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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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lasse ich das Tablett auf den Schreibtisch knallen, worauf Ben ruckartig hochfährt.
    «Ähm, entspann dich ruhig», sage ich so sachlich wie möglich. «Das ist bestimmt nur der Postbote. Ich bin gleich zurück.»
    Das mit dem Postboten rede ich mir selbst ein, um mich zu beruhigen. Denn ich habe eigentlich keine Ahnung, wer das jetzt sein könnte.
    Vorsichtshalber linse ich erst durch den Türspion.
    Mutter!
    Schlagartig wird mir übel.
    Wie ist das möglich? Mama ist doch auf Kur!
    Ungläubig nehme ich die Brille ab, reibe mir die Augen und wage noch einen Blick.
    Nein, es ist Tessa. Verdammt, durch die Brille sah sie aus wie Mama! Die beiden sehen sich aber auch zum Verwechseln ähnlich. Der gleiche Haarschnitt und immer tadellos gekleidet.
    Aber was, zum Geier, will Tessa hier?, überlege ich panisch, als es erneut klingelt.
    Diesmal läutet sie Sturm.
    Nein, ich kann nicht aufmachen. Denn dann will sie sicher reinkommen, und ich weiß wirklich nicht, wie ich Bens Anwesenheit erklären soll.
    Und wenn nun etwas mit Mama passiert ist?, fährt es mir plötzlich durch den Kopf. Blitzschnell reiße ich die Tür auf.
    «Tessa! Wie geht es Mama?»
    «Hallo, Nelly», begrüßt sie mich und haucht mir ein flüchtiges Küsschen auf die Wange. «Deiner Mutter geht es den Umständen entsprechend gut.» Mit diesen Worten stürmt sie an mir vorbei Richtung Sprechzimmer. «Aber ich habe leider keine Zeit zum Schwatzen. Ich bin total in Eile. Ist dein Bruder nicht hier?»
    Ohne eine Antwort abzuwarten, saust Tessa an mir vorbei und durch den Flur der Wohnung. Eilig schließe ich die Tür, kann ihr aber nicht schnell genug folgen. Sie ist schonmit einem Bein im Behandlungszimmer. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
    «Aaaaaa!»
    Das war eindeutig Tessas Schrei.
    Mit klopfendem Herzen flitze ich hinterher. Die Hände in die Hüften gestemmt, steht sie wie das Jüngste Gericht im Türrahmen. «Was ist hier los?», fragt sie mit strenger Stimme in den Raum hinein.
    «Ähm   … das ist   …», stottere ich verzweifelt, während ich Bens irritierten Blick zwischen Tessa und mir hin- und herwandern sehe. Hinter dem Rücken meiner Tante verdrehe ich die Augen, tippe mir mit dem Finger auf die Stirn und bedeute Ben, dass diese Frau einen Dachschaden hat.
    Ben scheint zu kapieren. Ruhig erhebt er sich und streckt ihr die Hand entgegen. «Ben Reuther, guten Tag.»
    «Äh, Tessa Tokay», entgegnet sie. Nach einem höflichen Händeschütteln blickt sie mich fragend an. «Wieso liegt er hier auf der Couch?», flüstert sie. «Fehlt ihm was?»
    Mir bricht der Schweiß aus. Mein Gesicht brennt. Und ich finde keine Erklärung, die Tessa akzeptieren würde und die sie vor allem sofort zum Verschwinden veranlassen könnte.
    «Ben   … ähm   … Also, er wollte nur mal   …», hasple ich und merke, wie mein linkes Auge zu zucken beginnt. Ein Zeichen für totale Panik. «Aber was machst du eigentlich hier, Tante Tessa?», frage ich mit Betonung auf Tante.
    «Ich? Ach so, ja. Deine Mutter braucht dringend ihre Brille und auch noch einige Kleidungsstücke. Eigentlich hatte ich Phillip aufgetragen, ihr die Sachen zu bringen», erklärt sie und fügt vorwurfsvoll an: «Das hat er aber bis heute nicht getan, deshalb wollte ich das schnell erledigen.»
    Das ist mal wieder typisch für meinen Bruder, diese egoistischeZecke. Na warte, wenn ich Mamas Liebling in die Finger kriege!
    «Also, wo ist denn nun die Brille?» Tessa sieht mich auffordernd an.
    Eilig stecke ich beide Hände in die Hose und lasse so die Brille unauffällig in der Tasche verschwinden. «Ähm   … keine Ahnung», antworte ich schulterzuckend. «Hat dir Mama denn nicht gesagt, wo du suchen sollst?»
    «Auf dem Schreibtisch», verkündet sie und steuert direkt darauf zu.
    Mist! Jetzt wird mich Ben fragen, was die Brille meiner Mutter in
meinem
Arbeitszimmer macht. Wie soll ich das nur erklären? Ich werfe Ben einen weiteren genervten Blick zu. Er entschuldigt sich und fragt nach der Toilette.
    «Am Ende des Flurs rechts», erkläre ich freundlich.
    Kaum ist Ben außer Hörweite, kommt Tessa auf mich zu und zischt mir zu: «Also, Nelly, wer ist das, und was macht ihr hier?»
    Mittlerweile läuft mir der Panikschweiß den Rücken entlang. «Na ja   … das ist Ben Reuther», antworte ich wahrheitsgemäß und flehe den großen Sigmund Freud, C.   G.   Jung und wer da sonst noch im Meistertherapeutenhimmel rumhängt um Hilfe an.
    «Lenk nicht ab, Nelly Nitsche», blitzt sie

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