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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Metallscheibe mit dem Kopf des Kaisers exakt 12,4 Gramm Gold enthielt. Es gab größere und kleinere Münzen und dazu viele Silbermünzen, deren Wert deutlich niedriger lag als der der Goldmünzen. So reisten die Händler durch die Gegend und tauschten Tontöpfe gegen Silbermünzen, Silbermünzen gegen Waffen und so weiter. Sie reisten zwischen den verschiedenen Regionen und Ländern, und es spielte keine große Rolle, ob sie römische Münzen bei sich hatten oder keltische. Das Einzige, was zählte, war das Gewicht der Münzen in Gold oder Silber.
    Über Jahrhunderte war vollkommen klar: Nur Gold und Silber können Zahlungsmittel sein. Nur Gold und Silber sind aufgrund ihrer natürlichen Seltenheit immer wertvoll und jederzeit gegen Waren eintauschbar. Niemand wäre auf die Idee gekommen, Papier könne als Tauschmittel dienen. Das ging viele Jahrhunderte gut, bis es aufgrund des immer größer werdenden Handelsvolumens recht unpraktisch wurde, Gold- und Silbermünzen in großen Säcken mit sich herumzuschleppen, um irgendwo am anderen Ende des Reichs neue Ware einzukaufen. Also kam man zu der Erkenntnis: Ein Beglaubigungsschreiben wäre doch eine tolle Sache. So etablierte beispielsweise der Kreuzritterorden der Templer, die ihre Burgen in allen Ländern hatten und Gold und Silber in der jeweiligen Burg horteten, eines der ersten internationalen Zahlungssysteme.
    Das funktionierte so: Ein Kaufmann zahlte beispielsweise bei den Templern im heutigen Berlin-Tempelhof (damals Siedlung Tempelhove) einen bestimmten Betrag ein. Die Templer haben ihm über diesen Betrag ein Dokument ausgestellt, einen Kreditbrief. Diesen hat er dann auf seine Reise ins ferne Jerusalem mitgenommen, was ihm sicherlich einfacher gefallen sein dürfte, als mehrere Säcke Münzen über Berg und Tal zu schleifen. Dort hat er den Kreditbrief beim ortsansässigen Mutterhaus der Templer wieder in Münzen zurückgetauscht. Der internationale, bargeldlose Zahlungsverkehr war geboren. Diese Kreditbriefe der Templerzeit entsprechen in etwa dem, was wir heute als Geldschein kennen, jedoch mit einem kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Zu Zeiten der Templer wäre kein Kaufmann auf den absurden Gedanken verfallen, dass dieses Stück Papier wirklich Geld sein könnte. Es war ein Versprechen. Ein Versprechen der Templer, gegen Übergabe dieses Papiers eine gewisse Menge von Goldmünzen an den Überbringer auszuhändigen. Nicht mehr und nicht weniger. Man nennt ein solches System »Goldhinterlegungsstandard« oder einfach »Golddeckung«. Im Lauf der Zeit haben sich die Menschen so sehr an dieses bequeme Papier gewöhnt, dass die Händler untereinander gar nicht mehr auf der physischen Übergabe der Goldmünzen bestanden, die sie zur Weiterreise selbst wieder gegen einen neuen Kreditbrief hätten eintauschen müssen. Stattdessen wurde einfach der Kreditbrief von einem Händler an den anderen weitergegeben.
    Genau das Gleiche spielte sich bei der Gründung der Vereinigten Staaten ab. Gesetzliches Geld waren ausschließlich die vom Staat geprägten Gold- und Silbermünzen. Im Münzgesetz von 1792 bestimmte der Kongress den »United States Dollar« zur gesetzlichen Münze mit einem Silbergehalt von 24,05 Gramm. Die Prägung kleinerer Münzen wie halbe Dollar und Quarters (25-Cent-Münzen) mit entsprechendem Silbergewicht wurde ebenfalls genehmigt. Diese Münzen stellen bis heute das einzige Geld dar, das von der Verfassung der Vereinigten Staaten anerkannt wird. Der Dollar war also eine klare Größe. Jedermann wusste, ein Dollar sind 24 Gramm Silber. Basta. Sobald durch Abrieb das Gewicht einer Münze um mehr als1 Prozent abgenommen hatte, musste sie eingeschmolzen und durch eine neue ersetzt werden. Auf Manipulation oder gar Verringerung des Gewichts durch Absägen stand die Todesstrafe. So sehr war man bemüht, die Akzeptanz des Silberdollars durchzusetzen.
    Aber wie zu Zeiten der Kreuzritter wäre es auch im modernen Amerika ziemlich unhandlich, Säcke an Silbermünzen mit sich herumzutragen. Also erlaubte der Kongress den privaten Banken, den Händlern mit Hilfe des Gesetzes über gesetzliche Zahlungsmittel (»Zahlungsmittel«, nicht »Geld«!) »Noten« und »Briefe« auszustellen – also »Banknoten«. Kein Mensch wäre damals auf die Idee gekommen, dass es sich bei diesen Banknoten um Dollars handelte. Die Banken, die diese Banknoten ausstellten, nannte man, Sie ahnen es, »Notenbanken«. Es war klar, dass diese Noten an sich keinen Wert hatten,

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