Cowboy - Riskanter Einsatz
in einer felsigen Anhöhe inmitten der trostlosen Wüstenlandschaft gefunden hatte, und genossen die ersten wärmenden Strahlen.
Einmal aufgewärmt, würden sie die hellen Stunden hier verbringen, geschützt vor der brennenden Sonne und etwaigen neugierigen Blicken einsamer Wanderer im Vorgebirge. Mit Einbruch der nächsten Nacht würden sie sich erneut auf den Weg machen, immer weiter nach Norden.
„Ich übernehme die erste Wache“, sagte Cowboy zu Harvard.
Melody saß neben ihm, nahe am Eingang der Höhle. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen und hob das Gesicht der wärmenden Sonne entgegen. Er berührte sie leicht am Arm, um ihr seine Feldflasche zu reichen, aber sie rührte sich nicht. Sie war erschöpft. Dennoch hatte sie sich nicht beklagt, die ganze Nacht hindurch nicht.
„Vielleicht solltest du erst dafür sorgen, dass sie bequem liegt“, meinte Harvard leise.
„Bin ich auf einmal nicht mehr da?“, fragte Melody, öffnete die Augen und überraschte damit beide Männer.
Harvard lachte, ein leises und doch volltönendes Lachen. „Entschuldigen Sie“, sagte er, „ich dachte, Sie wären eingeschlafen.“
„Wohin gehen wir?“, fragte sie. „Zur Küste?“ Ihre Augen hatten fast dieselbe Farbe wie der wolkenlose Himmel, und sie blitzten Cowboy kurz an, als er ihr seine Feldflasche gab.
Ihre Finger berührten sich. Er spürte das wie einen kleinen elektrischen Schlag. Und er war verdammt sicher, dass sie dasselbe empfand.
Sie war bedeckt mit Straßenstaub, beschmiert mit Schuhcreme und zu Tode erschöpft. Trotzdem war sie in Cowboys Augen die schönste Frau, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Verdammt! Er durfte nicht so empfinden! Wenn diese Geschichte überstanden war, würde er eine psychologische Untersuchung über sich ergehen lassen müssen. Er musste herausfinden, was genau er eigentlich falsch gemacht hatte. Wodurch er es ihr ermöglicht hatte, ihm so unter die Haut zu gehen …
Harvard nickte. „Unser Ziel ist der Ozean.“ Er warf Cowboy einen Blick zu. Sie hatten nicht viel Zeit gehabt, sich über ihre Marschroute abzustimmen. „Es ist vermutlich einfacher, das Land mit einem Boot zu verlassen.“
„Oder mit einem Flugzeug“, warf Cowboy ein. „Damit kämen wir tausendmal schneller nach Hause.“
Die beiden Männer tauschten einen langen Blick. Cowboy wusste, dass der Senior Chief an das Gleiche dachte wie er. Sie hatten während des Briefings für diese Mission beide eine Karte des Landes studiert. Zwischen ihrer jetzigen Position und dem Meer lag eine größere Stadt. Laut Karte verfügte diese Stadt über einen Flughafen. Vielleicht sollten sie, statt die Stadt in weitem Bogen zu umgehen, sich nahe genug heranwagen, um die Lage auszuloten.
„Mit etwas Glück ist es ein Luftwaffenstützpunkt“, überlegte Cowboy laut. „Uns würden sie dort zuallerletzt erwarten.
Harvard nickte: „Angriff ist die beste Verteidigung.“
„Reden Sie beide immer so anscheinend zusammenhanglos daher?“, fragte Melody.
Harvard erhob sich. „Junior meint, wir sollten heute Nacht ein Flugzeug stehlen. Und so verrückt das auch klingt, ich sehe das genauso. Jetzt stehen auf meinem Zeitplan aber erst einmal ein paar Stündchen Schlaf.“ Er wandte sich der Höhle zu, blieb dann jedoch stehen und drehte sich zu Melody um: „Sie dürfen sich natürlich vorher das bequemste Plätzchen aussuchen, Mylady“
Melody schüttelte den Kopf. „Danke, aber … ich möchte mich erst aufwärmen“, erklärte sie. Sie schaute zu Cowboy hinüber und errötete leicht. Wahrscheinlich war ihr klar, wie leicht sie zu durchschauen war. Es war offensichtlich, dass sie hier draußen bei ihrem ganz persönlichen Helden bleiben wollte.
Cowboy spürte erneut, wie ihn heiße Schauer überliefen.
Harvard blieb im Höhleneingang noch einmal stehen. „Pass auf, dass sie nicht hier draußen einschläft“, warnte er Cowboy. „Und sieh zu, dass auch du deinen texanischen Hintern bald in den Schatten verfrachtest. Ich will nicht, dass ihr euch nächste Nacht nicht rühren könnt, weil ihr euch einen Sonnenbrand geholt habt.“
„Ja, Mom“, spöttelte Cowboy.
„Und weck mich in vier Stunden.“ Harvard verschwand im hinteren Teil der Höhle. „Nicht früher und nicht später.“
Cowboy schaute Melody an und lächelte. „Ich dachte schon, er würde nie verschwinden.“
Sie errötete erneut.
„Geht’s Ihnen gut?“, fragte er. Einerseits wünschte er, sie säße nicht so weit
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