Crash: Thriller (German Edition)
knattern; weil der parallel verlaufende Weg auf der anderen Seite um den Krater herum führte, blockierten der Schrott und Sanddünen die Sicht des Schützen. Aber sie würden bald den Höhenrücken erreichen und auf der anderen Seite nach unten fahren, und die beiden Wege würden sich an dem brennenden Krater vereinigen. Der andere Land Cruiser und der Pick-up fungierten als Team, indem der Cruiser sie mit seinem Fernlicht beleuchtete, damit sie für den MG-Schützen im Pick-up ein besseres Ziel abgaben. Früher oder später würde noch ein Schuss den Wagen treffen, und das Rennen wäre vorbei.
»Michael!«, schrie sie. »Hast du noch die Pistole?«
»Ja«, antwortete er.
»Ich erkläre dir, wie man sie benutzt. Zuerst musst du …«
»Ich weiß, wie man diese Waffe benutzt. Es ist eine Neun-Millimeter M-9, eine Standardwaffe in ›America’s Army‹.«
»Okay, toll. Ich möchte, dass du damit auf die Scheinwerfer des Wagens hinter uns schießt.«
»Das Fahrzeug hinter uns ist schätzungsweise hundert Meter entfernt. Die wirksame Höchstschussweite der M-9 ist fünfundfünfzig Meter.«
»Was? Was willst du …«
»Die Waffe ist nicht genau genug, um die Scheinwerfer zu treffen, besonders wenn sie von einem Fahrzeug abgefeuert wird, das sich bewegt.«
»Ich möchte nur, dass du versuchst …«
Plötzlich setzte der Land Cruiser über den Kamm. Sie schwebten, wie es schien, eine Ewigkeit in der Luft, bevor die Vorderreifen wieder auf dem Weg landeten und sie auf der anderen Seite des Höhenrückens wieder nach unten brausten. Der brennende Krater lag direkt vor ihnen, ein Feuerkessel, der immer größer wurde, während sie bergab jagten. Tamara sah die Gabelung, wo die Wege zusammentrafen, in einer Entfernung von knapp hundert Metern vor sich, und als sie in den Rückspiegel schaute, sah sie den Pick-up aus südwestlicher Richtung näher kommen. Sein Maschinengewehr tuckerte wieder, und die Geschosse wirbelten den Sand hinter ihnen auf. Es hatte keinen Sinn mehr, wie sie jetzt erkannte, die Scheinwerfer auszuschießen. Der MG-Schütze konnte sie im Licht des Kraters erkennen.
Das Gelände wurde in der Nähe des Kraterrands flacher. Nach der Zusammenführung der Wege schlug Tamara das Steuer nach links ein und versuchte, so viel Abstand wie möglich zwischen ihr und dem Pick-up herzustellen. Sie spürte einen Klaps auf ihrer Schulter. Michael kletterte durch den Spalt zwischen den Vordersitzen in den hinteren Bereich des Wagens. »Fahren Sie dort rüber«, sagte er und zeigte durch die Windschutzscheibe auf das Nordende des Kraters. »Nah an den Rand.«
»Michael, runter mit dir, verdammte Scheiße!«
»Ich habe mir von den Soldaten eine Offensivhandgranate genommen. Ich werde sie hinter uns werfen. Aber zuerst müssen Sie näher an den Krater fahren.«
Sie schaute über ihre Schulter. Michael war jetzt auf der Rückbank und hielt die Granate in der rechten Hand. »O mein Gott! Sei vorsichtig damit …«
»Ich kann die Granate so werfen, dass sie in der Nähe der Fahrzeuge explodiert. Aber sie sind weit auseinander, und ich muss beide fahruntüchtig machen. Deshalb müssen Sie nahe am Rand fahren.«
Das ist Wahnsinn, dachte Tamara. Aber sie widersprach nicht. Ihr waren die Ideen ausgegangen, und sie war bereit, alles auszuprobieren. Sie riss das Lenkrad nach rechts und steuerte auf den Nordrand des Kraters zu.
Sie schaute wieder in den Rückspiegel. Der Pick-up und der andere Land Cruiser waren an der Gabelung vorbeigefahren und weniger als fünfzig Meter hinter ihnen. Sie versuchten aufzuholen, indem sie den Krater so schnell wie möglich umrundeten, nach rechts abschwenkten und nur noch zwanzig Fuß Abstand zum Kraterrand hatten. Michael drehte sich um und schaute durch das Loch, wo die Heckscheibe gewesen war. Er kniete auf der Rückbank, umklammerte die Granate und bewegte schweigend die Lippen, zählte vermutlich still vor sich hin. Aber Tamara erkannte, dass es hoffnungslos war. Der andere Land Cruiser war ungefähr vierzig Fuß vor dem Pick-up. Wenn Michael Glück hatte, könnte er den Cruiser ausschalten, aber nicht den Pick-up. Und dann würde der MG-Schütze wieder anfangen, auf sie zu schießen.
Dann schrie Michael: »Fahr nach links!« und warf die Granate.
Ohne nachzudenken, riss Tamara das Steuer nach links. Einen Moment später hörte sie die Explosion. Im Rückspiegel sah sie den anderen Land Cruiser in die Luft hüpfen, als wäre er gerade über eine enorme Bodenschwelle gefahren.
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