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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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sich auch der Preis für Lebensmittel nach Angebot und Nachfrage richten. Aber nach echter Nachfrage. Nach Nachfrage von Essern. Die Milliarden von Dollar, Euro und Yen, die nur zu Spekulationszwecken in diese Märkte fließen, haben dort schlichtweg nichts verloren.
    Gibt es in dieser Welt mit Abertausenden von Anlagemöglichkeiten nicht auch für Sie eine Alternative zu Ihrem Investment in Grundnahrungsmittel? Bei allem Streben nach Gewinn und Rendite sollten doch Ethik und Moral auch noch eine Rolle spielen. Sonst sind wir nicht besser als die, die wir hier so hart kritisieren. Lassen Sie uns die Welt ein klein wenig besser machen, wo wir die Möglichkeit dazu haben.
    Wie wird heute Geld »geschaffen«?

    Es ist nicht nur der Staat, der Geld schafft, sondern es sind zum größten Teil private Banken. Die meisten Menschen haben nur eine vage Vorstellung davon, wie Geld heutzutage eigentlich entsteht. Durch Sprüche wie »Die Notenbanken werfen mal wieder die Druckerpresse an«, die ich selbst gerne verwende, wie ich gestehen muss, entsteht leider ein völlig falsches Bild von unserer »Geldschaffung«. Die tatsächlich geprägten Münzen oder gedruckten Geldscheine machen weniger als 10 Prozent des gesamten im Umlauf befindlichen Geldes aus. Der weit überwiegende Teil existiert nur elektronisch – zum Beispiel als Zahl auf Ihrem Kontoauszug.
    Am besten schauen wir uns die wundersame Geldschöpfung anhand eines Beispiels an: Sie gehen zur Pfefferminzia-Bank und zahlen 10 000 Euro in Scheinen auf ein Girokonto ein. Auf Ihrem Kontoauszug stehen jetzt 10 000 Euro. Logisch. Dann verleiht die Pfefferminzia-Bank diese 10 000 Euro an einen anderen Kunden, nennen wir ihn Hugo, und stellt ihm diese 10 000 Euro auf sein Girokonto. Jetzt haben Sie 10 000 Euro auf dem Konto, und Hugo verfügt ebenfalls über 10 000 Euro. Also können Sie jetzt gemeinsam 20 000 Euro ausgeben. Es wurden folglich 10 000 Euro einfach so aus dem Nichts heraus produziert. Klingt unglaublich, aber genau so funktioniert die Schaffung von Geld.
    Zugegeben, ich habe es etwas vereinfacht, es gibt da noch Dinge wie eine »Mindestreserve«, die die Europäische Zentralbank von den Banken einfordert, damit diese nicht so ganz unbegrenzt neues Geld produzieren können. So muss die Bank beispielsweise von Ihren 10 000 Euro 2 Prozent, also 200 Euro, bei der EZB hinterlegen und kann Hugo nur 9800 Euro Darlehen gewähren. Auf diese Weise soll eine unbegrenzte Vermehrung von Geld verhindert werden, was allerdings mehr symbolischen Charakter hat. Die USA haben diese Mindestreserve schon lange auf null Prozent zurückgenommen. Die Banken können so viel Geld erschaffen, wie sie Kreditnehmer finden.
    Wie sicher ist mein Geld bei meiner Bank?

    Gehen wir noch mal zu der ursprünglichen Konstellation zurück: Sie haben 10 000 Euro in Scheinen bei Ihrer Bank eingezahlt. Die Bank schreibt Ihnen 10 000 Euro gut. Gleichzeitig hat sie Hugo diese 10 000 Euro geliehen und auch seinem Konto gutgeschrieben. Im Tresor hat die Bank allerdings nur 10 000 Euro in Scheinen liegen. Wenn jetzt Hugo und Sie gleichzeitig zur Bank gehen und jeder von Ihnen sich diese 10 000 Euro in bar auszahlen lassen will, kann die Bank das gar nicht, da sie ja nur 10 000 Euro im Tresor hat. Die Bank wäre zahlungsunfähig. Das Banksystem mit Buchgeld funktioniert also nur so lange, bis viele Kunden gleichzeitig ihr Geld abheben wollen. Das passiert zum Beispiel dann, wenn die Menschen ihrer Bank nicht mehr trauen. Die Leute befürchten, dass ihre Bank Bankrott macht, und wollen das Geld abheben, bevor es weg ist. Denn das Geld, das sie eingezahlt haben, wird ja nicht für sie im Safe aufbewahrt. Sie haben mit der Einzahlung Ihrer Bank einen Kredit gegeben. Und wenn diese Bank nun Pleite macht und diesen Kredit an Sie nicht zurückzahlen kann, haben Sie eben Pech gehabt.
    Daher sind Gerüchte über Zahlungsschwierigkeiten einer Bank ein Spiel mit dem Feuer. Selbst wenn an dem Gerücht absolut nichts dran ist, kann es die Menschen dazu bewegen, zu ihrer Bank zu rennen und das Geld vom Konto abzuheben, also praktisch den an die Bank gegebenen Kredit sofort zurückzufordern. Man nennt das dann einen »Bank-Run« oder Bankensturm. Wie wir oben gesehen haben, kann keine Bank unseres Systems alle auf den Konten stehenden Summen auf einmal auszahlen. Sie hat dieses Geld ja gar nicht. Und genau deshalb kann ein hartnäckiges Gerücht eine intakte Bank binnen Stunden in die reale Pleite treiben.
    Erinnern Sie

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