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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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urteilen, beschäftigt ihn aber immer noch etwas.
    «Wir sollten mit unserem Gespräch fortfahren.» Verzweifelt versuche ich, die Aufmerksamkeit wieder auf
seine
Probleme zu lenken.
    Fragend mustert mich Ben. «Eines noch: Was hast du ihr in meiner Abwesenheit erzählt?»
    «Selbstverständlich nichts, was dich betrifft», behaupte ich mit fester Stimme. «Wir haben nur Mamas Brille gesucht. Sie ist da ziemlich eigen. Es muss unbedingt die   … ähm   … dieschwarze mit den breiten Seitenbügeln sein. Keine Ahnung, warum.»
    Nachdenklich blickt Ben an die Decke. «Eigenartig. Mir kam es so vor, als habe deine Tante die Situation hier völlig falsch verstanden.»
    Ich ahne, worauf er anspielt. «Das Augenzwinkern?»
    «Genau, es war so eindeutig zweideutig.»
    «Ach, weißt du», stöhne ich mit genervtem Augenaufschlag und schiebe meine Brille zurecht. «Tante Tessa steht auf jüngere Männer. Und du bist nun mal   … sehr attraktiv.» Verlegen senke ich meinen Blick. Das Letzte ist mir nur so rausgerutscht.
    Als hätte ich ihn beleidigt, starrt Ben mit zusammengekniffenen Augen ins Leere und grummelt: «Aber ich steh überhaupt nicht auf ältere Frauen, auch wenn das zurzeit grad der totale Trend zu sein scheint. Jede Frau um die fünfzig glaubt, mit einem jüngeren Mann an der Seite ihre Jugend zurückzugewinnen.»
    Puh, da gibt es wohl noch eine Problemzone, denke ich und sage betont locker: «Ach, vergiss Tante Tessa einfach.»
    Nach einem längeren Schweigen grinst Ben mich plötzlich an. «Aber das Kompliment gebe ich gerne zurück. Du bist auch sehr attraktiv.»
    Bens Schmeichelei lässt mich erröten. «Ähm   … tja, wir sollten jetzt wirklich mit der Sitzung beginnen», lenke ich unser Gespräch wieder auf das Wesentliche. «Wie geht es dir heute?»
    «Ach, ganz okay», antwortet Ben. «Ich bin nur ziemlich erschöpft, weil ich schlecht geschlafen habe. Ich hatte so einen seltsamen Traum.»
    Ich werde hellhörig. «Möchtest du darüber sprechen?» Esist genau die Floskel, die Mama immer zu uns Kindern sagte, wenn uns etwas beschäftigt hat.
    Ben richtet sich auf und begibt sich zu mir an den Schreibtisch.
    Aufmunternd sehe ich ihn an und schenke ihm ein Glas Wasser ein.
    Stirnrunzelnd greift er nach dem Glas und murmelt noch im Stehen vor sich hin: «Ich habe von einem brennenden Lokal geträumt.»
    Ein Albtraum! Gebannt starre ich ihn an. Ob Ben vielleicht Gastwirt ist und Angst um sein Lokal hat? Zu dumm, dass nur Ella weiß, was er beruflich macht.
    «Feuer also», höre ich mich murmeln.
    Eindringlich sieht mich Ben mit seinen grünen Augen an. «Ja, alles brannte lichterloh. Und irgendjemand schrie ständig Inferno.»
    Inferno!?
    Es dauert nur einen Wimpernschlag, und mir wird bewusst, dass Ben eine winzige Erinnerung an unseren Abend hatte. Ja! Das muss es gewesen sein. Es war eindeutig eine Assoziation zum «Flammenden Inferno» im Restaurant. Sein Unterbewusstsein muss ihm diesen Traum suggeriert haben.
    Vor Aufregung schießt mir erneut das Blut ins Gesicht. Aber diesmal kann ich nicht wie das Kaninchen vor der Schlange verharren, ich muss etwas sagen. Jetzt sofort. Sonst hält er mich noch für unfähig und wechselt zu Tante Tessa.
    «Ach, solange du nicht von brennenden Flugzeugen träumst!», scherze ich leichthin.
    Statt zurückzulächeln, zuckt Ben zusammen. Oh, das war wohl etwas unüberlegt, denke ich erschrocken.
    Doch dann grinst Ben mich an. «Finde ich auch.»
    Beruhigt atme ich auf und gebe schnell noch eine Erklärung für meinen verwegenen Scherz ab: «Ich neige dazu, alles mit Humor zu nehmen. Es kann schon mal vorkommen, dass ich dabei übertreibe. Hoffentlich kannst du mir verzeihen.»
    «Ach was, Humor erleichtert das Leben doch ungemein», stimmt Ben mir zu.
    Mein Gefühl hat mich also nicht betrogen. Es gibt eine Seelenverwandtschaft zwischen uns. Bei Sven wäre mir dieser Gedanke nie gekommen, aber bei Ben fühle ich es eindeutig: Unsere Seelen schwingen im Gleichklang.
    Nur Ben weiß es noch nicht. Oder nicht mehr.
    Reiß dich zusammen!, Nelly Nitsche, ermahne ich mich. Hör auf zu träumen, handle!
    «Freut mich, dass du es auch so siehst», erwidere ich etwas steif und nehme nach der ganzen Aufregung erst mal einen großen Schluck Wasser. Als ich mein Glas wieder absetze, will ich gerade mit einem gewichtigen «Nun   …» beginnen, da werde ich vom Telefon unterbrochen.
    «Was, zum Geier, ist denn heute los?», raune ich halblaut und entschuldige mich ein

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