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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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war Teri aus der Schule nach Hause gekommen   – er hatte sie gehört   –, aber die Klingel schien sie offensichtlich nicht zu kratzen. Mr und Mrs Garamond hatten sich noch nicht blicken lassen. Als es abermals klingelte, meldete sich Alex aus dem Forum ab und lief nach unten. Er hatte sein Handy den ganzen Nachmittag absichtlich ausgelassen und dachte, dass vielleicht Donna oder Jack oder (Albtraum!) Jacks Eltern vor der Tür standen. Oder die Polizei. Jack hatte ihn bestimmt nicht angezeigt, dachte Alex, aber womöglich seine Eltern.
    Er machte die Tür auf. Es war Cherry. Er konnte ihr nicht ansehen, ob sie besorgt um ihn war oder wütendoder sonst etwas. »Ich habe gehört, die haben dich rausgeschmissen«, sagte sie.
    »Nicht ganz. Ich wurde nach Hause geschickt, damit ich mich ›beruhige‹. Für den Rest der Woche bin ich hier gebunkert.«
    »Wie bitte?«
    Er hatte den Ausdruck aus Crokeham Hill benutzt. »Äh   … ich meine   … ich muss zu Hause bleiben.«
    Hinter ihr, auf der Straße, stand ein Auto und tuckerte im Leerlauf vor sich hin. Mrs Jones. Sie winkte ihm durch das offene Autofenster zu.
    »Ich bin auf dem Weg zu meiner Orchesterprobe«, erklärte Cherry. »Ich habe Mum gefragt, ob sie einen Umweg fahren kann. Ich wollte wissen, ob mit dir alles in Ordnung ist.«
    »Äh, ja, danke. Ich   … ich dachte, du bist vielleicht sauer auf mich.«
    »Bin ich auch. Also ehrlich   … jemanden schlagen   … Mann, was für ein Held.«
    »Weißt du denn auch, warum ich ihn geschlagen habe?«
    »Klar weiß ich das. Klischee hoch zehn. Die Ehre eines Mädchens verteidigen! Ich bitte dich, Philip, wir leben im 21.   Jahrhundert.«
    »Ja und   …?«
    »Deshalb bin ich stinksauer
und
mache mir Sorgen um dich. Ich weiß, dass Flip sich normalerweise über so was keinen Kopf macht, aber in letzter Zeit dachte ich, dass Philip vielleicht schon so weit ist.« Und dann, alshätte das irgendwas damit zu tun: »Hast du Milch getrunken?«
    »Was? Äh, ja.«
    Sie nickte. »Ich riech’s an deinem Atem.«
    Alex war sich bewusst, dass Mrs Jones wartete. Geigenmusik klang aus dem Auto herüber, und Alex sah, wie sie in den Rückspiegel schaute und sich die Lippen nachzog.
    »Weißt du, was mit Jack ist?«, fragte er.
    »Jack ist dumm und kindisch, jedenfalls meistens. Ich glaube ja, er hat ADHS.«
    Alex grinste. »Ich meine, mit seinem Gesicht.«
    »Er wurde nicht nach Hause geschickt, da kann es nicht so schlimm gewesen sein.« Cherry zuckte die Achseln. »Wie auch immer, ich muss jetzt aber   …«
    In diesem Augenblick ertönte ein Schrei von unten, aus dem Keller, gefolgt von eiligem Trampeln auf der Treppe. Teri kam schreiend und außer Atem in die Diele gerannt und brachte kaum heraus, was sie sagen wollte: dass sie eben in den Garten gegangen sei und dort Beagle gefunden habe, er liege apathisch im Blumenbeet.
     
    Zu dritt schafften sie es, Beagle zum Auto zu tragen.
    »Planänderung, Mum«, verkündete Cherry. »Wir fahren zum Tierarzt.«
    Teri und Alex saßen hinten im Wagen, auf dem Sitz zwischen ihnen der reglose Beagle, der kaum noch atmete. In der Tierklinik wurde er sofort in einen Behandlungsraumgebracht und sie mussten im Wartezimmer warten. Es dauerte ewig, bis die Tierärztin wieder herauskam, eine große, schlanke Frau, die mit osteuropäischem Akzent sprach und ein Schaufensterpuppengesicht hatte. Sie bat sie, mitzukommen. Beagle lag auf einem Untersuchungstisch auf der Seite und blickte leicht verwirrt um sich. Als er Cherry sah, wedelte er halbherzig mit dem Schwanz. Alex wurde mit dem üblichen Knurren begrüßt, auch wenn es diesmal ziemlich verhalten klang. Es roch nach Hundefell und Desinfektionsmittel. Teri schlug die Hand vor den Mund und kämpfte mit den Tränen.
    Ein Schlaganfall, sagte die Tierärztin. Bei der Untersuchung hatte sie noch etwas anderes entdeckt: Dabei handelte es sich vermutlich um einen Tumor, ganz unten im Hals. Den Atembeschwerden nach zu urteilen, hatte sich der Krebs wahrscheinlich schon auf die Lungen ausgebreitet.
    »Ihr Hund ist sehr alt und leider sehr krank.«
    »Können Sie irgendetwas tun?«, fragte Alex.
    Die Ärztin schüttelte den Kopf. »Schmerzlinderung, mehr nicht. Es tut mir leid, aber ich halte es für das Beste, ihn einzuschläfern.«
    Sie meinte jetzt sofort, an Ort und Stelle.
    Alex ging zum Untersuchungstisch und legte eine Hand auf die Flanke des Hundes, ganz behutsam und ein bisschen zögerlich, als wäre der Hund schon tot. Er spürte

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