Crash
Schultern. Daß Catherine sich für Vaughan entschied, dessen manischer Stil alles summierte, was sie aufregend und entnervend fand, schien mir vollkommen logisch. Der Unfall, dessen Zeuge wir geworden waren, hatte in ihrem Verstand dieselben Kontakte geschlossen wie in meinem auch.
Vor der nordwestlichen Flughafeneinfahrt bog ich mit dem Wagen in die Tankstelle ein. Hier, auf der Halbinsel zwischen dem Grenzzaun und den Zubringern zur Western Avenue, befand sieh ein Gebiet mit Autovermietungen, durchgehend geöffneten Cafés, Luftfrachtbüros und Werkstätten. Die Abendluft wurde von den Navigationslichtern der Flugzeuge und den Scheinwerfern der Wartungsfahrzeuge zerrissen, aber auch von den Tausenden von Scheinwerfern auf der Western Avenue und der Überführung. Das grelle Licht auf Catherines Gesicht machte sie zu einem festen Bestandteil dieses Sommernachtsalptraums, zu einer wahren Kreatur der elektrisierenden Luft.
Vor der automatischen Waschanlage hatte sich eine lange Fahrzeugschlange gebildet. In der Dunkelheit schrubbten die drei großen Nylonwalzen über ein Taxi, das in der Waschanlage stand, Wasser und Seifenlauge tropften vom Metall des Autos herunter. Fünfzig Meter entfernt saß das Nachtpersonal in einer Glaskabine neben verlassenen Zapfsäulen, die Männer lasen Comics und hörten Radio. Ich betrachtete die Walzen auf dem Taxi. In der Kabine verborgen, über deren Fenster sich die trübe Lauge ergoß, waren der Fahrer und seine Frau schemenhafte Puppen.
Der Wagen vor uns fuhr einige Meter weiter. Seine Bremsleuchten erhellten das Innere des Lincoln und überzogen uns mit einem rötlichen Schimmer. Im Rückspiegel konnte ich sehen, daß sich Catherine an die Lehne gelegt hatte. Sie preßte die Schulter fest gegen die Vaughans. Ihre Augen waren auf Vaughans Brust gerichtet, auf die Narben, die seine Brustwarzen wie Lichtpünktchen umgaben.
Ich fuhr mit dem Lincoln ebenfalls einige Meter nach vorne. Hinter mir lag ein Block aus Dunkelheit, ein komprimiertes Universum. Vaughans Hand strich über eine Oberfläche. Ich griff nach der Ablenkung, einen anderen Sender im Radio zu suchen. Der Unfall unterhalb der Überführung, sowie das Dröhnen der Walzen, hatten meine Reaktionen ausgelaugt. Die Möglichkeiten neuerlicher Gewaltakte, die um so aufregender waren, da sie lediglich meinen Verstand streiften, nicht aber meine Nervenenden, wurden von der deformierten Beschaffenheit der verchromten Fensterstrebe und der verbeulten Karosserie des Lincoln reflektiert. Ich dachte an Catherines frühere Untreue, alles Liaisons, die ich mir immer geistig vorgestellt, aber niemals selbst erlebt hatte.
Ein Angestellter verließ die Kabine und ging zum Zigarettenautomat neben der Schmiervorrichtung. Sein Spiegelbild im nassen Beton verschmolz mit den Lichtern der Wagen, die auf der Schnellstraße vorüberfuhren. Wasser troff von der Karosserie des Wagens vor uns. Der Strahl der Seifenlauge ergoß sich über die Scheiben und verbarg die Insassen, einen Steward und zwei Hostessen, vor meinen Blicken.
Als ich mich umwandte, sah ich, daß Vaughan die rechte Brust meiner Frau in der hohlen Hand hielt.
Ich fuhr mit dem Wagen in die freigewordene Anlage, wobei ich mich ganz auf das Fahren konzentrierte. Von den stationären Walzen vor mir tröpfelte das letzte Wasser herunter. Ich kurbelte die Scheibe herunter und suchte in der Tasche nach Kleingeld. Der plumpe Meridian von Catherines Brust sank gegen Vaughans Hand, der den Nippel flach zusammenpreßte, als wollte er eine ganze Garnison gieriger Männermünder damit füllen, oder aber die Lippen zahlloser le sbischer Sekretärinnen. Er streichelte den Nippel sanft, so daß sich um ihn herum die Haut zu winzigen Wärzchen der Lust noppte. Catherine blickte gefesselt auf diese Brust hinab, ihre Augen waren weit aufgerissen, als würde sie sie zum erster Mal in ihrer ganzen einzigartigen Geometrie sehen.
Unser Wagen war nun der einzige in der Waschanlage. Der Hof rings um uns her war verlassen. Catherine legte sich mit gespreizten Beinen zurück und näherte ihren Mund dem Vaughans, der ihn mit seinen narbigen Lippen berührte, wobei er jede Narbe einzeln gegen ihre Lippen drückte. Ich empfand diesen Akt als Ritual, das ohne jegliche gewöhnliche Sexualität vollzogen wurde, eine stilisierte Begegnung zweier Körper, die ihren Sinn für Bewegung und Kollision rekapitulierten. Vaughans Stellungen, die Art, wie er die Arme hielt, während er meine Frau auf der Rückbank
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