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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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jetzt.
    »Philip und Teri«, kam der Vater seiner Frau zu Hilfe, »sind beide in einem kritischen Alter.«
    Alex konnte das nicht länger mitanhören. Unter dem Vorwand, aufs Klo zu müssen, ging er ins Haus. In der Küche machte er sich ein Käse-Ketchup-Sandwich und aß es stehend am Tresen. Die Tür ging auf und Teri kam herein.
    »Alles klar?«, fragte sie. Sie meinte, wegen Beagle.
    »Ja. Geht schon.«
    Teri ging zum Kühlschrank, nahm eine Tüte Orangensaft heraus und goss sich ein Glas ein. »Das Haus kommt einem irgendwie   … komisch vor, so ohne ihn. Als wäre er noch da und auch wieder nicht.«
    Alex nickte. Er wusste nur zu gut, was sie meinte. »Das war bestimmt schrecklich, als du ihn gefunden hast, Teri.«
    Normalerweise hätte Philip so etwas nie gesagt. Es wäre ihm nicht einmal in den Sinn gekommen. Die Schwester sah Alex groß an, als wären ihm eben Flügel gewachsen. Er goss sich auch einen Saft ein, nur damit er etwas zu tun hatte. Von draußen hörte man die Stimmen der anderen; Cherrys Lachen.
    »Und?«, fragte Teri leise. »Was ist mit euch beiden?«
    Alex zuckte die Achseln. »Ich mag sie einfach, das ist alles.«
    »Aber sie ist
klug
«, sagte Teri. »Sie ist
interessant.
Sie ist
lustig.
«
    »Weiß ich.«
    »Sie benutzt keinen Selbstbräuner, hat keine unmöglich dicken Möpse und kommt auch nicht daher wie eine Big-Brother-Tussi.«
    Vor nicht allzu langer Zeit hätte Teri ihre Bemerkungen mit Boshaftigkeit gewürzt. Heute zog sie ihn nur ein bisschen auf. Harmlos, ja eigentlich fast schon freundschaftlich. Teri war von dem neuen Mädchen im Leben ihres Bruders unverkennbar angetan und er selbst war in Teris Ansehen von ganz tief unten ein paar Stufen hochgeklettert. Trotzdem war Cherrys Auftauchen fürTeri in erster Linie eine von vielen wundersamen Wandlungen im Verhalten ihres Bruders, die sie nicht ganz verstand.
    »Komm, wir gehen wieder raus«, sagte sie. »Sonst sind wir unhöflich.«
    Als sie wieder bei den anderen waren, spürte Alex, dass die Stimmung der Garamonds umgeschlagen war. Solange er im Haus gewesen war, hatten sie sich anscheinend ein bisschen entspannt. Jetzt, wo er wieder dazukam, schien die Luft merklich dicker zu werden.
    Wer waren diese Leute eigentlich?
    Alex betrachtete sie, wie sie in der anbrechenden Dämmerung ihren Wein tranken, plauderten, wie sich ihre Züge nach und nach in der Dunkelheit auflösten, und mit einem Mal erschrak Alex darüber, wie völlig fehl am Platz er sich hier fühlte. Die Mutter, der Vater, die Schwester, Mrs Jones   … sogar Cherry, wenn er ehrlich war. Keiner hatte auch nur die geringste Ahnung, wer er wirklich war. In all den Wochen als Philip Garamond war sich Alex noch nie so sehr als Betrüger vorgekommen.
    »Was ist das für eine Geschichte mit der Klarinette?«, wollte Flips Mutter wissen und setzte ihr übliches Lächeln auf. »Angela hat mir eben   …«
    »Ich wurde heute vom Unterricht ausgeschlossen.«
    Es war, als hätte er ein Glas auf den Boden geknallt. Alex wartete darauf, dass die Eltern etwas sagten, aber dem war nicht so. Also zeigte er ihnen seine Hand und erzählte, was er gemacht hatte.
    »Du hast   … du hast dich mit Jack geprügelt?« Flips Mutter sah ihn fragend an, als hätte er in einer Fremdsprache geredet, die sie erst übersetzen musste. Oder als ließe sich zwischen dem Ausschluss vom Unterricht und dem Kauf einer Klarinette ein Zusammenhang herstellen, wenn sie nur gründlich genug darüber nachdachte.
    »Ehrlich gesagt hat es richtig gutgetan. Leider habe ich nicht fester zugeschlagen.«
    Alex schielte zu Cherry hinüber und sah, dass sie genauso entsetzt war wie die anderen. Warum führte er sich bloß so auf? Alex wusste keine Antwort darauf. Es hatte irgendetwas damit zu tun, wie Flips Eltern mit Mrs Jones plauderten, mit ihren
Gästen,
geradeso, als wäre im Team Garamond alles in Butter. Diese ganze verlogene Mittelschichthöflichkeit. Mrs Garamond sah ihn tadelnd an, als wollte sie ihm mitteilen, dass das jetzt weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt sei, aber Alex scherte sich einen Dreck darum, ob Cherry und Mrs Jones dabei waren oder nicht. Sollten sie doch. Sollten sie doch sehen, was für eine Mogelpackung diese Familie war, und er mittendrin.
    Alex rannte ins Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
     
    Er lag auf dem Bett und starrte an die Decke, als es plötzlich klopfte. Er erkannte Cherrys Stimme. Alex hatte kein Licht gemacht, im Zimmer war es dunkel. AlsCherry

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