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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Finanzsystems zu einem geheimen Treffen beordert. Vermutlich wurden auf diesem Treffen, an dem neben Bernanke und den Mitgliedern des Fed auch die Vertreter der wichtigsten US-Banken sowie Abgesandte der großen amerikanischen Börsen teilgenommen haben sollen, folgenschwere Entscheidungen für die weitere Entwicklung der Krise getroffen. Zunächst kam man wohl überein, dass ein weiterer Einbruch der Aktienmärkte die Situation binnen Tagen explodieren lassen würde. Die »Big Ones« verpflichteten sich, die Märkte durch massive Käufe zum Ende der Handelssitzung wieder auf ein unkritisches Niveau zu ziehen. Das dafür benötigte Geld würde das Fed zur Verfügung stellen, das selbst nicht in die Aktienmärkte eingreifen darf. Diese Teilnehmer wussten bereits, dass Bernanke am darauffolgenden Tag seinen Teil des Deals durch eine – für alle anderen – überraschende Zinssenkung erfüllen würde.
    Der Plan ging auf. Der Dow Jones stieg an diesem Tag um weitere 316 Zähler oder 2,5 Prozent in der Spitze. Der Dax explodierte in den folgenden Stunden sogar um 300 Punkte, was einem Sprung von 4,3 Prozent aus dem Stand heraus entspricht. Natürlich hat das viele Marktteilnehmer, die sich in den letzten Tagen von Beständen getrennt hatten, eiskalt erwischt, nicht jedoch diejenigen, die bereits am Vortag über den bevorstehenden Zinsschritt informiert waren. Über deren Gewinn bei dieser Aktion darf trefflich spekuliert werden.
    Natürlich beruht ein Teil des geschilderten Ablaufs auf Gerüchten und Spekulationen, aber unter Würdigung aller bekannten Umstände erscheint mir dieses Szenario als durchaus wahrscheinlich.
    Danach folgten im Abstand von drei Monaten weitere kleine Zinsschritte von jeweils 0,25 Prozent, die von den Märkten relativ unaufgeregt zur Kenntnis genommen wurden, da sie zum jeweiligen Zeitpunkt erwartet worden waren.
    Jetzt kann man natürlich sagen: »Gott sei Dank gibt es dieses PPT! Die haben erst mal das Schlimmste verhindert.« Aber auch hier zitiere ich wieder Folker Hellmeyer: »Erst stirbt der freie Markt, dann stirbt die Demokratie!«

    Die Regierung Bush

    Wir haben zur Zeit ein Phänomen, das meines Wissens in dieser Dimension einmalig in der US-Geschichte sein dürfte. Es war schon immer so, dass die Einflüsse der Wirtschaft auf die Politik groß waren. Es gab schon immer Lobbyarbeit und Einflussnahme. Aber was sich in den letzten Jahren in den USA zugetragen hat, ist – jedenfalls solange man von demokratischen Staaten sprechen möchte – kaum mehr zu übertreffen.
    Was schätzen Sie, wie viel »Condoleezza Rice« wiegt? Die Antwort lautet: 129 000 Bruttoregistertonnen! Condoleezza Rice war nämlich nicht nur Außenministerin der USA unter George W. Bush, sondern auch der Name eines Öltankers unter der Chevron-Flagge. Bevor Miss Rice nämlich als Sicherheitsberaterin in die Regierung Bush eintrat, war sie zehn Jahre lang Direktorin von Chevron, einer der größten Ölfirmen der Welt. Nach ihrem Regierungseintritt wurde der Tanker in »Altair Voyager« umbenannt.
    Und Dick Cheney, Vizepräsident unter George W. Bush, war vor seiner Amtszeit Präsident eines anderen großen Unternehmens: Halliburton – eines der größten Ölexplorationsunternehmen der Erde, das mit Cheney an der Spitze im Irak in den neunziger Jahren millionenschwere Geschäfte abgeschlossen hat. Auch nach dem Irakkrieg hat das Unternehmen dort glänzend verdient. Nach dem Löschen der Brände im Irak sollte die Ex-Firma von Dick Cheney auch den Wiederaufbau und die Organisation des Ölhandels verantworten, meldete das Managermagazin bereits am 3. Mai 2003. So viel Erfolg honorierte auch die Börse: Die Aktie von Halliburton legte allein in den ersten vier Monaten des Jahres 2003 um 22 Prozent zu. Später war die Geschäftstüchtigkeit des Unternehmens selbst George W. Bush zu viel. Wie Spiegel Online am 13. Dezember 2003 meldete, kritisierte der US-Präsident den Konzern, er habe für Benzinlieferungen an die US-Truppen 60 Millionen US-Dollar zu viel berechnet.
    Auch die Familie Bush war zumindest bis 2001 geschäftlich im Nahen Osten engagiert – und ausgerechnet mit dem Clan der Bin Ladens verbunden. Salem Bin Laden, der von 1976 bis 1988 die Geschäfte der Saudi Binladin Group leitete, verbanden gemeinsame Ölinteressen mit der Familie Bush. Er starb freilich 1988 bei einem Flugzeugabsturz. Im Mittelpunkt der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Bushs und den Bin Ladens stand die Carlyle Group, eine Holding,

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