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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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Liegestuhl hoch. «Ich bin Nelly Nitsche.»
    «Paulsen.» Lächelnd streckt sie mir die Hand entgegen.
    An ihrer Linken sehe ich einen Ring mit einem beeindruckend großen Stein blitzen. «Freut mich, Frau Paulsen», sage ich breit grinsend und biete ihr etwas zu trinken an.
    «Danke, ein kaltes Wasser   … wenn Sie so freundlich wären.»
    «Wasser ist immer im Haus», beeile ich mich zu versichern und bitte sie, mir ins Studio zu folgen.
    «Ich trinke mindestens drei Liter Wasser am Tag, das hält die Haut straff.»
    Für eine Nachmieterin würde ich sogar extra teure Flaschen aus dem Supermarkt holen, denke ich und greife in den Minikühlschrank unter dem Tresen. Frau Paulsen setzt sich an einen der Tische, kramt beiläufig ein Eau-de-Toilette-Spray aus ihrer weißen Kroko-Tasche und sprüht sich damit ein. Ein erfrischender Duft steigt mir in die Nase.
    «Desiree Engel hat mir von der Wohnung berichtet», sagt sie nun. «Drei Zimmer, richtig?»
    Ich stelle zwei Gläser und eine Flasche Evian auf den Tisch. «Genau. Und sie liegt nur fünf Häuser entfernt von hier. Vierte Etage   … leider ohne Lift, aber dafür in U-Bahn -Nähe. Sämtliche Einkaufsmöglichkeiten sind ebenfalls fußläufig zu erreichen», beeile ich mich zu versichern.
    Gelassen winkt die Blondine ab. «Treppensteigen ist doch ein super Beintraining.»
    «Finde ich auch», stimme ich erleichtert zu und betrachte fasziniert ihre guttrainierten Beine und das Tattoo an ihrem rechten Fuß. Eine züngelnde Schlange kriecht aus den Highheels und windet sich um die Fessel.
    Frau Paulsen leert ihr Glas in einem Zug, bevor sie weiterspricht: «Aber das ist nebensächlich. Ich mag Moabit, ist irgendwie im Kommen.»
    Seltsam, sie sieht aus wie jemand, der genug verdient, um sich eine repräsentative Wohnung in Charlottenburg zu kaufen.
    «Es wäre eine Zweitwohnung», erklärt sie, als könne sie meine Gedanken lesen. «Eigentlich wohnen wir in Frankfurt, aber viele unserer Freunde leben in Berlin. Mein Verlobter und ich verbringen die Wochenenden oft hier. Er hat diverse berufliche Kontakte in der Stadt.»
    «Aha», erwidere ich interessiert. Ich würde zu gerne wissen,womit eine Frau mit so einer eleganten Ausstrahlung ihre Brötchen verdient. Vielleicht spielt sie ja mit Desiree in der Telenovela. Oder sie ist Maklerin an der Frankfurter Börse. Das würde der Witwe Pusch bestimmt gefallen: Mieter, die viel Kohle verdienen, immer pünktlich bezahlen, aber selten zu Hause sind.
    «Wann könnte ich das Objekt besichtigen?», unterbricht sie meine Gedanken.
    Um mir meine Euphorie (ich habe eine Nachmieterin!) nicht zu sehr anmerken zu lassen, nicke ich unschuldig. «O ja, logisch, Sie wollen die Wohnung natürlich erst mal anschauen. Wir könnten gleich jetzt hingehen. Es sind ja nur ein paar Schritte die Straße hoch.»
    «Sehr schön», entgegnet sie erfreut.
    Eilig ziehe ich mir was über, schließe das Studio ab und laufe mit meiner potenziellen Nachmieterin los. Neben dieser mondänen Frau fühle ich mich in meiner schlabberigen Latzhose und dem alten T-Shirt ein bisschen wie Aschenputtel. Aber wen kümmert’s? Hauptsache, sie übernimmt die Wohnung.
     
    Kurz darauf betreten wir den Wohnungsflur.
    «Wissen Sie denn bereits, wann Sie ausziehen werden?», erkundigt sich Frau Paulsen und läuft im Stechschritt alle Räume ab. Im leeren Wohnzimmer bleibt sie am Fenster stehen und blickt hinunter auf die Straße.
    «Am kommenden Sonntag», verkünde ich.
    Erfreut strahlt sie mich an. «Das wäre ja perfekt.»
    «Demnach gefällt Ihnen die Wohnung?»
    «Ja, die Aufteilung ist sehr hübsch und die Miete günstig. Alles andere ist eine Frage des Designs. Und wenn ich möglichstschnell einziehen kann, müssen Sie nicht mal den rosa Elefanten entfernen», erklärt sie mit einem Grinsen.
    «Umso besser. Die Vermieterin ist übrigens eine sehr nette und unkomplizierte Witwe. Frau Pusch», erkläre ich. «Und wenn ich Ihnen noch einen Tipp geben darf: Sie vermietet vorzugsweise an verheiratete Paare.»
    Verträumt blickt Frau Paulsen auf ihren Diamantring. «Da muss ich nicht mal lügen. Wie gesagt, ich bin mit dem Mann meiner Träume verlobt und werde bald heiraten. Das Brautkleid   –»
    «Oh! Gratuliere», unterbreche ich sie, weil ich es heute nicht ertrage, vom Glück anderer zu hören. Ich werde bald dreißig und hab noch nicht mal eine feste Beziehung! Schlimmer noch: Gerade erst bin ich schäbig versetzt worden.
    «Danke schön», lächelt die

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