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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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Shepperton und ihrer erfolgreichen Karriere in der Überseeabteilung von Pan Am immer weiter voneinander entfernt. Catherine nahm derzeit Flugunterricht und hatte mit einem ihrer Freunde eine kleine Luftfahrtchartergesellschaft eröffnet. Sie nahm diese Aktivitäten zielstrebig und einseitig in Angriff, als wollte sie damit vorsätzlich ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit betonen, um ihr Gelände in einem Gebiet abzustecken, das später reiche Gewinne abwerfen würde. Ich hatte darauf wie die meisten Ehemänner reagiert, indem ich mir ziemlich rasch ein ausgiebiges Repertoire resignierten Gehabes zugelegt hatte. An jenem Wochenende ertönte das leise, aber entschlossene Dröhnen ihres kleinen Flugzeuges über dem Dach unseres Apartmenthauses, ein Fanal, das von der Art unserer Beziehung kündete.
    Ein blonder Arzt schritt durch die Reihen und nickte Catherine zu. Sie wandte sich von mir ab, ihre bloßen Beine enthüllten ihre Schenkel bis hoch zu ihrem Venushügel und summierten so auf verschrobene Weise das sexuelle Potential des jungen Mannes. Mir fiel auf, daß sie viel eher für ein Essen mit einem gewandten Piloten als für einen Besuch bei ihrem Mann im Krankenhaus gekleidet war. Später erfuhr ich, daß sie am Flughafen von Polizeibeamten belästigt worden war, die die Hintergründe des Unfalls untersuchten. Offensichtlich hatte der Unfall und die Möglichkeit einer Anklage wegen Totschlags eine Berühmtheit aus ihr gemacht.
    »Diese Station ist für die Opfer von Flugzeugunglücken reserviert« , erklärte ich Catherine. »Sie halten die Betten bereit.«
    »Wenn ich am Sonntag eine Bruchlandung baue, wachst du vielleicht auf und ich liege neben dir.« Catherine besah sich die Bettenreihen und stellte sich anscheinend Verletzte darin vor. »Du wirst morgen das Bett verlassen dürfen. Sie möchten, daß du gehst.« Sie betrachtete mich mitfühlend. »Du Ärmster. Hast du sie denn irgendwie erzürnt?«
    Ich antwortete nicht, doch Catherine fuhr fort: »Die Frau des anderen Mannes ist Arztin - Dr. Helen Remington.«
    Sie schlug die Beine übereinander und zündete sich umständlich eine Zigarette an, wobei sie anscheinend Schwierigkeiten mit dem ungewohnten Feuerzeug hatte. Von welchem neuen Liebhaber hatte sie dieses abscheuliche Ding nur erhalten, das nur zu offensichtlich einem Mann gehörte? Es war aus der Geschoßhülle eines Bombers hergestellt und ähnelte mehr einer Waffe als einem Feuerzeug. Ich war einige Jahre lang imstande gewesen, Catherines neue Affären binnen weniger Stunden nach ihrem ersten Geschlechtsverkehr anhand neuen physischen oder geistigen Mobiliars aufzudecken - ein plötzliches Interesse an einem drittklassigen Wein oder Filmemacher, ein neues Muster, das die Wasser der Luftfahrtpolitik kräuselte. Manchmal konnte ich sogar den Namen ihres jeweiligen Geliebten herausfinden, noch ehe sie ihn beim Höhepunkt unserer gemeinsamen Geschlechtsakte hinausschrie. Wir beide brauchten dieses nervenaufreibende Spiel. Wenn wir nebeneinander lagen, erzählten wir uns unsere Affären immer haargenau, angefangen von der ersten, noch unverfänglichen Unterhaltung bei einer Cocktailparty der Fluggesellschaft, bis hin zum ersten Geschlechtsverkehr selbst. Höhepunkt dieses Spiels war die Preisgabe des Namens des illegitimen Partners. Wenn jener bis zum letztmöglichen Augenblick zurückgehalten wurde, erlebten wir beide mitunter die exquisitesten und intensivsten Orgasmen. Es gab Zeiten, da war ich der Meinung, daß diese Affären lediglich zur Beschaffung des Rohmaterials für unsere sexuellen Spiele dienten.
    Während ich dem Rauch ihrer Zigarette nachsah, der über die verlassenen Betten abzog, fragte ich mich, mit wem sie die vergangenen Tage verbracht haben mochte. Zweifellos hatte der Gedanke daran, daß ihr Ehemann einen anderen Mann getötet hatte, ihren Geschlechtsakten neue, unbekannte Dimensionen verliehen, die wahrscheinlich in unserem Ehebett stattgefunden hatten, direkt neben dem Chromtelefon, das Catherine die Nachricht von meinem Unfall übermittelt hatte. Die Elemente neuer Technologien verbanden unsere Affektiertheit.
    Erzürnt durch den Lärm eines Flugzeugs, richtete ich mich auf einen Ellenbogen auf Die Verletzungen meiner Brust erschwerten mir das Atmen. Catherine sah mit besorgtem Blick auf mich herab, denn anscheinend hatte sie Angst, ich könnte auf der Stelle sterben. Sie schob mir die Zigarette zwischen die Lippen, und ich atmete unsicher den nach Geranien duftenden

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