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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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Typen- und Baujahresschild. Eine junge farbige Frau mit blicklosen Augen lag auf einem Krankenhaussofa, neben ihr ein abgetrennter Rückspiegel, dessen gläserner Blick den der jungen Frau zu imitieren schien.
    Ich verglich die Fragebögen und bemerkte die unterschiedlichen Unfallfolgen, die Vaughans Befragte ersonnen hatten. Vera Seagrave hatte wahllos zusammengestückelt, als könnte sie kaum zwischen einem Frontalzusammenstoß, einer Heckkollision oder einem Auffahrunfall unterscheiden. Gabrielle hatte Gesichtsverletzungen den Vorzug gegeben. Die Antworten Seagraves waren am beängstigendsten - in seinen Unfällen erlitten die hypothetischen Beteiligten nur zahlreiche Genitalverletzungen. Von allen Befragten hatte sich einzig Seagrave eine kleine Galerie von fünf Filmschauspielerinnen ausgewählt, den Politikern, Sportlern und Fernsehmoderatoren aber kaum Beachtung geschenkt, die Vaughan zusätzlich aufgelistet hatte. Mit diesen fünf Frauen - Greta Garbo, Jayne Mansfield, Elizabeth Taylor, Brigitte Bardot und Raquel Welch - hatte Seagrave ein Kabinett sexueller Verstümmelungen zusammengestellt.
    Vor uns erklangen Hupen. Wir waren in einen dichten Verkehrsstrom auf den Zufahrtsstraßen zu den westlichen Vororten Londons geraten. Vaughan trommelte ungeduldig auf dem Lenkrad. Im Nachmittagslicht bildeten die Narben um seinen Mund ein deutliches Netzwerk, das die Areale zukünftiger Narben deutlich abgrenzte.
    Ich blätterte die Seiten von Vaughans Fragebogen um. Fotografien von Jayne Mansfield und John Kennedy, Albert Camus und James Dean waren mit farbigen Filzstiften markiert worden, sie hatten Bleistiftkreise um Nacken und Geschlechtsorgane; Brüste und Wangenknochen waren bunt eingefärbt, Sektorentrennlinien verliefen über Mundwinkel und Mägen. Auf einer Publicityaufnahme stieg Jayne Mansfield aus einem Auto, ihr linker Fuß stand auf dem Boden, während das rechte Bein angehoben war, um soviel wie möglich von der Innenseite des Schenkels zu enthüllen. Unter einem ermutigenden Na-los-doch-Lächeln, hatte sie die Brüste nach vorne gestreckt, eine berührte fast die kantige Chromhalterung der abnehmbaren Windschutzscheibe. Eine der Befragten, Gabrielle, hatte diese Brüste mit imaginären Verletzungen bemalt, ebenso den entblößten Schenkel, und gleichzeitig jene Teile des Automobils umrandet, die sich mit ihrem Körper vereinigen würden. Der Freiraum um diese Fotografien war mit Anmerkungen in Vaughans krakeliger Handschrift vollgeschrieben. Viele davon endeten mit einem Fragezeichen, als hätte Vaughan über alternative Todesarten nachgedacht, einige als plausibel akzeptiert und wieder andere als unmöglich abgetan. Ein verblichenes Agenturfoto des Wagens, in dem Albert Camus gestorben war, war über und über mit Kommentaren versehen, Armaturenbrett und Windschutzscheibe waren mit dem Wort »Nasenbein« versehen, andere Teile mit »Gaumen« , »linker Jochbeinfortsatz« und so weiter. Ein Ausschnitt des unteren Armaturenbretts war den Genitalorganen von Camus vorbehalten, die einzelnen Skalen und Armaturen waren mit Pfeilen versehen, die zum linken Rand führten, wo die Beschriftung zu lesen war: »Eichel« , »Hodenscheidewand« , »Harnleiter« und »rechter Hoden« . Die zersplitterte Windschutzscheibe öffnete sich zur eingedrückten Motorhaube des Wagens, einer Arkade gebrochenen Metalls, die Motor und Heizung enthüllte, beides war von einem langen, V-förmigen Fleck bedeckt, unter dem zu lesen stand: »Samen« .
    Am Ende der Fragebögen tauchte Vaughans letztes Opfer auf. Elizabeth Taylor stieg vor einem Londoner Hotel aus ihrer Limousine aus und lächelte aus der Tiefe des Rücksitzes ihrem Mann über die Schulter.
    Ich dachte an diese neue Algebra von Beinstellungen und Wundmalen, mit der Vaughan rechnete, und suchte ihre Schenkel und Kniescheiben, danach die verchromten Türrahmen und Griffe der Cocktailbar. Ich vermutete, daß entweder Vaughan selbst, oder eine seiner Testpersonen, ihren Körper in jedmögliche bizarre Position gebracht haben würden, wie ein wahnsinniger Stuntfahrer, und daß die Autos, mit ihren grafischen erotischen Möglichkeiten jede Verstümmelung und jeden Sex-Tod zelebrieren konnten.
    Vaughan nahm mir den Ordner weg und verstaute ihn wieder in der Aktentasche.
    Der Verkehr war zum Stillstand gekommen, die Zubringer zur Western Avenue waren vom ersten Ansturm des Feierabendverkehrs überlastet, der die Stadt verließ. Vaughan lehnte sich an den Fensterrahmen und hob

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