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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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deren Tätigkeit darin besteht, Anteile an anderen Firmen zu besitzen, pikanterweise auch im Rüstungsgeschäft. Die Familie Bin Laden trat als Geldgeber auf, George Bush senior als Berater. 1998 und 2000 hat er denn auch zweimal die Familie in Saudi-Arabien besucht, der Zweck dieser Visiten ist nie bekannt geworden.
    Böse Zungen könnten behaupten, dass mit der Bush-Administration die US-Ölindustrie ein Regierungsmandat erhalten hat.
    Vor diesem Hintergrund erscheint beispielsweise der Irakkrieg in einem ganz anderen Licht. 2008 war ein Jahr des extremen Anstiegs der Ölpreise. In der Spitze explodierte der Preis auf 147 US-Dollar pro Fass. An der Zapfsäule sah man allerorten Menschen mit verweinten Augen den Tankdeckel schließen, und alle Welt fragte sich: »Warum, um Himmels willen, ist der Ölpreis so hoch?« Die »Experten« haben uns die tollsten Erklärungen angeboten, so dass ich mich in einem Zustand zwischen Schenkelklopfen und Kopf-auf-die-Tischplatte-Schlagen befand. Die erste Erklärung war: Wir haben eine Ölknappheit! Merkwürdigerweise wurde aber nirgends ein Tanker leer zurückgeschickt. Nirgends wurde eine Raffinerie nicht beliefert. Die nordafrikanischen Ölförderländer haben sich sogar geweigert, die Ölproduktion zu erhöhen. Das sei völlig überflüssig, da absolut genug Öl auf dem Markt sei, um alle Nachfrage zu versorgen. Die zweite Erklärung war: Die bösen Asiaten brauchen so viel Öl! Doch das Wirtschaftswachstum in Asien hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits abgekühlt. Ohnehin vollzieht sich der Mehrverbrauch einer ganzen Volkswirtschaft langsam und kontinuierlich; der Verbrauch verdoppelt sich nicht binnen weniger Monate, wie es der Ölpreis getan hat. Im Gegenteil: Während der Höchststände im Ölpreis gingen wir an den Finanzmärkten längst von einer deutlichen Abkühlung der Weltkonjunktur, wenn nicht sogar von einer weltweiten Rezession aus. Das ist nicht gerade der Stoff für eine künftig hohe Ölnachfrage.
    Zu dieser Zeit waren die großen amerikanischen Autobauer bereits in größten Schwierigkeiten, weil niemand mehr ihre spritfressenden Pickups und Geländewagen kaufen wollte. Sogar die als ökologisch unbelehrbar geltenden amerikanischen Verbraucher hatten plötzlich das Benzinsparen entdeckt und stiegen auf Kleinwagen um oder ließen das Auto gleich ganz in der Garage. Das Verkehrsministerium meldete elf Milliarden gefahrene Meilen weniger pro Monat – wobei sich mir noch immer nicht ganz erschließt, wer die gezählt haben will.
    Kurzum: Es gab keinen Grund für einen so hohen Ölpreis. Ach ja, zuletzt waren es die Spekulanten, die ungehemmt auf Öl gesetzt haben sollen. Das habe ich als persönliche Beleidigung aufgefasst. Ich bin schließlich selbst (Berufs-)Spekulant. Und ich kenne eine Menge Spekulanten. Viele von ihnen sind auch – na, sagen wir: »speziell«. Aber keiner von denen wäre so wahnsinnig, bei Kursen über 120 US-Dollar pro Fass auf einen weiter steigenden Ölpreis zu wetten, wenn nicht einmal der Verdacht einer »Story« im Raum steht. Einer Story, die lautet: »Der Ölpreis wird weiter steigen, weil …« Doch genau dieses »weil« blieb unbeantwortet. Also würde auch kein halbwegs klar denkender Spekulant darauf wetten. Im Gegenteil, er setzt auf fallende Kurse. Doch der Preis kam lange nicht zurück, sondern stieg weiter bis auf wahnwitzige 147 US-Dollar pro Fass. Öl! Nicht Whisky oder Chanel No. 5!
    Was steckte wirklich dahinter? Hier eine viel interessantere Theorie: Besonders bei »politischen« Preisen wie dem Ölpreis, dem Goldpreis oder Lebensmittelpreisen muss die Frage lauten: Wer hat ein Interesse an diesem oder jenem Kurs? Wer hatte also Interesse an einem extrem hohen Ölpreis? Die Saudis? Nein! In den vergangenen Jahrzehnten haben die Ölförderstaaten immer wieder bewiesen, dass ihnen an einem »vernünftigen« Preis gelegen ist. Denn wenn der Preis zu hoch steigt, wird die Welt sich sehr schnell nach Alternativen umschauen. Dann ist zum Beispiel ein Elektro- oder Wasserstoffauto plötzlich sehr schnell rentabler als ein Benzinauto. Damit würden die Einnahmen der Scheichs wegbrechen, und daran ist ihnen weiß Gott nicht gelegen. Also die bösen Chinesen? Nein! Die sind selbst auf einen niedrigen Ölpreis angewiesen, um ihr Wachstum aufrechtzuerhalten.
    Also, wer war dann an einem superhohen Ölpreis interessiert?
    Die Antwort liegt in den USA selbst: Seit 1982 bestand ein Verbot, an den Ost- und Westküsten nach Öl zu

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