Crash
selbst sie ausstatteten.
Vaughan kratzte das gesplitterte Fiberglas vom Gesicht des Fahrers. Er öffnete mühsam die Tür und stemmte einen Schenkel gegen den Fahrersitz, während er mit einer Hand das verbogene Lenkrad festhielt.
»Ich wollte schon immer mal einen Unfallwagen fahren.« Ich nahm diesen Ausspruch als Scherz, doch Vaughan schien es ernst zu meinen. Er war bereits wesentlich ruhiger, als hätte dieser Akt der Gewalt seinen Körper von gewissen Spannungen erlöst oder aber ein gewalttätiges Verhalten freigesetzt, das schon lange unterdrückt worden war. »Nun gut« , verkündete Vaughan und rieb sich Fiberglas von den Händen. »Gehen wir… ich nehme Sie mit, um Sie etwas aufzumuntern.« Da ich zögerte, fügte er noch hinzu: »Gla uben Sie mir, Ballard, ein Unfall sieht aus wie der andere.«
War er sich darüber im klaren, daß ich in Gedanken eine Reihe sexueller Beziehungen zwischen ihm und mir, Helen Remington und Gabrielle duplizierte, die den Unfalltod der Familie und des Motorradfahrers nachvollzogen? In der Bedürfnisanstalt neben dem Parkplatz entblößte Vaughan vorsätzlich seinen halb erigierten Penis, während er absichtlich ein wenig vom Pissoir entfernt stand und die letzten Urintropfen auf den Kachelboden schüttelte.
Kaum hatten wir dem Labor den Rücken gekehrt, erlangte er seine gewohnte Aggressivität wieder, als würden die vorbeifahrenden Autos seinen Appetit anregen. Er fuhr mit der schweren Limousine die Zufahrtsstraße zur Schnellstraße entlang und hielt sich immer mit der Stoßstange nur wenige Schritte vom voranfahrenden Fahrzeug entfernt, bis dieses auswich und ihn vorbeifahren ließ.
Ich klopfte gegen das Armaturenbrett. »Dieser Wagen… ein zehn Jahre alter Continental. Ich nehme an, Sie betrachten die Ermordung Kennedys als ganz speziellen Unfall.«
»Das könnte man so sagen, ja.«
»Aber warum Elizabeth Taylor? Bringen Sie sie denn nicht in Gefahr, wenn Sie mit diesem Wagen hier fahren?«
»In welcher Beziehung?«
»Seagrave - der Mann hat fast den Verstand verloren.« Ich sah ihm zu, wie er die letzten Meter der Zubringerstraße fuhr, ohne dabei die Geschwindigkeit zu verlangsamen, wie es die Warnschilder verlangten.
»Vaughan… war sie jemals in einen Unfall verwickelt?«
»In keinen bedeutenden Unfall - was bedeutet, daß für sie noch alles in der Zukunft liegt. Mit etwas Vorausplanung könnte sie bei einer einzigartigen Fahrzeugkonstellation ums Leben kommen, die alle unsere Träume und Phantasien verwandeln könnte. Der Mann, der bei diesem Unfall mit ihr ums Leben kommt…«
»Weiß Seagrave das zu schätzen?«
»Auf seine Weise.«
Wir näherten uns einem größeren Kreisverkehr. Zum ersten Mal, seit wir das Forschungslabor verlassen hatten, trat Vaughan auf die Bremse. Der schwere Wagen schwankte und bog in die rechte Fahrspur ein, was ihn über die Bahn eines Taxis führte, das sich bereits auf dem Weg um die Insel herum befand. Vaughan trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und schnitt das Taxi, das Quietschen der Reifen vermischte sich mit dem Hupen des Taxifahrers. Er rief dem Fahrer etwas durch das offene Fenster zu und raste auf die nächste Ausfahrt zu.
Nachdem wir den Kreisverkehr verlassen hatten, griff Vaughan hinter sich und hob eine Aktentasche vom Rücksitz auf.
»Ich habe für das Programm Leute mit diesen Fragebogen getestet. Sagen Sie mir, ob ich etwas ausgelassen habe.« Kapitel Vierzehn
Während der schwere Wagen durch den Verkehr in Ric htung London fuhr, begann ich die Fragebögen durchzulesen, die Vaughan vorbereitet hatte. Die befragten Personen bildeten einen repräsentativen Querschnitt durch Vaughans Welt: zwei Computerprogrammierer seines früheren Laboratoriums, ein junger Diätspezialist, mehrere Flughafenstewardessen, ein medizinischer Assistent in Helen Remingtons Klinik, aber auch Seagrave und seine Frau Vera, der Fernsehproduzent und Gabrielle. Nach einem kurzen Überfliegen der Fragebögen fiel mir, wie erwartet, auf, daß alle Befragten schon einmal in einen Verkehrsunfall verwickelt worden waren.
In jedem Fragebogen wurde der Testperson eine Liste von Prominenten aus Politik, Unterhaltung, Sport, Verbrechen, Wissenschaft und Kunst genannt, aus der sie dann einen auswählen mußte, den sie in einem imaginären Unfall sterben lassen konnte. Nach Durchblättern der Listen mußte ich feststellen, daß fast alle genannten Persönlichkeiten noch lebten, nur wenige waren bisher verstorben, darunter einige bei
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