Crash: Thriller (German Edition)
Vielleicht können Sie uns daher sagen, was er im Soreq gemacht hat, ja? Und vielleicht, wenn Gott will, wo er danach hingegangen ist?«
Elon sagte zunächst nichts. Er saß bloß hinter seinem Schreibtisch und funkelte sie an, um sein Missfallen zu signalisieren. Dann griff er in eine seiner Schubladen und zog eine Mappe heraus. »Loebner ist nicht durch das Tor marschiert. Er hat ein Loch in den Zaun geschnitten.« Er reichte Aryeh die Mappe. »Wir glauben, dass er schätzungsweise gegen zehn am Donnerstagabend in den Stützpunkt eingedrungen ist. Leider haben wir die Lücke im Zaun erst gegen Mitternacht entdeckt.«
Aryeh öffnete die Mappe und blätterte sie durch. »Das ist ein bisschen langsam, nicht? Haben Sie denn keinen Einbruchsmelder auf dem Gelände?«
»Wir haben Bewegungsmelder, Infrarotkameras und eine Videoüberwachungsanlage. Aber Loebner hat die Ausrüstung im Sektor 34 deaktiviert. Das steht alles im Bericht.«
Lucille, die in dem Sessel neben Aryeh saß, reckte den Hals, um in die Mappe sehen zu können. Dann wandte sie sich an Elon. »Ich nehme an, Loebner hat sich an seine Ausbildung erinnert, wie? Beim Sajeret Matkal ?«
Elon hielt den Blick auf Aryeh gerichtet; er weigerte sich, Agent Parker anzuschauen. »Matkal ist unsere Spezialeinheit, die für die Terrorismusabwehr zuständig ist. Sie sind sehr gut, was Infiltration angeht.«
»Woher wussten Sie, dass es Loebner war, wenn alle Ihre Kameras ausgeschaltet waren?«
»Nur die Kameras im Sektor 34 waren deaktiviert. Sobald Loebner im Stützpunkt war, erschien er auf anderen Überwachungsvideos. Er trug seine alte Uniform, damit er auf das Sicherheitspersonal, das die Videomonitore überwachte, keinen verdächtigen Eindruck machte. Aber nachdem wir das Loch im Zaun entdeckt hatten, haben wir die Bänder zurückgespult und Loebner entdeckt.« Elon griff wieder in die Schublade und holte eine CD heraus. »Hier haben Sie das Video, das unsere Kameras im Gebäude 203 aufgenommen haben. Das ist Soreqs Nachschublager. Die Kamera an der Eingangstür zeigt Loebner, wie er das Gebäude am Donnerstag um 22 Uhr 17 betritt. Eine Minute später zeigt ihn die Kamera im Keller, wie er auf den Langzeit-Lagerraum zugeht und den Zugangscode des Raums in das Sicherheitsfeld eintippt. Um 22 Uhr 52 zeigen die Kameras, wie Loebner aus dem Raum herauskommt und das Gebäude verlässt. Irgendwann danach hat er auch den Stützpunkt verlassen, vermutlich durch dasselbe Loch im Zaun.«
Er gab Aryeh die CD. Lucille starrte das Ding an, wobei sie wieder den Hals reckte. »Was ist in dem Langzeit-Lagerraum?«, fragte sie.
Elon war noch immer nicht bereit, sie anzuschauen. »Verschiedene Dinge. Von Projekten, die abgebrochen und freigegeben wurden. Unser geheimes Material ist in einem Raum im Gebäude 101 untergebracht, der nicht so leicht zugänglich ist. Die meisten von den Sachen im Langzeit-Lagerraum sind mindestens zwanzig Jahre alt.«
»Was ist mit Loebners Forschungsgebiet?«, warf David ein. »Befanden sich in dem Raum irgendwelche Materialien, die mit seiner Arbeit zur Gefechtskopf-Konstruktion zu tun hatten?«
Elon drehte sehr langsam den Kopf in Davids Richtung und schaute ihn an. Die Erwähnung des Worts »Gefechtskopf« war ein Fehler gewesen. Elons Gesichtsausdruck war nicht mehr frostig, sondern mörderisch. »Zu Loebners Forschungsgebiet kann ich nichts sagen. Aber ich wiederhole, was ich vorhin gesagt habe: Unser geheimes Material ist in einem anderen Raum untergebracht. Wir würden es nicht im Langzeit-Lagerraum aufbewahren.«
»Nun, fehlt denn irgendwas aus dem Raum?«, fragte Monique. »Haben Sie schon eine Bestandsaufnahme durchgeführt?«
»Es fehlt nichts«, erwiderte Elon. »Aber es ist etwas beschädigt worden.«
»Was ist beschädigt worden?«
Der Sicherheitschef knurrte bedrohlich und stand auf. »Keine weiteren Fragen. Ich werde Sie zu dem Lagerraum bringen und es Ihnen zeigen. Und dann hoffe ich sehr, dass diese Angelegenheit erledigt ist.«
Nicodemus kauerte in den Büschen vor dem Zaun und drehte an dem Scharfstellrad seines Fernglases, um das Verwaltungsgebäude von Soreq besser ins Bild zu bekommen. Er hatte schon vorher gewusst, wo das Treffen stattfinden würde. Dank der Informanten, die Bruder Cyrus im Schin Bet und im FBI hatte, wusste Nico inzwischen auch, wie Olam ben Z’man wirklich hieß. Cyrus hatte einen neuen Plan entwickelt, um den Juden zu eliminieren, und Nicos Aufgabe bestand jetzt darin, die Amerikaner zu
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