Crash: Thriller (German Edition)
Der Wagen prallte auf den Sand auf, und der Pick-up machte einen Schlenker, um ihm auszuweichen. Und dann brach der Kraterrand ab. Tausend Risse breiteten sich von der Kante aus, und der Sandboden gab nach. Der Cruiser und der Pick-up pflügten durch den Sand und begannen, zur Seite zu rutschen. Tamara gab noch mehr Gas und wandte den Blick vom Rückspiegel ab, aber während sie sich von dem Krater entfernte, hörte sie ein tiefes Stöhnen hinter sich. Als sie wieder in den Spiegel schaute, waren die Fahrzeuge verschwunden. Der brennende Krater war noch größer geworden, aus seinem nördlichen Rand war noch ein Zacken herausgebrochen, und in seinem Innern sah sie nichts als die unersättlichen Flammen.
ZWEIUNDZWANZIG
W ozum Teufel sind Sie gewesen, Lucy?«
Der Direktor war sauer. Obwohl er in seinem Eckbüro in der FBI-Zentrale in Washington mehr als fünftausend Meilen weit entfernt war, kam seine Missbilligung auch telefonisch deutlich zum Ausdruck. Lucille musste ihr Blackberry ein Stück weit von ihrem Ohr entfernt halten. »Ich bin noch in Israel, Sir«, sagte sie. »An einem Ort im Westjordanland.« Genauer gesagt, war sie in einem Lieferwagen von Olam ben Z’man, der mit hoher Geschwindigkeit nach Norden zum Luftwaffenstützpunkt Ramat David fuhr, aber dieses Detail musste der Direktor nicht erfahren. Falls Spione das Bureau infiltriert hatten, wie Oman behauptete, wäre es nicht ratsam, zu viel preiszugeben. »Und ich arbeite immer noch an dem Entführungsfall. Aber wir sind auf ein paar Schwierigkeiten gestoßen.«
»Im Westjordanland? Ich dachte, Sie wären in Jerusalem?«
»Ja, Sir, ich will es Ihnen erklären. Ich hab Ihnen doch gesagt, dieser Fall könnte Auswirkungen auf die nationale Sicherheit haben, und damit hatte ich recht. Der Mann, nach dem wir suchten, entpuppte sich als Informatiker, der für die israelischen Streitkräfte an Projekten gearbeitet hat, die der Geheimhaltung unterliegen. Und er hat Beweise dafür gefunden, dass es im Atomwaffenlabor von Lawrence Livermore zu einem Diebstahl gekommen ist. Das gestohlene Gerät wird als Röntgenlaser bezeichnet. Der Codename des Projekts ist Excalibur.«
Es entstand eine Pause, eine lange. Das Schweigen des Direktors bestätigte Lucilles Verdacht. Sie wusste, dass ihm die Situation bekannt sein musste, weil das Bureau mit der Untersuchung von Sicherheitsverstößen in den nationalen Labors befasst war. »Ich habe von diesem Bericht gehört«, sagte er schließlich. »Die israelische Regierung hat sich am vergangenen Dienstag mit uns in Verbindung gesetzt und gesagt, sie hätten Satellitenbilder, auf denen Excalibur am Schauplatz des iranischen Atomversuchs zu sehen ist. Aber als wir den Leiter von Livermore anriefen, sagte er, der Röntgenlaser wäre vor zwei Monaten demontiert und verschrottet worden. Und er hatte die Unterlagen, die das bewiesen. Also haben wir den Israelis gesagt, sie hätten sich geirrt. Ihre Analytiker könnten das Objekt auf dem Satellitenbild nicht richtig identifiziert haben.«
»Sir, darf ich fragen, woher diese Unterlagen stammten?«
»Von dem Auftragnehmer, der die Demontage vorgenommen hat. Eine kleine Firma in Sacramento namens Logos Enterprises.«
»Ist das eine zuverlässige Quelle?«
»Wir haben keinen Grund, ihnen nicht zu glauben. Was ist los, Lucy? Spucken Sie’s aus.«
Lucille holte tief Luft. »Meine hiesigen Kontaktleute haben mir eine Information zukommen lassen, die sie Washington noch nicht offiziell mitgeteilt haben. Die israelischen Abhörstationen haben seit dem Atomtest Überstunden gemacht und den gesamten Nachrichtenverkehr mit dem Iran aufgezeichnet. Vor zwei Tagen haben sie eine Botschaft aus Kalifornien zu einem Ort im Westen Afghanistans nahe der iranischen Grenze abgefangen. Die Botschaft war mit einem Militär-Code verschlüsselt, aber die Israelis haben es geschafft, ihn zu knacken.«
»Was?« Der Direktor sprach lauter und nötigte Lucille, das Blackberry noch ein wenig weiter von ihrem Ohr zu entfernen. »Sie können unsere Codes nicht knacken. Das ist unmöglich.«
Er hatte recht – die israelischen Nachrichtendienste konnten das nicht. Aber Olam ben Z’man hatte die Nachricht mit seinem raffinierten Quantencomputer dechiffriert. Er hatte versucht, Lucille den technischen Hintergrund zu erklären, bevor sie aus Shalhevet wegfuhren, aber für sie war das alles Kauderwelsch. »Derjenige, der die Nachricht geschickt hat, muss die Verschlüsselung vermurkst haben«, sagte sie,
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