt mein Bruder diesen Look.
    Wow! Die kauft bestimmt nicht bei der Firma mit den zwei großen Buchstaben ein, denke ich, und mein Blick wandert die langen goldbraun schimmernden Beine entlang bis zu den Highheels.
    Die Schönheit schaut sich kurz um und stöckelt dannzielstrebig auf mich zu. Ihrem dunklen Outfit nach zu urteilen, könnte sie den Bestatter suchen, obwohl dessen Eingang sich vorn auf der Straße befindet und eigentlich nicht zu übersehen ist.
    «Guten Tag.» Lässig stellt sie ihre weiße Kroko-Handtasche ab, schiebt die überdimensionale schwarze Sonnenbrille ins Haar und sieht mich aus leuchtend blauen, stark geschminkten Augen an. «Ist hier geschlossen?»
    Oh! Sie will doch zu mir?
    «Meinen Sie das Yogastudio?»
    Die schöne Fremde nickt gelangweilt.
    Nur eine kleine Portion ihrer Laszivität, und Ben hätte mich bestimmt nicht   … Stopp! Den Typen wollte ich doch vergessen, ermahne ich mich und gebe eine lässige Ein-Wort-Auskunft: «Mittagspause.»
    «Schade», bedauert die Schwarzgekleidete und wird gesprächig. «Ich wollte zu Nelly Nitsche, die soll einen Nachmieter für ihre Wohnung suchen. Wissen Sie vielleicht, wo ich sie finden kann?»
    Begeistert springe ich aus dem

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