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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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glücklich Verlobte und wechselt das Thema. «Haben Sie vielleicht die Telefonnummer der Hauseigentümerin parat?»
    «Logo», erwidere ich und suche im Register meines Handys nach der Nummer. Im Grund ist mir eine nüchterne Unterhaltung auch viel lieber, denn ich will auf keinen Fall an diesen   … diesen   …
    Nein! Ich beschließe, seinen Namen zu vergessen, und widme mich dem Telefonregister.
    Frau Paulsen tippt in ihr weißes Handy ein, was ich vorlese.
    «Vielen Dank», erklärt sie. «Gleich nach der Mittagspause werde ich dort anrufen. Ich gebe Ihnen dann Bescheid, sobald ich den Mietervertrag unterschrieben habe.»
    «Das klappt bestimmt», erwidere ich zuversichtlich und zähle noch einmal auf, welche Unterlagen die Witwe von ihren Mietern verlangt. Besonders betone ich die Wichtigkeitder Gehaltsbestätigung, um möglichst unauffällig Nachforschungen anzustellen. Ich würde doch zu gerne erfahren, womit diese Frau ihr Geld verdient.
    Leider geht sie nicht auf meine Anspielung ein. Sie nickt nur lächelnd und meint: «Kein Problem, Frau Nitsche. Ich bin fest angestellt.»
    Also gebe ich mich damit zufrieden. Eine Fremde direkt nach ihrem Beruf zu fragen, würde ich nie wagen. Dazu bin ich viel zu schüchtern. Was die Menschen nicht von selbst erzählen, wollen sie meist aus gutem Grund nicht verraten. Neugier ist außerdem unhöflich – manchmal aber auch hinderlich, wenn man sich nur wegen der guten Manieren die Telefonnummern eines gewissen Typen nicht hat geben lassen   …
    Stopp!
    Wer ständig zurückschaut, kommt nicht vorwärts, lautet einer meiner philosophischen Gedanken, und die wollte ich doch befolgen.

8
    Zwei Samstage später ist die Katastrophe vorerst abgewendet. Frau Paulsen übernimmt tatsächlich meine Wohnung, und ich bin bei Britta eingezogen. Auch die Witwe hat Wort gehalten und mir die Kaution sofort überwiesen.
    Punkt eins auf meiner Liste ist erfolgreich erledigt!
    Nummer zwei dagegen liegt mir so schwer im Magen, als hätte ich Tonnen rohes Fleisch verzehrt: Wie erkläre ich Jacobi glaubwürdig, warum ich die letzten drei Mieten schuldig geblieben bin und auch nicht auf seinen Brief geantwortet habe? Ich kann ihm doch nicht vorjammern, dass mein Studio unter Mitgliederschwund leidet.
    Eigentlich wollte ich den Bittgang ja telefonisch erledigen. Aber Herr Jacobi gab sich während des Gesprächs überraschend leutselig und meinte, er handle dergleichen lieber persönlich ab. Am Sonntag wäre er zufällig in der Nähe und würde gerne auf einen Sprung vorbeischauen.
    Was bleibt mir also anderes übrig, als meinen heiligen Sonntagsschlaf frühzeitig zu unterbrechen und mich in das anständige weiße Kleid von Mama zu werfen.
    Während ich also am Eingang auf Jacobi warte, werde ich unsicher. Wie eine giftige Spinne krabbelt plötzlich die Frage durch mein Gehirn: Warum will ein Vermieter seine Mieterin unbedingt persönlich aufsuchen? Doch nur, um sie aus dem Studio zu werfen und den Schlüssel abzunehmen, oder?
    Als Herr Jacobi endlich den Hinterhof betritt, grinst er mich schon von weitem an. Mein Vermieter ist ein großer, korpulenter Mann um die sechzig. Er stammt aus Kreuzberg und nennt inzwischen fünf Wohnblöcke sein Eigen.
    «Tachchen och», begrüßt er mich und streckt mir die Hand entgegen.
    Ich atme tief durch und besinne mich auf meine Manieren. «Schön, Sie zu sehen, Herr Jacobi. Bitte kommen Sie doch herein. Wie geht es Ihnen?»
    «Jut, jut», antwortet er, nimmt an einem der Tische vor der Hibiskusblüte Platz und kommt gleich zum Wesentlichen. «Nu bin ick aber neugierig, junge Frau, warum se nich uff meene Briefe jeantwortet haben.»
    Obwohl Herrmann Jacobi in seinem beige-braunen Freizeitlook mit den gemusterten Socken und den braunen Sandalen aussieht, als wäre er ein netter Mann auf Verwandtenbesuch, bringt mich seine Freundlichkeit völlig aus dem Konzept. Ich hatte mich darauf vorbereitet, dass er wütend wäre und ich mich Millionen Mal entschuldigen müsste.
    «Ja, ähm   … Also, es waren unglückliche Umstände», stottere ich, als ich ihm schnell noch einen Orangensaft serviere. Zum Glück fällt mir dann aber doch eine plausible Ausrede ein. «Normalerweise beantworte ich Geschäftspost natürlich sofort, aber   … Ich war verreist.»
    «Iss ja och Urlaubszeit, wa?» Er greift gierig zu dem Glas und leert es in einem Zug.
    Ich kann es kaum fassen. Jacobi scheint mir tatsächlich zu glauben! Um Zeit zu gewinnen, schüttle ich den Kopf. «Ähm

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