Crash
Ledermobilar mit benommenen Blicken, einen Augenblick schien er gar nicht zu bemerken, daß er sich zu Hause befand. Er legte sich auf das Sofa, während seine Frau auf Helen Remington einredete, als wäre sie, die Ärztin, für den Zustand des Patienten verantwortlich. Aus irgendwelchen Gründen befreite Vera Seagrave Vaughan von jeglicher Verantwortung, obwohl sie sich - was ich später herausfand und sie bereits wissen mußte - eindeutig darüber im klaren schien, daß Vaughan ihren Mann als eine Art Versuchskaninchen benützte. Sie war eine hübsche, nervöse Frau etwa Mitte Dreißig, die ihr Haar zu einem simulierten Afro aufgetürmt hatte. Zwischen ihren Beinen betrachtete uns ein kleines Kind, dessen Wurstfinger an zwei Narben entlangstrichen, die der Minirock der Mutter enthüllte.
Vaughan hielt flüchtig Vera Seagraves Taille umklammert, während sie Helen Remington befragte, doch dann ging er weiter zu dem Trio, das auf dem Sofa gegenüber saß. Ein Fernsehproduzent, der Vaughans erste Programme gemacht hatte, nickte ermutigend, als Vaughan sich daran machte, über Seagraves Unfall zu berichten, doch er war zu benebelt vom Hasch, das er geraucht hatte - der körpersüße Geruch hing in einer diagonalen Drift im Raum -‚ als daß er seinen Verstand auf die Möglichkeit eines Programms hätte konzentrieren können. Neben ihm auf dem Sofa bereitete eine junge Frau mit schaff geschnittenem Gesicht gerade einen weiteren Joint vor; während sie ein kleines Stück Harz in eine Alufolie einwickelte, brachte Vaughan ein Feuerzeug zum Vorschein. Sie erwärmte das Harz und schüttete das entstandene Pulver in den Tabak der Zigarette, die in dem Rollapparat in ihrem Schoß bereitlag. Sie war Sozialarbeiterin bei der Kinderwohlfahrt von Stanwell und eine langjä hrige Freundin von Vera Seagrave.
Auf den Beinen hatte sie Spuren, die von Gasbazillen herzurühren schienen, daneben dünne Schorfringe auf den Kniekehlen. Sie bemerkte, daß ich die Narben anstarrte, bemühte sich aber nicht, die Beine zu schließen. Auf dem Sofa neben ihr lag eine Leichtmetallkrücke. Als sie sich bewegte, konnte ich erkennen, daß der Spann jedes Beines von einem Stützkorsett gehalten wurde. Und aufgrund ihrer unnatürlich steifen Haltung vermutete ich, daß sie eine Wirbelsäulenstütze derselben Art trug. Sie rollte die Zigarette in der Maschine und betrachtete mich mit unverhohlenem Argwohn. Ihre Feindseligkeit lag in der Vermutung begründet, ich sei, anders als sie selbst, Vaughan und Seagrave, noch nicht bei einem Autounfall verletzt worden.
Helen Remington berührte meinen Arm. »Seagrave… Sie deutete auf die liegende Gestalt des strohblonden Fahrers. Er hatte sich wieder erholt und tätschelte verspielt seinen Sohn. »Anscheinend muß er morgen in den Studios Stuntfahren. Kannst du ihn nicht davon abhalten?«
»Frag seine Frau. Oder Vaughan - er scheint hier den Ton anzugeben.«
»Ich glaube nicht, daß wir das tun sollten.«
Der Fernsehproduzent rief. »Seagrave doubelt derzeit alle Schauspielerinnen. Wegen seines herrlichen blonden Haares. Aber was machst du mit einer Brünetten, Seagrave?«
Seagrave spielte mit dem winzigen Penis seines Sohnes. »Ich schieb’s ihr den Arsch rauf. Zuerst Hasch, ein niedliches kleines Zäpfchen, und dann den Stock reinschieben. Zwei Trips für den Preis von einem.« Er betrachtete nachdenklich seine schmierigen Hände. »Ich hätte sie gerne alle einmal in diesen Wagen, die wir fahren müssen. Was hältst du davon, Vaughan?«
»Eines Tages werden wir auch das haben.« Vaughans Stimme verriet ein erstaunliches Maß an Ehrfurcht, als er dem Stuntman antwortete. »Eines Tages.«
»Mit diesen verdammten billigen Schutzpanzern, die wir tragen müssen.« Seagrave sog an der locker gedrehten Zigarette, die Vaughan ihm reichte. Er hielt den Rauch in den Lungen, während er den Berg von Schrottwagen in seinem Garten betrachtete. »Kannst du dir vorstellen, Vaughan, wie sie bei einem wahnsinnigen Überschlag aussehen? Wie sie in den Fahrerkabinen umhergeschleudert werden? Oder gar bei Frontalzusammenstößen? Davon träume ich, Vaughan. Alles deine Show.«
Vaughan grinste zuversichtlich, eine metallische Grimasse. »Selbstverständlich hast du recht. Mit wem beginnen wir?«
Seagrave lächelte durch den Rauch. Er achtete gar nicht auf seine Frau, die ihn beruhigen wollte, sondern starrte mit blitzenden Augen zu Vaughan. »Ich weiß, mit wem ich anfangen würde…«
»Vielleicht.«
Ich kann
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