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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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Rauch ein. Das warme Ende der Zigarette, das mit Catherines Lippenstift verschmiert war, brachte mir den einzigartigen Geruch von Catherines Körper nahe, einen Geruch, den ich in der phenolgeschwängerten Luft des Krankenhauses fast vergessen gehabt hatte. Catherine griff wieder nach der Zigarette, doch ich hielt sie wie ein störrisches Kind fest. Die fettbeschmierte Spitze erinnerte mich an ihre Nippel, die ich mit Lippenstift bemalt hatte, um sie mir dann gegen Gesicht, Arme und Brustkorb zu drücken und mir insgeheim vorzustellen, die Abdrücke wären Wunden. Einst hatte ich sie in einem Alptraum ein Kind des Teufels gebären sehen, während ihre Brüste flüssigen Kot gaben.
    Eine dunkelhaarige Schwesternschülerin trat ein. Sie lächelte meiner Frau zu und zog die Urinflasche zwischen meinen Beinen weg. Sie inspizierte die Füllhöhe, dann schlug sie die Laken zurück. Augenblicklich begann mein Penis zu tröpfeln. Ich kontrollierte den Schließmuskel, der durch die lange Einnahme von Anästhetika betäubt war, mit einiger Anstrengung. Während ich mit meiner schwachen Blase dalag, fragte ich mich, weshalb nach diesem tragischen Unfall, der einem jungen Mann das Leben gekostet hatte - seine Identität blieb, ungeachtet aller Fragen, die ich an Catherine gerichtet hatte, weiterhin ein Rätsel für mich, er wurde zu einem anonymen Gegner, der bei einem sinnlosen Duell getötet worden war -, alle Frauen um mich her nur meinen infantilsten Zonen Beachtung zu schenken schienen. Die Krankenschwestern, die meine Urinflasche leerten und meine Gedärme mit ihren Klistierspritzen bearbeiteten, die meinen Penis durch den Schlitz der Pyjamahose zogen und die Abflußkanülen in meinen Knien richteten, die den Eiter von meiner Stirnverletzung tupften und meinen Mund mit ihren Handrücken abwischten - diese förmlichen Frauen erinnerten mich in allen ihren Rollen an jene, die meine Kindheit beaufsichtigt hatten, sie wurden zu Kommissionärinnen, die meine Körperöffnungen überwachten.
    Eine Schwesternschülerin umrundete mein Bett, schlanke Schenkel unter ihrem weißen Kittel, und begutachtete Catherines großartige Figur. Überlegte sie gerade, wie viele Geliebte Catherine seit dem Unfall gehabt hatte, während sie verzückt an die seltsame Lage ihres Mannes im Krankenbett dachte, oder - banaler - überlegte sie, was das teure Kleid und der Schmuck gekostet haben mochten? Umgekehrt betrachtete auch Catherine den schlanken Körper des Mäd chens unverblümt. Ihre Einschätzung der Konturen von Schenkeln und Gesäßbacken, Brüsten und Achselhöhlen, und ihre Beziehung zu den Chromgestellen meiner Beinschienen, eine abstrakte Gestalt, dazu entworfen, von ihrer schlanken Figur abzulenken, war offen und interessiert. Lebhafte lesbische Vorstellungen fanden in Catherines Verstand statt. Sie hatte mich beim gemeinsamen Geschlechtsakt oft dazu aufgefordert, ich sollte sie mir beim Geschlechtsakt mit anderen Frauen vorstellen - im allgemeinen mit ihrer Sekretärin Karen, einem humorlosen Mädchen mit silbernem Lippenstift, das während einer ganzen Weihnachtsfeier im Büro stocksteif dasitzen und meine Frau wie ein lauernder Jagdhund ansehen konnte. Catherine fragte mich oft, wie sie sich am besten von Karen verführen lassen konnte. Bald kam sie mit dem Vorschlag, daß sie beide gemeinsam ein Kaufhaus besuchen würden, wo sie sich von Karen helfen lassen wollte, verschiedene Garnituren Unterwäsche auszusuchen. Ich wartete hinter einem Gestell mit Nachthemden außerhalb der Umkleidekabine auf sie. Hin und wieder sah ich durch den Vorhang und betrachtete die beiden, ihre Körper und Finger waren mit der Technologie von Catherines Brüsten und dem Spitzenstoff beschäftigt, der ihre Aufmerksamkeit hierhin und dorthin lenkte. Karen berührte meine Frau mit ausgesucht zärtlichen Bewegungen, zuerst strich sie mit den Fingerspitzen über ihre Schultern, dann über den Rücken, wo die Druckknöpfe eines Korsetts ein Muster auf der Haut hinterlassen hatten, schließlich über Catherines Brüste selbst. Meine Frau erduldete das alles in einem Trance-ähnlichen Zustand und murmelte leise vor sich hin, während Karen mit dem Zeigefinger ihren rechten Nippel berührte.
    Ich dachte an den gelangweilten Blick der Verkäuferin, einer Frau in mittleren Jahren und dem schmalen Gesicht einer korrupten Puppe, den diese mir zugeworfen hatte, als die beiden jungen Frauen gegangen waren, nachdem sie den Vorhang zurückgeschlagen hatten, als hätten

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